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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ross, dazu Träger zum Transport der Schätze und des Geldes. Wie nun all die Schätze vor ihm lagen, staunte der König und war entzückt über das, was er da sah. Er holte den Scheich in seine Nähe und machte ihn zu einem seiner engsten Vertrauten und Kammerherren. So lebte er, bis das sichere Ende ihn ereilte. Lob sei Gott, dem Herrn der Weltbewohner!

Die Geschichte von Dhâfir Ibn Lâhik
    ~ Die Leute behaupten, o König, fuhr sie fort zu erzählen , ~ dass es in Indien einmal einen König gab. Er hatte einen Sohn namens Dhâfir, «der Siegreiche», dessen Mutter eine Sklavin war. Einen zweiten Sohn hatte er mit seiner Cousine, welche Dhâfir nach dem Leben trachtete, auf dass das Königreich ihrem Sohn zufallen möge.
    Als Dhâfir erkannte , was sich da um ihn herum abspielte, begann er um sein Leben zu fürchten. «Das kann ja zu nichts anderem führen als zu Mord und Totschlag», dachte er bei sich und wandte sich an den König mit den Worten: «Bei Gott, mein lieber Vater, du wirst mich nach dieser jetzigen Stunde nie wiedersehen.»
    «Aber warum denn das?», versetzte da der König, der von alledem nichts wusste.
    Dhâfir aber machte sich unverzüglich auf den Weg . Er nahm seine Lanze und was er sonst noch brauchte, packte seine Wegzehrung zusammen, bestieg sein Pferd und ritt in der Dunkelheit der Nacht zum Stadttor hinaus. Ziellos irrte er umher wie ein durstiges Wild in der Wüste, und als der Morgen graute, war er schon meilenweit von der Stadt entfernt. So zog er weiter kreuz und quer durchs Land, vorbei an Steinhaufen und Erdhügeln, Anhöhen und Sanddünen, durch Täler und über Berge, bis er in eine Gegend gelangte, wo keine Menschenseele war und nicht das leiseste Geräusch. Fünf Tage lang ritt er dort umher. Am sechsten Tag erblickte er eine Landschaft, weiß wie Silberbarren. Ein frischer Windhauch strömte weit und breit darüber, und ein Flusstal, reichlich Wasser führend, durchschnitt diese Landschaft. Von seinen Böschungen strömte ein Duft wie jener von Moschus aus, oder war es nicht vielmehr Amber, womit es die Luft erfüllte? Hoch standen in diesem Tal die Bäume und neigten ihre Zweige, voll von zwitschernden Vögeln.
    Als Dhâfir dieses Wadi sah , saß er ab und ließ sein Pferd von dem Wasser trinken. Dann schaute er sich um. Und was sah er da? Am anderen Ufer des Flusses stand ein großes Rundzelt aus weißer Seide. Vor dem Zelt steckte eine Lanze im Boden, ein Schwert war aufgehängt und ein Pferd angebunden.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König aber erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die achtzehnte Nacht

    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Als der Königssohn das Zelt sah, stieg er wieder auf sein Pferd und ritt quer durch das Wadi auf das Zelt zu. «Friede sei mit euch, ihr da im Zelt!», rief er zur Begrüßung. Da hatte sich die Zeltwand schon gehoben, und drei mondgleiche Mädchen, mit kostbaren Gewändern angetan, kamen darunter hervor.
    «W er bist du, Rittersmann?», sprachen sie ihn an. «Hat dir denn niemand gesagt, dass es verboten ist, dieses Wadi zu betreten? Bei Gott, es fehlt nicht mehr viel, dass die Klageweiber über dir die Totenklage halten und deine Freunde und Verwandten dich betrauern!»
    Er fragte die Mädchen: «W er könnte denn so etwas tun?»
    «Der Herr dieses Zeltes», entgegneten sie. «An sein Feuer sollte man sich besser nicht zum Wärmen setzen und auch nicht sein Nachbar werden.»
    «W ie lautet denn sein Name?», erkundigte er sich.
    «Man nennt ihn die größte Plage und das gewaltigste Unglück», sagten sie. «Sein Name ist ‹der Schädelspalter›, der Herr des Wadis der Barbaren.»
    Während der Königssohn gerade so mit den Mädchen sprach, wurde in der Wüste eine Staubwolke sichtbar.
    «Das ist er, die größte Plage!», warnten ihn da die Mädchen. «Rette dein Leben, Ritter, und flieh, ehe die Klageweiber die Totenklage über dir halten und deine Freunde und Verwandten dich betrauern!»
    Er aber scherte sich nicht um ihre Worte. Und schon war

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