101 - Gangster in London
früheren Polizeipräsidenten und sich selbst?«
Tetley nickte. »Wir hatten ihm geraten, London im Auto zu verlassen... «
»Hat Ihnen denn der Alte den Namen genannt?« »Ja - ich war der einzige, dem er ihn anvertraut hat.« Terry sagte nichts darauf, aber innerlich verwünschte er seinen früheren Chef.
Tetley hatte recht, wenn er sagte, daß sie jetzt dauernd solche Verhandlungen vor sich hätten. Die Totenschau für Salaman und die erschossenen Polizisten war verschoben worden. Und auch diesmal zeigte der Vorsitzende keine Lust, sich mit Einzelheiten zu befassen. Nachdem er festgestellt hatte, wer der Tote war, vertagte er den Fall auf zwei Wochen.
Terry blieb zurück, um mit ihm Vereinbarungen wegen des nächsten Termins zu treffen. Als er dann das Gebäude verließ, sah er draußen, daß Tetley sehr ernst mit einem Mann sprach, den er, Terry, nicht kannte. Der Fremde hatte aschblonde Haare, ein längliches Gesicht und ein wuchtiges Kinn; seine Erscheinung prägte sich Terry unwillkürlich ein. Während die beiden sich unterhielten, ging ein dritter vorüber und wechselte ein paar Worte mit ihnen. Er hatte eine untersetzte, rundliche Gestalt, trug eine Hornbrille und war sehr elegant gekleidet. Die beiden gingen dann zusammen fort, während Tetley zum Gerichtsgebäude zurückschlenderte.
Er war offensichtlich beunruhigt, als er sah, daß Terry ihn beobachtete. »Hallo, Chef, die beiden wollten den nächsten Weg nach Highgate wissen! Und da sie Ausländer zu sein schienen, habe ich sie nach ihren Namen gefragt.« »Ich habe nicht darauf geachtet«, erwiderte Terry und bemerkte, daß Tetley erleichtert aufatmete. »Fahren Sie jetzt bitte zum Scotland Yard! Ich möchte Sie heute abend noch sprechen.«
»Ich dachte, wir könnten die Angelegenheit gleich bereden?« »Tun Sie, was ich Ihnen sage!« entgegnete Terry barsch. Kurz vor fünf kam er im Polizeipräsidium an. Er war sehr müde; aber er hatte sich vorgenommen, noch Leslie Ranger aufzusuchen. Er wußte, daß sie an diesem Tag ihre Wohnung wechselte, hatte jedoch ihre neue Adresse noch nicht erfahren.
Jiggs Allerman trat ein und sah so frisch und munter aus, als ob er eben aufgestanden wäre.
»Das Bild von Bomben-Pouliski ist herübergefunkt worden. Merkwürdig eigentlich, daß ich mich nicht mehr auf sein Gesicht besinnen kann, obwohl ich ihn damals selber verhaftet habe.« Kurze Zeit später kam ein Bote mit einem Abzug, der noch ein wenig feucht war.
»Ja, das ist der Junge!« rief Jiggs. »Das ist Bomben-Pouliski!«
Er reichte das Foto über den Tisch. Terry hielt vor Staunen den Atem an, denn das Bild zeigte den Mann, der am Nachmittag vor dem Gerichtsgebäude mit Tetley gesprochen hatte...
18
Es gibt in Scotland Yard eine besondere Abteilung, über die nicht gesprochen wird. Ihre Beamten haben häufig sehr unangenehme Pflichten zu erfüllen. Man könnte schon allein die Tatsache ihres Bestehens als einen Vorwurf gegen die beste Polizeitruppe der Welt betrachten.
Der Leiter dieser Abteilung wurde in das Büro von Direktor Wembury befohlen.
»Stellen Sie bitte Inspektor Tetley unter schärfste Beobachtung!« ordnete er an. »Sie dürfen ihn weder Tag noch Nacht aus dem Auge lassen! Sein Büro und seine Wohnung müssen durchsucht werden, ohne daß er davon erfährt. Es ist auch möglich, daß er ohne besonderen Befehl verhaftet werden muß, nur auf persönliche Anweisung von mir oder Chefinspektor Weston oder Captain Allerman.«
Der Beamte hatte schon zuviel erstaunliche Dinge gehört, um in diesem Falle überrascht zu sein. »Ich werde mich persönlich um die Angelegenheit kümmern.«
Zwanzig besonders ausgewählte Detektive kamen in Westons Büro und besahen sich Bomben-Pouliskis Bild, um sich dann wieder zu entfernen.
Kurz vor Mitternacht ereignete sich in einem der vornehmen Nachtklubs ein merkwürdiger Zwischenfall. Ein vergnügter Herr kam, von einer sehr schönen Dame begleitet, in das Lokal und fragte nach einem Tisch. Er hatte ein rundes Gesicht, trug eine Brille und sprach mit sanftem, südlichem Akzent. Fünf Minuten später setzte sich ein anderer, der, gegen jede Vorschrift des Klubs, nicht im Abendanzug war, dem Fremden gegenüber. »Ich möchte draußen mit Ihnen sprechen«, erklärte er. »Falls Sie die Hand in die Tasche stecken, schieße ich Sie über den Haufen! Verstanden?«
»Wer sind Sie denn? Von Scotland Yard? Gut - ich werde Sie begleiten!« Der Herr erhob sich und sagte einige beruhigende Worte zu seiner
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