Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag

101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag

Titel: 101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
erhalten. Instinktiv
machen unsere Priester das richtig. Sie wissen bloß nicht, warum. Sie sind
Schwachköpfe. Wenn es nämlich gelingt, den Körper einige tausend Jahre lang vor
der Verwesung zu schützen, dann wird Ka den freien Flug durch die jenseitigen
Welten vollzogen haben und in das Cha zurückkehren. So wird es bei dir
und mir sein. Ich werde dafür sorgen, daß auch mein Körper so perfekt
mumifiziert wird, daß die Hülle erhalten bleibt. Und dann werden wir uns
Wiedersehen. Anders als in diesem Leben, in dieser Gegenwart. Es wird - irgendwann
- eine neue Gegenwart für uns geben, kleine Nafri, das verspreche ich dir. Aber
damit alles so sein kann, wie ich gerne möchte, ist es wichtig, daß du mich mal
gesehen hast, daß du weißt, wer ich bin, daß du den Mann wiederfindest, der
dich für alle Zeiten liebt... ich .. .“ Er unterbrach sich. Er zuckte zusammen.
    War da nicht ein Geräusch gewesen? Er hielt
den Atem an und lauschte.
    Areis’ Herz klopfte ihm bis zum Hals. Es kam
ihm so vor, als antworte der Herzschlag im gleichen Rhythmus aus der Brust
Nafris. Aber das war eine Täuschung. Es war sein eigenes Blut, das in ihren
Adern pulsierte, das ihrer Haut eine lebendige Frische verlieh.
    Ihre Wangen glühten, das Rot war wieder in
ihre schönen, duftenden Lippen zurückgekehrt. Es verlockte ihn, sie zu küssen.
    Sein Herz schlug für sie beide. In Nafris
Adern floß ein Teil seines Blutes, ihr Kreislauf war ein einziger.
    Mit glühenden Augen blickte er sich um.
    Niemand sollte ihn stören.
    Es wäre schrecklich, wenn jetzt jemand dazukäme.
Das Ritual war noch nicht zu Ende. Es durfte auch nicht unterbrochen werden! Er
mußte es erst abschließen. Dann würde er dem Pharao Bescheid sagen lassen,
damit er seine für wenige Minuten wiederbelebte Tochter sehen konnte.
    Die Verwirrung und das scheinbare Glück der
Familie mußte er nutzen, um aus dem Palast zu verschwinden und unterzutauchen.
Er hatte Freunde. Auf die konnte er sich verlassen. Mehr als man unter der
Priesterschaft vermutete, mehr als auch Kha-Chem, der Oberpriester, ahnte.
    Er schluckte.
    Er hatte sich ablenken lassen.
    Ein leichtes Zittern lief durch den Körper
der Toten.
    Hierauf mußte er sich konzentrieren
.. .
    „Nafri, kannst du mich hören?“
    Er beugte sich über sie. Ihre fast
durchscheinenden Augenlider zitterten leicht wie Schmetterlingsflügel.
    Areis nahm Nafri in die Arme und löste den
Finger von der Öffnung ihrer Pulsader.
    Der Körper war weich und geschmeidig, und die
Wärme des Blutes erfüllte ihn.
    Nafri atmete nicht, kein Herz schlug in ihrer
Brust - und doch öffnete sie mit einem Mal ihre Augen!
    Dunkel wie Vollreife Kirschen waren sie.
    Ein leichtes Lächeln spielte um die roten
Lippen.
    Areis hielt den Oberkörper Nafris mit einer
Hand gestützt, während er mit der anderen über sein Gesicht und seinen Kopf
fuhr.
    Sein Schopf bewegte sich
...
    Eine Perücke!
    Der Bart befand sich plötzlich nicht mehr in
seinem Gesicht.
    Er, der Alte, der aussah wie ein Greis, war
höchstens vierzig.
    Seine Züge waren straff, die Winkel um seine
Lippen allerdings waren scharf und tief eingegraben. Der unansehnliche Bart
hatte manches verborgen, so die scharfe Kerbe unter der adlerförmig gebogenen
Nase.
    „Sieh mich an, Nafri! Präg dir mein Gesicht
ein“, flüsterte er, und sein Herz schlug wie rasend. „Kannst du mich sehen?“
    Die dunklen, feuchtglänzenden Augen musterten
ihn. Die Lippen der ins Leben Zurückgerufenen bewegten sich leicht.
    Wie ein Hauch war die Stimme der schönen
Pharao-Tochter. „Ja, ich sehe dich.“
    Er riß sie an sich.
    Er bedeckte ihr Gesicht und ihre Lippen mit
heißen Küssen.
    Das Verlangen, dieser Frau seine Liebe zu
beweisen, wurde zu einer alles verbrennenden Flamme in
seinem Bewußtsein.
    Er vergaß seine Umgebung. Alles um ihn herum
versank hinter einem düsteren, wabernden Nebelschleier.
    Er wähnte sich allein.
    Aber das Geräusch vorhin... er hatte sich nicht
getäuscht.
    Da war jemand!
    Nicht im Raum, aber außerhalb ...
    Unterhalb der Decke der Kammer lief eine
breite, aus farbigen Jenseitsdarstellungen zusammengestellte Borde. Seltsame
Fabeltiere, Kämpfe mit schrecklichen Untieren aus einem höllischen Reich und
der Kampf der schwerterbewehrten Seele Khou wurden in allen Details
dargestellt.
    Die Figuren auf der Borde waren groß.
    Das Auge eines Fabeltieres bewegte sich.
Lautlos wurde eine Klappe vorgeschoben. Der heimliche Beobachter fuhr sich mit
zitternder Hand übers

Weitere Kostenlose Bücher