101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
angelegten gelben Farbgläsern begrüßen sie die Gäste auf jeder Etage der Wendeltreppe. Typisch für die Kontorhäuser, in denen die Treppenhäuser eine größere repräsentative Funktion hatten als die Büros, findet man hier eines der schönsten Treppenhäuser Hamburgs. (mr)
INFO
Hinkommen: U1 Meßberg
Information:
HACHEZ Chocoversum, Meßberg 1, www.hachez-chocoversum.de , Tel. 4191230-0, Mo–So 10–18 Uhr, 9,50 €, Kinder 6 €.
44 Bauboom in St. Pauli: Moderne Architektur auf dem Kiez
Wer St. Pauli hört, denkt unweigerlich erst einmal an die Reeperbahn. Das dicht besiedelte Arbeiterviertel (26.000 Einwohner auf 2,4 km 2 ) war und ist stark geprägt durch die Vergnügungsindustrie. Die Entwicklung vom reinen Rotlichtbezirk zum Touristenmagnet setzte ab 1980 allmählich ein – das Interesse der Investoren war geweckt.
Mittlerweise boomt der Immobilienmarkt: Innerhalb der letzten fünf Jahre stiegen die Mietpreise bei Neuvermietungen um 27 % und bei Neubauten sogar um 64 %, eine Nettokaltmiete kann durchaus bei 12,50 € pro m 2 liegen. Die einst gemischte Wohnbevölkerung wird abgelöst von ausschließlich Besserverdienenden – Gentrifizierung per Definition.
Dieser Wandel lässt sich sehr gut an neuen Bauprojekten beobachten, eines der bekanntesten liegt an der Reeperbahn Nummer 1, direkt am Millerntor. 2009 wurde hier die ehemalige Bowlingbahn und Ateliers abgerissen, 2012 wurden die Tanzenden Türme von Hadi Therani eröffnet. Die 24-stöckigen Häuser werden größtenteils als Büros genutzt, einer der Mieter ist der Konzern Diageo, der seinen Sitz aus Wiesbaden an die Reeperbahn verlegt hat – er vertreibt unter anderem Johnnie Walker, Guiness und Smirnoff. Lediglich der »Mojo-Club« wird auf drei Etagen im Kellergeschoss einziehen und in der 23. Etage des Südturms wird Ende 2012 ein neues Restaurant eröffnen – das höchste der Hansestadt.
Die 85 und 75 m hohen Türme fallen durch die geknickte Fassadenkonstruktion auf, sie sollen nach der Idee des Architekten einen Mann und eine Frau beim Tangotanzen darstellen…. oder die x-Beine einer Prostituierten bei der Ausschau nach Freiern… so der Architekt in einem Interview.
Die Tanzenden Türme von St. Pauli
Ein weiteres Großprojekt ist auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria-Brauerei entstanden, das man über den Zirkusweg erreicht. Das riesige Gebiet zwischen Hopfenstraße, Zirkusweg, Bernhard-Nocht-Straße und Davidstraße wurde in sieben verschiedene Baufelder unterteilt, die von unterschiedlichen Architekten bebaut wurden, die sich unabhängig voneinander an den einzelnen Ausschreibungen beteiligt hatten. Das kann man als symptomatisch für den planerischen Umgang mit dem ganzen Viertel sehen. Es wird nach Gusto der Investoren geplant, ohne dass ein bauliches und sozial verträgliches Gesamtkonzept vorliegt. So treten viele spezifische Probleme immer wiederauf (fehlende Parkplätze, Verhältnis Gewerbe/Wohnen, Müllaufkommen etc.) Es entstanden ein Gewerbehof als Eckbebauung, dahinter ein Bürobau mit Glasfassade, der Astraturm, dessen Betreiber große Probleme bei der Vermietung der Bürofläche hat. Auf dem Gebrüder-Wolf-Platz eröffnet sich der Blick auf die Davidstraße. Linker und rechter Hand wurden von der Hansa- und Bille-Baugenossenschaft Mietwohnungen errichtet. Kurz vor der Davidstraße links baute der »König von St. Pauli«, Willi Bartels, das Luxushotel Riverside Empire.
Der König von St. Pauli
Willi Bartels (1914–2007) arbeitete zunächst als Schlachter. 1929 kaufte er sein erstes Lokal auf St. Pauli und häufte ein riesiges Immobilienvermögen an (insg. ca. 2/3 der Immobilien St. Paulis). 1967 errichtete er das größte Eroscenter Deutschlands.
Das jüngste Bauprojekt ist das Bernhard-Nocht-Quartier (BNQ) und liegt nur einen Steinwurf in Richtung Altona. Es ist ein zusammenhängendes Baufeld zwischen Bernhard-Nocht-Straße und Erichstraße. Nach Zwangsversteigerung und wechselnden Eigentumsverhältnissen erwarb 2007 eine Gruppe Hamburger Kaufleute das heruntergekommene Quartier für 4,4 Mio. €. Gegen die massiven Mieterhöhungen zur Entmietung protestierten die Einwohner, zum Teil erfolgreich. Die Investoren haben den Bestand von Gewerbe und einen zeitlich begrenzten Verzicht auf Mieterhöhungen der renovierten Wohnungen zugesagt – und die Nettokaltmiete der Neubauten sollte 6,50 € nicht übersteigen – allerdings kamen die ersten Neubauten Ende 2012 angeblich deutlich teurer auf den Markt. Weitere
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