101 London - Geheimtipps und Top-Ziele
Bank of England (s. Kap. 5 ) ist seit Jahrhunderten ein international bedeutendes Finanzzentrum. Bereits zur Blütezeit der Industrialisierung und des Imperialismus wurden hier immense Reichtümer in klassizistischen und neugotischen Prunkbauten verwaltet. Noch bis in die 1950er Jahre galten strikte Höhen-Begrenzungen für Neubauten in London. Unter Premierministerin Maggie Thatcher führte die Deregulierung der Institutionen – der sogenannte Big Bang – zu enormer Expansion und Spekulation. Das große Geld verlangte nach einer angemessenen Repräsentanz. Die Canary Wharf (s. Kap. 7 ) in den Docklands wurde Vorreiter für millionschwere neue Bauprojekte, die allerdings durch die Finanzkrise 2008/2009 in Verruf gerieten. Heute gibt es mehrere Großbaustellen in der Londoner City, die zum Teil durch arabische Ölmillionen finanziert werden. Bürogebäude aus den letzten Dekaden weichen einer neuen Skyline aus Hochhäusern der dritten Generation, die Hong Kong und Dubai imitieren. Zwar muss beim neuen Häuserwald darauf geachtet werden, dass sogenannte Viewing Corridors gewahrt bleiben, also der Blick auf bestimmte Sehenswürdigkeiten von bestimmten Straßenachsen aus. So darf beispielsweise der Blick auf die St. Paul’s Cathedral nicht verstellt werden. Viele historische Gebäude wirken jedoch jetzt schon eingezwängt auf ihren schattigen Plätzen unter den Glasriesen.
Von der U-Bahnstation Bank führt der Rundgang von der Cornhill in Richtung Osten, über die Bishopsgate zur Leadenhall Street. Auf der rechten Seite befindet sich ein Gebäude der älteren Generation, das Lloyd’s Building (95,1 m) des Architekten Richard Rogers aus dem Jahr 1986. Es trägt die Handschrift des Architekten, der auch – gemeinsam mit Renzo Piano – das Centre Pompidou in Paris entworfen hat. Treppen, Lifte und Wasserrohre befinden sich an der Außenseite des Gebäudes.
Gegenüber, Nr. 122 Leadenhall Street, entsteht ein weiteres Gebäude von Rogers. Der Spitzname Cheesegrater (225 m) ist seiner keilförmigen Struktur geschuldet, die einer Käsereibe ähnelt. Das Gebäude wird ein – für das Publikum geöffnetes – 30 m hohes Atrium haben, ausgestattet wiederum mit Glasliften an der Außenfassade, die eine Panoramaaussicht bieten. Geht man von hier in Richtung Norden entlang der St. Mary Axe, passiert man zunächst den St. Helen’s oder Aviva Tower aus dem Jahr 1969 (118 m). Er ist eines der frühen Projekte, die sich an dem Design von Mies van der Rohe orientierten. Im Jahr 1992 kam es übrigens zu Bombenanschlägen der »Provisional IRA« auf Gebäude in der Bishopsgate Street, bei dem auch St. Helen’s und das Nachbargebäude beschädigt wurden. Dieses musste nun dem Cheesegrater weichen.
In der Nr. 30 St. Mary Axe steht die berühmte Gherkin (Gewürzgurke, 180 m, erbaut 2004), ehemals Sitz der Swiss Re. The Gherkin wurde von Sir Norman Foster gestaltet, der auch den Deutschen Reichstag in Berlin mit seiner berühmten Kuppel entworfen hat. Der Rundturm The Gherkin ist originell und wirkt durch seine mehrfarbige Glasstruktur freundlich. Das Gebäude gewann 2004 den RIBA Stirling Preis für Architektur.
Wenn man nördlich von hier links in die Bevis Marks einbiegt, sieht man auf der rechten Seite, Nr. 110 Bishopsgate, bereits den quadratischen Heron Tower (230 m, erbaut 2011), vom amerikanischen Architektenbüro Kohn Pedersen Fox. In der Lobby befindet sich ein Aquarium mit einem Fassungsvermögen von 70.000 Litern und 1.200 Fischen. Außerdem gibt es ein verglastes Restaurant/Bar im 39. Stock sowie ein Sushi-Restaurant.
Auf der Bishopsgate weiter nach Süden befindet sich die Baustelle des Bishopsgate Tower, der Pinnacle oder auch Helter Skelter genannt wird, da er an eine spiralförmige Rutsche erinnert (288 m). Die rundlaufende Struktur wurde angeblich organischen Formen wie Muscheln und anderen nachempfunden. In den oberen Stockwerken ist ein Restaurant vorgesehen.
»The Gherkin« – einer der bekanntesten »Hingucker« in London
Auf der rechten Seite erhebt sich der Tower 42 (ehemals Nat West Tower) von Richard Seifert. Der Eingang befindet sich in der Parallelstraße Broad Street 25 (183 m, erbaut 1980). Der Turm ist inzwischen etwas in die Jahre gekommen, war aber bis zu den neuen Bauvorhaben bei weitem das höchste Gebäude in der City. In den oberen Stockwerken befindet sich ein Restaurant des Starkochs Gary Rhodes sowie eine Champagnerbar.
INFO
Hinkommen: U-Bahn Bank, Central Line oder Circle Line.
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