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101 - Gangster in London

101 - Gangster in London

Titel: 101 - Gangster in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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lag halb bewußtlos unter Putz und Trümmern. Als er sich langsam wieder erhob, schmerzten ihm alle Glieder. Die Tür zu seinem Zimmer hing nur noch in den Angeln, und erstickende Rauchwolken qualmten aus dem Raum. Seine rechte Hand, mit der er das Licht angedreht hatte, war wunderbarerweise unverletzt geblieben; nur ein paar geringfügige Abschürfungen zeigten sich.
    Das Hotel lag fünf Minuten im Dunkeln. Von unten her ertönten Rufe und Stimmengewirr. Laute Gongschläge meldeten Feueralarm.
    Jiggs leuchtete mit seiner Taschenlampe das Zimmer ab. Alles lag in Trümmern: Teile der Decke waren eingebrochen, die Fenster auf die Straße gestürzt, die Möbel in Stücke gerissen... Er starrte verstört um sich. »Also auch hier Bomben!« Offenbar hatte man die Bombe auf den Tisch gestellt und die Zündung mit dem elektrischen Lichtschalter in Verbindung gebracht. Wäre Jiggs ins Zimmer getreten und hätte erst dann den Schalter gedreht, so wäre auch er in Stücke gerissen worden...
    Als er den Korridor entlangging, hörte er die Alarmglocken der Feuerwehrwagen. An der Treppe traf er den bleichen Hoteldirektor, der vor Schreck kaum sprechen konnte.
    »Es war nur eine Bombe«, erklärte Jiggs. »Sehen Sie bitte nach, ob jemand in den anderen Zimmern verletzt worden ist!«
    Glücklicherweise standen zu dieser Tageszeit fast alle Räume leer. Jiggs' Wohnzimmer lag unmittelbar über einer Hotelgarderobe, deren Decke zum Teil eingestürzt war. Wie durch ein Wunder war niemandem etwas geschehen.
    Nachdem die Feuerwehr einen unbedeutenden Brand gelöscht hatte, inspizierte Jiggs sein Schlafzimmer. Die Trennungswände waren vollständig zusammengebrochen. Ein großes Loch zeigte die Stelle an, wo früher der Kleiderschrank gestanden hatte. »Ich brauche nun wenigstens nicht viel zu packen«, sagte er in philosophischer Ruhe. Er versuchte mit Scotland Yard zu telefonieren, aber die Fernsprechleitung funktionierte nicht.
    Vorm Hotel war eine große Menschenmenge zusammengeströmt, und Ansammlungen waren im Augenblick gefährlich. Jiggs verließ deshalb das Gebäude durch einen hinteren Ausgang und fand eine Telefonzelle, von der aus er Terry anrief.
    »Würden Sie einem heimatlosen Chikagoer Polizisten Obdach gewähren, der nur noch einen halbverbrannten Schlafanzug und eine von Pulverdampf geschwärzte Zahnbürste besitzt?«
    Terry sagte selbstverständlich zu. »Ich komme zum Hotel und hole Sie ab!«
    »Wählen Sie vorsichtigerweise den Hintereingang!« warnte Jiggs. »Vorm Frontportal lauern innerhalb der Menge sicher ein paar Gangster - mit gezückten Pistolen, um Sie niederzuknallen!«
    Das war natürlich übertrieben, aber es hätte auch genügt, wenn nur einer der amerikanischen Pistolenhelden auf ihn gewartet hätte.
    Die beiden fuhren dann mit dem geringen Gepäck, das Jiggs aus dem Schiffbruch gerettet hatte, nach Scotland Yard.
    »Ich dachte mir schon, daß sie hier auch Bomben verwenden würden«, meinte Allerman unterwegs. »Solch eine Bombe gehört zur Ausrüstung jedes Gangsters.« Schließlich heiterten sich seine Züge wieder auf. »Auf alle Fälle kann man's als eine Art Kompliment für mich auffassen: Die edlen Herren halten mich für so gefährlich, daß sie mir in erhöhtem Maße ihre Aufmerksamkeit schenken. Wer hat übrigens die Affäre zu bearbeiten?«
    »Tetley. Der Präsident hat ihn nach Scotland Yard gebracht, damit er bestimmte Spezialfragen erledigt. Er ist ein ganz schlauer Kerl, steht aber in keinem besondes guten Ruf. Er hat mir zu viel Geld, als daß ich damit einverstanden sein könnte. Möglich allerdings, daß er's auf ehrliche Weise erwarb...«
    »Das wäre sicher möglich«, erwiderte Jiggs ironisch. »Aber was er jetzt hat, ist wenig im Vergleich zu dem, was er in drei Monaten auf der Bank haben wird... Das heißt: wenn er seinen Mammon rechtzeitig in Sicherheit bringen kann! Was ich kaum glaube... «

15
    Später, am Abend, wurden Teile der Bombe zum Scotland Yard gebracht und von Spezialisten genau untersucht.
    »Gutes Material!« bemerkte Jiggs. »Vermutlich haben sie irgendwo in London eine Fabrik für Bomben eingerichtet. Diese hier ist allerdings in Amerika hergestellt worden; das werden Ihre Chemiker bei eingehender Untersuchung feststellen.« Inspektor Tetley, der die Bombenstücke gebracht hatte, erstattete einen kurzen, wenig aufschlußreichen Bericht. Es war niemand beobachtet worden, der Allermans Zimmer betreten hätte. Drei Viertelstunden vor der Katastrophe war das

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