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101 London - Geheimtipps und Top-Ziele

101 London - Geheimtipps und Top-Ziele

Titel: 101 London - Geheimtipps und Top-Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Hart , Lilly Nielitz-Hart
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viktorianische London hatte nicht nur mit sozialen, sondern auch mit sanitären Problemen zu kämpfen. Durch den raschen wirtschaftlichen Aufstieg der Industrienation gab es einen riesigen Bevölkerungszuwachs. So lebten in den beengten Verhältnissen der Straßenzüge aus dem 17. Jh., wie im East End, die Menschen in schrecklichen Verhältnissen. Während die Oberschicht in den Villenvierteln bereits Toiletten mit Wasserspülung hatte, die in Sickergruben endeten, waren die sanitären Anlagen in den Slums auf dem Stand des Mittelalters. Das nur rudimentär vorhandene Kanalsystem stammte noch aus den Zeiten von Henry VIII. Im Wesentlichen wurden Exkremente auf die Straße oder in vorbeifließende Wasserkanäle geschüttet – wie in den Fleet River, der unter der Fleet Street verläuft. Von dort flossen sämtliche ungeklärten Fäkalien und die Abwässer der zahlreichen Industrieanlagen in die Themse. Das Trinkwasser wurde verseucht und es kam zu mehreren verheerenden Choleraepidemien. Im Jahr 1858 fing die Themse während eines heißen Sommers an, ziemlich übel zu riechen, es kam zum sogenannten Great Stink. Die Abgeordneten in den Houses of Parliament hängten nasse Bettlaken vor die Fenster und mussten Gesichtsmasken tragen, um weiterarbeiten zu können.
    Schließlich beauftragte man den Ingenieur Joseph Bazalgette mit der Erweiterung und dem Umbau des städtischen Kanalsystems. Bazalgette hatte die Idee, die Abwässer flussabwärts entlang der Themse aus der Stadt zu pumpen und dann erst in den Fluss zu leiten. Ein unterirdisches Kanalsystem sollte einzelne Häuser mit zentralen Rohren verbinden und diese dann aus der Stadt leiten. Insgesamt entstanden auf diese Weise ca. 3.000 km an Abwasserleitungen. Von den verschiedenen Pumpstationen beispielsweise bei Deptford und Abbey Mills, ist heute nur noch Crossness in der ursprünglichen Form erhalten. Hier wurden die Abwässer auf 15 m Höhe in ein Reservoir mit einem Fassungsvermögen von 120 Mio. Litern gepumpt. Bei Einsetzen der Ebbe wurde das Ganze dann in die Themse geleitet, sodass es ins Meer hinausgespült werden konnte. In weiser Voraussicht plante Bazalgette den Bevölkerungszuwachs kommender Jahre großzügig mit ein und vergrößerte den Durchmesser der Rohre. Das Konzept wurde in anderen britischen Städten kopiert und an vielen Stellen ist derzeit noch das alte Kanalsystem im Einsatz. Heute stößt es allerdings an seine Grenzen und wird nach und nach ausgetauscht.

    »The Great Stink« war am 24. Juli 1858 ein großes Thema in der »Illustrated London News«
    Der Dampfmotor, der die Pumpstation in Crossness antrieb, ist nun restauriert worden und kann an bestimmten Tagen besichtigt werden. Die Motoren selbst stammen von dem Erfinder der Dampfmaschine, James Watt. Man gab ihnen königliche Namen wie »Prince Consort«, »Victoria«, »Albert Edward« und »Alexandra«. 5.000 Tonnen Kohle wurden jährlich für den Betrieb benötigt.

    Erbauer der Kanalisation: Joseph Bazalgette
    Ab 1891 wurde nur noch der flüssige Teil der Abwässer bei Crossness in die Themse geleitet, der Rest wurde mit Booten aufs offene Meer transportiert. 1899 wurden die Motoren modernisiert, ab 1931 benutzte man Dieselmotoren. Erst mit der Einführung von Kläranlagen änderte sich der Prozess grundlegend.
    Sehenswert ist der Dampfmotor in Aktion. Man kann sich getrost hineinwagen, es werden keine Abwässer und Fäkalien mehr gepumpt. Auch beim Gebäude der Pumpstation selbst sparte man damals nicht an den Kosten: Die achteckige Eingangshalle ist mit schmiedeeisernen Säulen, Geländern und Balkonen ausgestattet, die aufwändig verziert sind. Die Pumpstation gilt heute als einzigartiges Denkmal viktorianischer Industriearchitektur. Bazalgette erlangte nationale Anerkennung und erhielt einen Adelstitel. Eine Blaue Plakette erinnert an seinem Haus, Hamilton Terrace 17 in St. John’s Wood, an ihn. Er war außerdem verantwortlich für den Bau der Uferpromenade am Victoria Embankment und für die Putney Bridge (s. Kap. 71 ).
    INFO
    Hinkommen: Southeastern Rail von Waterloo oder London Bridge Richtung Gravesend bis Abbey Wood.
    Information: Crossness Engines Trust The Old Works, Crossness S.T.W., Belvedere Road, Abbey Wood, Tel.: 8311-3711, www.crossness.org.uk . Zugang zur Pumpstation nur an offiziellen Öffnungstagen. Dann fährt ein Shuttlebus ab Station Abbey Wood. Öffnungszeiten der Pumpstation 2012: So 22. April, So 24. Juni, So 29. Juli, Di 14. Aug., So 2. Sept., So 23. Sept.,

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