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101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

Titel: 101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Iwanowski
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den neuen Baukörper zugeht, erkennt man zwei Kuben: einen schmaleren Kubus über drei Stockwerke und – darüber angeordnet – einen breiteren, zweistöckigen Kubus, in den eine weiße Treppe direkt vom Fußboden des Börsensaals führt. Dort, auf der vierten und fünften Ebene, befindet sich der »Börsenclub der Handelskammer« mit Restaurant, Lounge und Kabinetten – einem den Mitgliedern des Börsenclubs vorbehaltenen Bereich, ausgestattet mit englischen Chesterfieldsofas, antiken Lüstern und cremefarbenen Wandbespannungen.
    Die drei unteren Ebenen sind für die Öffentlichkeit zugänglich: das Existenzgründerzentrum mit Besprechungsräumen und Beratungsplätzen auf den beiden unteren Ebenen und die Dauerausstellung »Wir handeln für Hamburg« der Handelskammer auf der dritten Ebene. Hier befinden sich auch besondere Exponate der »Commerzbibliothek«, der ältesten Wirtschaftsbibliothek der Welt.
    Speziell für das »Haus im Haus« haben die Architekten gemeinsam mit dem Leuchtenhersteller Nimbus ein LED-Leuchtsystem entwickelt, das dynamisch steuerbar ist: unter die fünf gläsernen Etagenböden wurden 160.000 LEDs in 380 quadratischen Lichtmodulen integriert; die Glasböden leuchten aus sich heraus und treten in Wechselbeziehung zu dem Licht, das über die Rundbogenfenster in die Börsenhalle fällt. (mr)
    INFO
    Hinkommen: U3 Rathaus
    Information: Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, Kunstausstellungen und Infocenter Mo–Do 9–17, Fr 10–16 Uhr
    Führungen: Kostenloser Audio-Guide; der Hamburger Schauspieler Uwe Friedrichsen begleitet akustisch den Rundgang an die 11 Hörstationen in der Hamburger Börse. Kopfhörer im Foyer ausleihen, der Rundgang dauert etwa eine halbe Stunde.

42 Chilehaus im Kontorhausviertel: spitze Winkel, schöne Treppenhäuser und ganz viel Backstein

    Spitze Fassade, weltbekannt
    1924 erregte ein Foto eines Haus mit einer an einen Schiffsbug erinnernden Spitze weltweit Aufsehen: Die Gebrüder Carl und Adolf Dransfeld aus Winterhude hatten das gerade fertig gestellte Chilehaus im Kontorhausviertel so dramatisch aus extremer Untersicht fotografiert, dass Prof. Dr. Manfred Fischer, ehemaliger Leiter der Hamburger Denkmalpflege, schrieb: »Nicht das Chilehaus als Architektur, sondern das Photo von ihm hatte Kunstgeschichte geschrieben«. Die spitze Fassade gilt als das am meisten abgebildete deutsche Architekturmotiv der 1920er-Jahre.
    Schon von weitem sieht man Europas spitzesten Fassadenwinkel, entstanden durch die konsequente Bebauung einer spitzwinkligen Straßenkreuzung. Gebaut wurde das Chilehaus für den Hamburger Kaufmann Henry B. Sloman, der durch Importe von Salpeter aus Minen in Chile im Jahre 1912 als »reichster Mann der Republik Hamburg« galt. Nach nur zweijähriger Bauzeitwar der gigantische Block nach den Plänen des Hamburger Architekten Fritz Höger 1924 bezugsfertig. Allein für das Baugelände des Chilehauses mussten 69 kleine Gebäude abgerissen werden.
    Entstehung des Viertels
    Im südöstlichen Bereich der Hamburger Altstadt, dem heutigen Kontorhausviertel zwischen Steinstraße, Burchardplatz und Meßberg, stand das alte Meßbergviertel: eines der Hamburger Gängeviertel mit vielen schmalen Gassen und Fleeten, in mittelalterlichen Strukturen kleinteilig parzelliert. Als 1892 in Hamburg die Cholera ausbrach, starben hier in den dicht bebauten Gängen mit schlechten hygienischen Bedingungen Tausende von Menschen.
    Der Senat beschloss daraufhin ein Sanierungsprogramm: 1913/14 wurden die alten Häuser abgerissen, die ehemaligen Bewohner mussten in die neuen Wohnbezirke in der Jarrestadt und auf der Veddel ausweichen und das Gebiet wurde neu gegliedert. Nach den Plänen von Fritz Schumacher, Hamburgs Oberbaudirektor seit 1909 (s. S. 94 ), wurden nun große Kontorhäuser als geschlossene Blockrandbebauung geplant – bis auf wenige Ausnahmen überwiegend mit Büroräumen.
    Heute gilt das Kontorhausviertel als eines der eindrucksvollsten Bauensembles der 1920er-Jahre. Seit 1983 steht der gesamte Komplex unter Denkmalschutz und seit 2006 auf der deutschen Kandidatenliste für das UNESCO-Weltkulturerbe.

    Fassade des Sprinkenhofs
    Das Chilehaus ist das berühmteste, aber bei weitem nicht das einzige spannende Gebäudes des Kontorhausviertels. Die allesamt seit 1983 denkmalgeschützten Bauten sind wegweisend für den Klinkerexpressionismus gewesen. Zur Auflockerung der großen Baumassen wurden verschiedene Gestaltungselemente eingesetzt: beim Chilehaus sind die

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