101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
ziehenden Containerschiffen auf der Elbe zuschauen zu können! (mr)
INFO
Hinkommen: U3 Baumwall, Bus 4, 6 Magellan-Terrassen, HADAG-Fähre 62 Sandtorhöft
Information: Pavillon Elbphilharmonie, Magellan Terrassen, April–Okt. Di–So, Nov.–März Do–So je 10–17 Uhr.
Tour-Tipp: citywalksHAMBURG, Tel. 39805096, www.citywalkshamburg.de . Martina Raßbach bietet Touren für (nicht nur) Architekturbegeisterte durch die sich ständig veränderte HafenCity sowie zu vielen anderen Zielen wie der historischen Speicherstadt, Innenstadt und entlang der Elbe.
39 Elbphilharmonie: vom Kakao-Lagerhaus zum Kunstwerk
Fasziniert war die Stadt Hamburg, als der Projektentwickler Alexander Gerard 2003 die Idee einer Philharmonie im Hafen vorstellte: ein Konzerthaus von Weltrang auf einem ehemaligen Kaispeicher, in bester Lage im Hamburger Hafen, ein neues Wahrzeichen Hamburgs. Die Projektskizze stammte von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, ehemaligen Studienkollegen.
Der bekannte Entwurf einer gläsernen Welle auf einem trutzigen Nachkriegsgebäude elektrisierte Senat, Bürgerschaft und Bürger – und wurde von der Bürgerschaft einstimmig angenommen. Obwohl es ein öffentliches Bauvorhaben ist, musste kein europaweiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Der Grund dafür: die Elbphilharmonie gilt als Kunstwerk.
Sie steht an einem geschichtsträchtigen Ort auf der Kaispitze des ehemaligen Kaiserhöfts zwischen Sandtorhafen und Grasbrookhafen. Hier hatte der damalige Wasserbaudirektor Johannes Dalmann 1875 den sogenannten Kaiserspeicher errichtet, jenes imposante Lagergebäude, das bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg mit seinem neugotischen Westturm und der Zeitballanlage als Wahrzeichen des Hafens galt. Fast zwei Jahrzehnte (!) stand der Kaiserspeicher bis zu seiner Sprengung 1963 als Ruine im Hafen.
Das Nachfolgegebäude, der Kaispeicher A, wurde nach Entwürfen von Werner Kallmorgen zwischen 1963 und 1965 in kubistischer Nachkriegsarchitektur als Lagergebäude für Kakao, Tabak und Tee errichtet. In den 1990er-Jahren verlor der Speicher jedoch durch den Anstieg des Containertransports an Bedeutung. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase wurde auch die Planung eines Bürokomplexes auf dem Speicher unter dem Namen »MediaCityPort« für Nutzer der IT-Branche aufgegeben. Der Kaispeicher A stand nun leer. Das Projekt Elbphilharmonie nahm seinen Lauf…
Kostenexplosion und Bauzeitverzögerung
Viele Leuchtturmprojekte weltweit, z. B. das Opernhaus in Sydney, haben gezeigt: Kostenexplosionen und Bauzeitverzögerungen gehören zum Bau von neuen Wahrzeichen sozusagen dazu. So auch bei der Elbphilharmonie. Es geht um einen Anstieg der Kosten von 90 Mio. € auf nunmehr 550 Mio. €, um eine Fertigstellungsverschiebung von 2010 auf 2015. Es geht aber auch um einen Konzertsaal mit hohem akustischen Anspruch, technischen Weltneuheiten wie der Glasfassade und dem Bauen auf historischer Grundsubstanz. Auf jeden Fall ist die Spitze der Elbphilharmonie heute schon von weitem zu sehen: sowohl vom südlichen Wilhelmsburg als auch nördlich der Alster.
Eben ein Hamburger Leuchtturm.
Durch eine öffentlich zugängliche Plaza in 37 m Höhe auf dem Dach des ehemaligen Kaispeichers wird der Baukörper optisch geteilt: in Neubau und Bestandsbau, in gläserne Welle und massiven Sockel. Der Blick von dieser »Fuge zwischen Backsteinsockel und Glasneubau« wird gigantisch sein – ein Rundumblick auf Elbe, Hafen, Innenstadt und HafenCity. Eine 82 m lange Rolltreppe führt durch den Speicher auf die Plaza; sie ist konkav gebogen, vom Fuß der Rolltreppe ist ihr oberes Ende nicht zu sehen.
Der komplett entkernte Kaispeicher A enthält das Kaistudio mit 170 Plätzen sowie ein Parkhaus, dasKlingende Museum und Probenräume. Der gläserne Neubau beherbergt neben dem Großen (2.150 Plätze) und dem Kleinen Konzertsaal (550 Plätze) noch ein 4-Sterne-Hotel mit 250 Zimmern und – in der westlichen Spitze des Gebäudes – 45 Wohnungen mit in die Fassade integrierten Loggien mit »Stimmgabelausblick«.
Nicht nur ein guter, sondern einer der weltbesten Konzertsäle soll der Große Konzertsaal im Inneren des Gebäudes werden, kein Hafengeräusch darf in die Konzerte dringen – und so wurde Yasuhisa Toyota für das akustische Konzept angeworben. Der international anerkannte japanische Akustiker entwickelte eigens für den Saal die »Weiße Haut« als Oberfläche für Wand und Decke. 10.000 Gipsfaserplatten wurden nach
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