101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
Juden aus Portugal hier ein Stück Land »für die Ewigkeit«. Wenige Jahre später wurden hier auch aschkenasische Juden bestattet, Glaubensbrüder aus dem osteuropäischen Raum. Kein Grabstein darf seitdem versetzt oder entfernt werden, alles bleibt unverändert – und so soll es bleiben bis zum Jüngsten Tag.
In der Form der Bestattung gibt es zwischen beiden Glaubensgruppen Unterschiede. Die Aschkenasim haben die Grabsteine aufrecht aufgestellt, sie tragen hebräische und deutsche Beschriftungen. Die Sephardim dagegen bevorzugten Grabplatten, die auf dem Boden liegen. Sie sind oft mit portugiesischen Inschriften versehen und mit Reliefs verziert. Manche der sephardischen Grabstätten sind besonders kunstvoll gestaltet, die aschkenasischen sind grundsätzlich schlichter. Beiden gemeinsam ist, dass die Gräber stets nach Jerusalem ausgerichtet sind. Die letzten Bestattungen fanden hier 1877 statt. Seit 1869 bestatten die Juden ihre Toten auf dem Friedhof in Ohlsdorf (s. S. 116 ).
Eduard-Duckesz-Haus – das kleine moderne Empfangsgebäude
Eduard Duckesz wurde 1868 in Ungarn geboren. Er war Genealoge und Historiker und als Rabbiner engagiert in der jüdischen Gemeinde tätig, u. a. als Krankenhausgeistlicher. Sein Schwerpunkt war daneben die Erforschung von Grabinschriften und die Genealogie jüdischer Familien. 1939 verließ er Deutschland, wurde aber 1943 in Holland von den Nazis aufgegriffen und 1944 Auschwitz ermordet.
Das Haus mit seinem Namen wurde 2007 als Besucherzentrum von der Hamburger Stiftung Denkmalpflege erbaut.
Viele der alten Grabstätten wurden inzwischen gesäubert und restauriert. Der Friedhof befindet sich im Eigentum der Jüdischen Gemeinde Hamburg, das Amt für Denkmalschutz sorgt für die Instandhaltung der Grabsteine. Seit einigen Jahren bemüht man sich, in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen zu werden. Etwas irritierend für den Besucher sind fehlende Wege – die Grabsteine stehen und liegen zum Teil dicht beieinander. (mi)
INFO
Hinkommen: S1, S2, S3 Reeperbahn, Bus 112 Fischmarkt, Bus 36 Reeperbahn
Informationen: Jüdischer Friedhof Hamburg Altona, Königstraße 10a, Friedhof, Eduard-Duckesz-Haus und Bibliothek geöffnet Okt.–März Di, Do, So 14–17 Uhr, April–Sep. Di/Do 15–18, So 14–17 Uhr, Infos: www.dasjuedischehamburg.de , www.jüdischer-friedhof-altona.de. Führungen veranstaltet die Stiftung Denkmalpflege jeden Sonntag um 12 Uhr außer an jüdischen oder gesetzlichen Feiertagen. 5 €, keine Anmeldung nötig, Treffpunkt Eduard-Duckesz-Haus ( www.denkmalstiftung.de ).
53 Römischer Garten in Blankenese: ein Platz für Träumer und Verliebte
Es gibt Plätze, von denen man hört oder liest und sich sofort dort hingezogen fühlt. Es gibt Orte, an denen man sich geborgen und geschützt fühlt. Beides erfüllt der Römische Garten in Blankenese, obwohl ihn viele alteingesessene Hanseaten nie betreten haben sollen. Dieses Kleinod zu finden erfordert genaue Orientierung im verwirrenden Wegenetz von Blankenese. Eingerahmt von edlen Anwesen und hohen Bäumen bewahrt sich diese paradiesische Anlage ihre Abgeschiedenheit. Hinweisschilder sucht man vergebens, als ob der Garten ein Geheimtipp bleiben soll. Über eine Treppe mit 128 Stufen betritt man ein Stück mediterraner Welt.
Knapp 7.000 m 2 groß und mit der Ausrichtung zur Elbe hat man einen wunderschönen Blick auf den Fluss und die Insel Neßsand rechts, gegenüber liegt Cranz. Das zu überblickende Gebiet erstreckt sich über die Grenzen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie Hamburg. Sozusagen ein hanseatisches Dreiländereck.
Von der erhöhten halbrunden Steinbank auf der ausgebuchteten Nordseite des Parks schweift der Blick über das schönste Gartendenkmal der Stadt Hamburg. Hier sitzt der Besucher etwa 30 m (gefühlte 100 m) über der Elbe. Das Gelände war ursprünglich ein sandiger, mit Heidekraut bewachsener Hangrücken, bis 1794 dort ein Sommeraus gebaut wurde. In den Folgejahren gab es hier eine beliebte Gaststätte.
Später, 1856, ging der Besitz auf Johann Carl Semper über, der eine kleine Parklandschaft entstehen ließ, die die Grundlage des Römischen Gartens wurde. »Italienflair« kam in die Gartengestaltung, nachdem der Hamburger Kaufmann Anton Julius Richter das Grundstück erworben hatte. Eine Hecke aus Lebensbäumen, Zedern und Zypressen wurden angepflanzt. Anlässlich eines Italienurlaubswar er vom Sommersitz der Päpste, dem Castel Gandolfo, so inspiriert,
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