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101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag

101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag

Titel: 101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ausdrucksvolle Gesicht war lieblich wie
der Kopf einer Porzellanpuppe. Die kleine Nase, der schöngeschwungene Mund, die
hohen, etwas hervorstehenden Backenknochen, die dem Gesicht einen
unverwechselbaren, typischen Ausdruck verliehen, das alles wirkte, als hätte
ein Künstler dieses Antlitz geformt.
    Areis atmete tief und lautlos.
    Niemand merkte ihm seine Erregung an.
    Er war mit dem Mädchen, das zu Lebzeiten so
fern von ihm gewesen, das er nie hätte lieben dürfen, allein!
    Unwillkürlich wandte er den Kopf, blickte in
die Runde und vergewisserte sich, daß außer ihm sich wirklich niemand in der
Kammer befand.
    Um seine Lippen zuckte es.
    Triumph! Er erlebte einen ersten Triumph ...
    Die Öllichter waren so aufgestellt, daß sie
den weißen, makellosen Leib in matten Schein tauchten, und das unruhige Licht
trug mit dazu bei, den Eindruck zu erwecken, als ob Nafri nur schliefe und
sanft atme.
    Areis leckte sich über die Lippen. In seinen
dunklen Augen glomm ein seltsames Licht.
    Er öffnete die buntgefärbte Tasche, die er
die ganze Zeit über wie seinen Augapfel gehütet hatte. Hier befanden sich die
Utensilien, die er für das geheimnisvolle magische Ritual benötigte.
    In etwa zehn Zentimeter hohen gläsernen
Gefäßen befanden sich die zerriebenen Kräuter, die Essenzen und Harze.
    Damit begann er.
    Er warf das aromatisch duftende Leinentuch
einfach zur Seite und fing an, den Körper mit einer glasklaren Essenz
einzureiben. Wohlriechende Duft verbreiteten sich.
    Den seines Blutes und seiner Organe beraubten
Körper Nafris rieb er von innen und von außen ein, wie man ein Tier einsalzt,
dem man die Eingeweide herausgenommen hat.
    Die langen, seidigen Wimpern der schönen
Toten berührten beinahe die Wangen, die bleich und farblos waren.
    Über eine Stunde lang bearbeitete Areis die
Leiche mit verschiedenen Essenzen. Es roch, als ob ein Dufthändler verschiedene
Parfüme mische. Seltene Harze und Öle fanden Verwendung, die normalerweise auch
bei der Einbalsamierung, für die es noch zu früh war, nicht berücksichtigt
wurden.
    Über diese Stoffe verfügte nur er. Niemand
sonst.
    Sorgfältig verschloß er wieder die Fläschchen
und verstaute sie tief in seiner Tasche.
    Der erste Schritt war getan!
    Areis nahm ein kleines, goldblitzendes Messer
aus der Tasche und klappte es auf.
    Jetzt kam eine entscheidende Phase Er nahm
die Hand der Toten, drehte sie herum und schnitt die Pulsader auf. Dann öffnete
er sich mit einem kurzen schnellen Schnitt die Kuppe seines rechten
Mittelfingers.
    Ein dicker, dunkler Blutstropfen quoll
hervor. Er drückte den geöffneten Finger auf die leere Pulsader der
Pharaonen-Tochter.
    „Mein Blut wird zu dir kommen, schöne kleine
Nafri“, murmelte er mit dumpfer Stimme. Auf seiner hohen, glatten Stirn perlte
der Schweiß. Seine großen, kräftigen Hände zitterten nicht. Es war so vieles an
ihm, was nicht zu einem alten Mann, den er zu sein vorgab, paßte.
    Seine Hände waren jugendlich frisch. Seine
Haltung ebenso. Eine geheimnisvolle Spannkraft erfüllte ihn, über die er nicht
verfügt zu haben schien, als er zum Pharao geführt wurde.
    „Schöne, kleine Nafri! Wie oft habe ich dich
aus der Ferne bewundert. Ich wollte dir immer nahe sein . .Seine Stimme zitterte leicht, und sein lüsterner Blick war auf die Brüste, auf
den schlanken Hals und die geschwungenen, blassen Lippen gerichtet. „Aber du
warst unerreichbar für mich. Wie sehr ich dich geliebt habe, hast du nie
erfahren! Nie erfahren zu deinen Lebzeiten! Meine Sehnsucht nach dir habe ich
nie stillen können. Ich habe eine Dummheit gemacht, sagen die anderen. Damals,
als ich neben Isis und Osiris nach dem schrecklichen Gott Orus suchte. Ich habe
ihn gefunden. Ich habe ihm mein Leben geweiht, aber ich mußte mit dem Tod
bezahlen. Mit deinem Tod! Dafür hake ich sein Versprechen: wir werden nach dem
Tod zusammen sein. Es wird der Tag kommen, wo dein Ka deinen Körper, Cha, wiederfinden wird. Das ist unser Glaube, und
es ist mein Wissen. Orus hat es mir bestätigt. Durch Osiris haben wir nie ein
Zeichen erhalten, daß es so sein wird. Abér ich weiß es
nun. Der Tod ist kein Abschluß .. . Die anderen Priester wissen nichts . . ,
Sie behaupten nur zu wissen und tun nur so. Über den körperlichen Tod hinaus,
bis in alle Ewigkeit, wird unser Leben, unsere Liebe existieren. Nach dem Tod
des Körpers fliegt Ka frei umher. Um aber die Wiederkehr des Ka zu ermöglichen,
ist es wichtig, sein Gefäß, die menschliche Hülle, zu

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