101 - Gangster in London
Stubenmädchen in den Räumen gewesen und hatte nichts Außergewöhnliches entdeckt. »Hier ist eine Liste aller Hotelgäste!« Tetley legte einen beschriebenen Bogen auf den Tisch. »Wie Sie sehen, hab' ich die Namen nach den Stockwerken zusammengestellt. Auf der Etage, in der unser Jiggs... «
»Für Sie bin ich immer noch Captain Allerman!«
»Verzeihung...! Also: Auf der Etage von Captain Allerman wohnten Lady Kensil und ihre Zofe, ferner Mr. Braydon aus Bradford, der amerikanische Filmschauspieler Charles Lincoln und Mr. Walter Harman mit Familie aus Paris.«
Jiggs beugte sich über den Tisch und warf einen Blick auf die Liste. »Mr. John Smith aus Leeds scheinen Sie vergessen zu haben, Inspektor?«
Tetley sah ihn unsicher an. »Das ist die Liste, die mir von der Hotelleitung gegeben wurde.«
»Ja - und wie steht's mit diesem John Smith aus Leeds?« beharrte Jiggs. »Ich habe mit dem Hoteldirektor telefoniert und mir die Namen der Leute durchsagen lassen, die auf meinem Stock wohnten. Darunter befand sich auch...«
»Das hat er mir nicht gesagt!« entgegnete Tetley schnell.
»Das hat er Ihnen nicht nur gesagt, sondern er hat Ihnen sogar ausdrücklich mitgeteilt, daß er diesen Mr. Smith für stark verdächtig hielte, weil der Mann mit einem merkwürdigen Akzent spräche.« Peinliches Schweigen...
»Hm - ich besinne mich jetzt«, erwiderte Tetley dann gleichgültig. »Der Hotelier redete derartig konfus über ihn, daß ich's wohl vergessen haben mag, den Namen aufzuschreiben.« Er nahm einen Bleistift aus der Tasche und holte das Versäumte nach.
»Hat er auch darauf hingewiesen«, fuhr Jiggs fort, »daß Mr. John Smith der einzige war, den er seit der Explosion nicht gesehen hat, und daß sich kein Gepäck in seinem Zimmer befand, als es geöffnet wurde?«
»Nun?« forschte Wembury, als Tetley mit der Antwort zögerte. »Er hat, glaube ich, mir gegenüber nichts davon erwähnt«, entgegnete der Inspektor kühl. »Möglich, daß er mit Captain Allerman darüber gesprochen hat, aber nicht mit mir. Im übrigen hab' ich meine Nachforschungen noch nicht abgeschlossen. Ich dachte, Sie brauchten die Bombenstücke dringend; deshalb kam ich so schnell als möglich her.«
»Gut! Dann gehen Sie jetzt!« sagte Wembury kurz. »Und machen Sie sich auf die Suche nach John Smith aus Leeds!« Jiggs wartete, bis sich die Tür hinter dem Inspektor geschlossen hatte. »Ich möchte nichts gegen die Londoner Untersuchungsmethoden sagen - aber mir scheint doch, daß er das hätte melden müssen...«
Wembury nickte. »Ich bin ganz Ihrer Ansicht.«
»Nehmen wir mal an, es käme jemand in Verdacht - wie würde er dann nach den Regeln von Scotland Yard behandelt? Nehmen Sie ihn höflich vor und stellen ein paar Fragen an ihn? Oder gehen Sie etwas handgreiflicher und - hm - wirksamer mit ihm um?«
Wemburys Augen blitzten auf. »Wir behandeln solche Leute wie anständige Menschen. Wenn wir allzu peinliche Fragen wegen ihres Vorlebens an sie richten, dann steht nachher ein Mann im Parlament auf und richtet seinerseits ein paar unangenehme Fragen an den Innenminister. Woraufhin der kühne Beamte entlassen wird...«
Jiggs nickte. »Wenn Sie einen von der Bande fangen, wird Ihnen hoffentlich klarwerden, mit wem Sie's zu tun haben. Das sind die ausgekochtesten Verbrecher, die es jemals gab. Ich jedenfalls werde mich nicht an dieses blöde Gesetz halten - und ich hoffe, auch hier in London einen Platz zu finden, wo ich meine Methoden anwenden kann!«
Jiggs fuhr dann mit Terry nach Hause und übernachtete in dessen Gastzimmer.
Beide hatten einen sehr gesunden Schlaf. Jiggs hörte die Telefonglocke erst, nachdem sie zehn Minuten Sturm geläutet hatte. Als er auf den Gang hinaustrat, erschien auch Terry.
»Wieviel Uhr?« fragte Jiggs.
»Halb drei.«
»Wo ist das Telefon?«
»Im nächsten Zimmer!«
Terry folgte Jiggs und stand neben ihm, als der Amerikaner den Hörer abnahm.
Jiggs hörte eine Zeitlang schweigend zu, dann sah er auf. »Scotland Yard... Der Name des Mannes, den uns der Präsident nicht verraten wollte, ist George Gilsant!« »Woher wissen Sie das?« fragte Terry erstaunt.
»Er wurde um Mitternacht am Bahndamm gefunden, und zwar im Pyjama. Die Kerle haben ihm etwas Blei in den Körper gepumpt... «
Terry riß ihm den Hörer aus der Hand.
»Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen«, erklärte der Beamte am anderen Ende. »Wir erhielten die Nachricht erst vor ein paar Minuten von der Polizei in Hertfordshire. Man
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