101 - Der Seelensauger
bekannt war.
Er hatte keinen Mann gerettet, sondern eine Frau mit erhabenen Zügen, feingeschnittenem glattem Gesicht und goldgesprenkelten Augen.
Das war Cuca, die Mutter seines Sohnes!
***
Aus dem Feuerkegel trat Mago, der Schwarzmagier und Jäger der abtrünnigen Hexen. Das züngelnde rote Licht fiel hinter ihm zusammen wie ein achtlos weggeworfener Umhang.
Er trug ein braunes Lederwams, hatte eine granitgraue Haut und spitze Ohren. Er war hager und wirkte schwach, aber von seinem Äußeren durfte man sich nicht täuschen lassen.
Ihm standen Kräfte zur Verfügung, die man nicht unterschätzen durfte. Sein Blick wieselte über die aufgebrochenen Gräber. »Atax war hier!« zischelte er mit seiner schwarzen, gespaltenen Schlangenzunge.
»Er wollte Arma vernichten«, berichtete Metal.
Mago musterte die Zauberin feindselig. »Endlich wollte Atax einmal etwas tun, wogegen ich nichts einzuwenden hätte.«
»Du darfst in ihr keine Feindin sehen«, sagte Metal fest. »Sie steht nicht mehr auf Atax' Seite.«
»Weil er sie fallenließ.«
»Ich hatte auch so die Absicht, mich von ihm zu trennen«, sagte die Zauberin.
»Um dich uns anzuschließen?« fragte Mago lauernd.
»Ja«, log Arma.
»Endlich weißt du, wohin du gehörst«, sagte der Schwarzmagier zufrieden. »Es hat lange gedauert, bis du zur Einsicht kamst.«
»Laß uns die Vergangenheit vergessen«, schlug Metal vor. »Ziehen wir einen Schlußstrich. Du darfst ihr ihr Bündnis mit Atax nicht nachtragen, Mago. Wichtig ist nur, daß sie sich nun uns angeschlossen hat. Somit steht Atax ziemlich allein da.«
Mago hob die knöcherne Hand. »Vorsicht. Keine voreiligen Schlüsse. Atax kann Verbündete haben, die wir nicht kennen. Außerdem wird er in verstärktem Maße versuchen, sich mit den Grausamen 5 zusammenzutun.«
»Höllenfaust wird ihn abermals abweisen«, sagte Metal überzeugt. »Weil Atax ihm nämlich nichts zu bieten hat, was den Anführer der Grausamen 5 reizt.«
»Höllenfaust ist unberechenbar«, gab Mago zu bedenken. »Was er heute sagt, muß nicht unbedingt auch morgen Gültigkeit haben. Wenn es Atax gelingt, sich Höllenfausts Unterstützung zu sichern, kann das eine Menge Staub aufwirbeln.«
»Dann sollten wir Atax zuvorkommen«, meinte Metal.
Doch Mago schüttelte den Kopf. »Ich möchte mit den Grausamen 5 nichts zu tun haben. Man weiß bei ihnen nie, woran man ist. Ehe du dich's versiehst, fallen sie dir in den Rücken.«
»Das könnte dann doch auch Atax passieren«, sagte Metal.
»Natürlich. Er wird sich verdammt vorsehen müssen, wenn er sich mit ihnen einläßt.«
»Vielleicht braucht er deshalb das Höllenschwert«, sagte Arma.
Mago sah sie durchdringend an. Er hatte Mr. Silver das Höllenschwert gestohlen und es eine Zeitlang besessen. Als Atax ihm ein Bündnis vorschlug, erteilte er ihm eine glatte Abfuhr, worauf die Seele des Teufels dafür sorgte, daß Mago das Höllenschwert wieder verlor.
Seit damals waren sie sich spinnefeind.
»Wie war das?« fragte der Schwarzmagier. »Er will sich Mr. Silvers Höllenschwert holen?«
»Nicht Mr. Silvers«, stellte die Zauberin richtig. »Er will Farrac befreien, damit dieser ein Höllenschwert für ihn schmiedet.«
Mago kniff die Augen zusammen. »Weiß er denn, wo Farrac lebt?«
»Noch nicht, aber er wird es herausfinden.«
Mago warf Metal einen nervösen Blick zu. »Mit einem Höllenschwert könnte er Höllenfaust zum Bündnis zwingen. Das bedeutet, wir müssen verhindern, daß Atax den Schmied findet und befreit. Sonst bekommt er eine Waffe in die Hand, die ihn für uns zur tödlichen Gefahr macht.«
***
Cuca!
Mr. Silver war sichtlich überrascht. Er hatte angenommen, sie würde nicht mehr leben, und nun traf er sie hier, mitten in dieser Eiswüste.
Mit Yappoo konnte sie nicht unter einer Decke stecken, sonst wären die Kristallwölfe nicht über sie hergefallen. Was hatte die Mutter seines Sohnes hier zu suchen?
Der Ex-Dämon kam nicht dazu, ihr irgendwelche Fragen zu stellen, denn der verzweifelte Hilfeschrei eines Mädchens gellte durch den Iglu. Diesen Schrei mußte ein Opfer von Yappoo ausgestoßen haben!
Mr. Silvers Blick richtete sich auf die Öffnung in der Igluwand. Er sah die flachen Stufen, die nach unten führten, sah das unnatürlich blaue Licht, von dem die Höhle erhellt war, und griff nach dem Höllenschwert.
Er konnte nicht bei Cuca bleiben. Jemand brauchte dringend Hilfe, befand sich in Lebensgefahr. Der Ex-Dämon wußte nicht, ob Cuca noch da
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