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101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

Titel: 101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Iwanowski
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oberen Geschosse treppenförmig von der Hauptfront zurückgesetzt. und vorgeblendete kleine Pfeiler lösen die Fassade gleichmäßig in Fensterflächen auf.
    Beim gegenüberliegenden Sprinkenhof, 1927 bis 1943 von Hans und Oscar Gerson mit Fritz Höger erbaut, ist die Fassade im mittleren Block von einem rautenförmigen Klinkermuster überzogen. Keramische Schmuckelemente zeigen Motive aus Wirtschaft, Handel und Schiffahrt.
    Fast alle Kontorhäuser sind als Stahlbetonskelettbauten errichtet und umschließen große, sehenswerte Innenhöfe, die zum Teil öffentlich begehbar sind. Begehrte Motive aller Fotografen sind jedoch seit Jahren die Treppenhäuser in den Kontorhäusern! Im Chilehaus Portal A finden wir Figuren von südamerikanischen Tieren, im Sprinkenhof ein fantastisches rundes Treppenhaus, im Meßberghof (s. S. 100 ) zehn hölzerne Echsen auf dem Handlauf einer Wendeltreppe. Auch 90 Jahre nach ihrer Entstehung begeistern die Kontorhäuser immer wieder mit ihrer zeitlosen und modernen Ausstrahlung. (mr)
    INFO
    Hinkommen: U1 Meßberg
    Information: www.kontorhausviertel.com Chile Haus, Burchardtplatz 1, Sprinkenhof, Burchardtst. 6–14.
    Essen & Trinken: Slowman, s. S. 190
    Stadtführungen: citywalksHAMBURG , Martina Raßbach, www.citywalkshamburg.de

43 Meßberghof: ein Haus schreibt Geschichte
    Mitten im Hamburger Kontorhausviertel und direkt gegenüber dem bekannten Chilehaus (s. S. 98 ) befindet sich ein steinerner Zeitzeuge der jüdischdeutschen Geschichte: der Meßberghof.
    Wenn man zur Westseite des Gebäudes geht, findet man eine kleine Gedenktafel; zitiert wird der Schlussvers aus dem Gedicht »Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk« des Dichters Jizchak Katzenelson, der in Auschwitz ermordet wurde.
    Hier im Meßberghof hatte die Firma Tesch & Stabenow seit 1929 ihren Geschäftssitz. Das Unternehmen lieferte zwischen 1941 und 1943 das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B in die Konzentrationslager der Nazis, welches dort als Giftgas zur massenhaften Tötung von Menschen während des Holocausts eingesetzt wurde. Der Inhaber Bruno Tesch und sein Prokurist KarlWeinbacher wurden 1946 im ersten Curiohaus-Prozess, einem der britischen Militärgerichtsprozesse im Curio-Haus (Eimsbüttel), zum Tode verurteilt und hingerichtet.

    Das schönste Treppenhaus der Stadt mit Holz-Echsen
    Dem Anbringen der Gedenktafel gingen jahrelange Auseinandersetzungen mit den Eigentümern des Gebäudes, der Deutschen Bank, über Standort und Text der Tafel voraus. Erst 1997 wurde die Tafel vom damaligen Bürgermeister der Stadt, Henning Voscherau, eingeweiht – und noch heute bezeugen die oberhalb der Tafel abgelegten Blumen die Aktualität des Erinnerns.
    Doch dies ist nicht der einzige Berührungspunkt des Gebäudes mit der Nazizeit. Das Gebäude wurde 1924 von den jüdischen Architekten Hans und Oskar Gerson erbaut und hieß ursprünglich »Ballin-Haus«, benannt nach dem Reeder Albert Ballin. Er war der berühmte Generaldirektor der »Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft« (HAPAG), die vor dem Ersten Weltkrieg als eine der größten Reedereien der Welt galt (s. S. 131 ). 1938 mussten die jüdischen Eigentümer das Haus im Zuge der sogenannten Arisierung für einen Spottpreis abgeben und das Ballin-Haus wurde nach der anliegenden Straße in »Meßberghof« umbenannt.
    Heute beherbergt der Meßberghof u. a. den christlichen Ebenezer Hilfsfonds Deutschland und die Jewish Agency for Israel (JAFI), die gemeinsam im »Pilotprojekt Hamburg« die »Alijah« (Rückkehr von Juden nach Israel) aus Deutschland fördern. Bei der Eröffnung des Büros sagte Nathan Sharansky, Vorsitzender der JAFI: »Es schließt sich ein Kreis, dass an dem Ort, von dem einst die Tötung des Volkes Zions ausging, heute ein Ort ist, der Zion zum Segen wird.«
    Seit Dezember 2011 gibt es zudem im Meßberghof das Hachez Chocoversum , eine interaktive Schokoladen-Erlebniswelt. Die Besucher begeben sich auf eine »Reise von der Kakaobohne bis zum fertigen Chocoladen-Produkt«: Sie beladen als Hafenarbeiter ein Schiff mit Kakaobohnen, entspannen in einer begehbaren Kakaofrucht auf einem Kakaobohnen-Sessel oder lassen sich an Originalmaschinen die einzelnen Fertigungsstufen der Schokoladenproduktion vorführen – Probiertäfelchen inklusive.
    Allen geschichtlichen Entwicklungen getrotzt haben die zehn hölzernen Echsen auf dem Handlauf des Haupttreppenhauses im Meßberghof. Beleuchtet durch ein rundes Oberlicht mit sternförmig

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