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101 - Gangster in London

101 - Gangster in London

Titel: 101 - Gangster in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die Neugier Eurer Majestät nun befriedigt?«
    Wenn er von ›Majestät‹ sprach, war es hohe Zeit, ihn nicht durch weitere Fragen zu verstimmen...
    Leslie kam nicht, aber Kerky Smith hatte mittags einen anderen Gast. Er sah auf, als er den Schatten des Besuchers bemerkte, und hielt plötzlich im Essen inne. »Ach, da ist ja Jiggs!« »Sie hatten mich gestern zum Mittagessen eingeladen, Kerky, aber ich hab' es beinahe vergessen. Wie geht es Ihnen, Mrs. Smith? Haben Sie heute morgen ganz London eingekauft?« Kerky unterbrach sie, als sie sich über die Unzulänglichkeit der Londoner Geschäfte beschwerte.
    »Cora, ich möchte mich ein wenig mit Captain Allerman unterhalten. Würde es dir etwas ausmachen, oben zu speisen?«
    Er war erstaunt, daß sie sich ohne Widerrede erhob und nicht einmal böse dreinsah.
    »Alle Leute kratzen ab«, sagte Jiggs. »Es wird nicht genug Säle in London geben, um all die vielen Verhandlungen zu führen, nachdem hier amerikanische Zustände einreißen.« Kerky grinste. »Reden Sie doch nicht so schlecht von unsrer Heimat, Jiggs! Meiner Meinung nach sind das keine Amerikaner, sondern nur heruntergekommene Fremde. Ich weiß auch gar nicht, warum sie nicht wieder dahin gehen, wo sie hergekommen sind. Das sagte ich schon immer.« »Das sagen die anderen auch; besonders, wenn sie nicht intelligent genug sind, die Lage zu durchschauen. Wann wollen Sie wieder nach Amerika, Kerky?«
    »Ich?« Smith tat erstaunt und verletzt. »Warum sollte ich zurückfahren? Ich hatte vor, nach Paris zu reisen.«
    »Wissen Sie, was hier mit Leuten geschieht, die einen Mord begehen? Die besten Rechtsanwälte können sie nicht vorm Galgen retten. Hier gibt es keine bestechlichen Richter; die kümmern sich den Teufel drum, ob ein Angeklagter ein paar Millionen Dollar hat oder nicht. Ich würde es mir doch noch zweimal überlegen, Kerky!«
    Kerky lächelte ebenso verbindlich wie vorher.
    »Sie wollen doch nicht unter die Verbrecher gehen, Jiggs? Das täte mir ehrlich leid... «
    »Das ist die eine Seite der Sache«, entgegnete Allerman, in keiner Weise gekränkt. »Aber ich will Ihnen noch eine andere zeigen: Hier in London hält sich ein Mann auf, der blitzschnell sein Schießeisen zieht und feuert, ehe Sie mit den Augen zwinkern können.«
    »Ich bin doch so dünn, Jiggs, daß mich keine Kugel treffen kann... Was wollen Sie übrigens speisen, Captain? Was Warmes, recht nett mit Gift angemacht...? Nein, ich gehe nicht nach Amerika zurück - wenigstens vorläufig noch nicht! Wenn Sie nach New York kommen, so sagen Sie unsern Freunden, ich bliebe noch hier, um mir die schöne Gegend anzusehen!«
    Jiggs erhob sich. »Sie sind ein alter Reiseonkel, Kerky, und Sie wissen ganz genau, was es heißt, wenn das Nebelhorn auf einem Dampfer viermal tutet: ›Alle Mann von Bord!‹ Und wenn Sie das Warnungssignal noch nicht gehört haben, dann gehen Sie zu einem Ohrenspezialisten!«

20
    In Scotland Yard machte man sich die größten Sorgen, weil sich keiner der Bedrohten an die Polizei gewandt hatte. An einem Abend hatten die Polizisten allein acht brennende Kerzen an verschiedenen Fenstern gezählt; die Namen der Wohnungsinhaber waren sorgfältig notiert worden. »Ich wünsche nur«, sagte Terry, »es käme ein Mutiger und sagte: ›Hier ist ein Brief, nun ist es Ihre Sache, mich zu beschützen!‹ Wenn ich morgen einen solchen Brief bekomme, bin ich glücklich.«
    Am nächsten Morgen um zehn wurde sein Wunsch erfüllt, aber er fühlte sich durchaus nicht glücklich: Leslie Ranger nämlich hatte einen Drohbrief erhalten, in dem man von ihr eine Zahlung von fünfhundert Pfund verlangte...
    Sie brachte den Brief persönlich ins Präsidium. Sie faßte die Sache mehr von der heiteren Seite auf und war keineswegs ängstlich.
    Als Terry die blaue Formularfarbe sah, wußte er sofort, was das zu bedeuten hatte. Er wurde bleich und gab Jiggs Allerman das Schreiben.
    »Haben Sie denn fünfhundert Pfund, Miss Ranger?« fragte Allerman stirnrunzelnd. »Aber natürlich: Sie haben ja tausend Pfund geerbt! Sie brauchten also nur die Hälfte abzugeben...«
    »Lächerlich!« erklärte Leslie. »Die Leute haben sich doch da nur einen Scherz erlaubt!«
    Die beiden Detektive sahen sich an. »Halten Sie das für einen Scherz, Jiggs?«
    »Nein, auf keinen Fall. Was werden Sie unternehmen, Terry?« »Das weiß ich noch nicht. Vor allem werde ich dem Chef die Sache mitteilen. Miss Ranger bleibt am besten in Scotland Yard. Wir haben ein

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