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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jener nahe herangekommen, stieß einen Kampfschrei gegen ihn aus und stürzte sich mit der Lanze, die er in Händen hielt, auf ihn. Doch der Königssohn wich der Lanze aus, diese traf einen Stein, zerschmetterte ihn und blieb bis zur Hälfte des Schafts in der Erde stecken. Nun gingen die beiden aufeinander los und bekämpften einander, bis ihre Schwerter schartig wurden und die Lanzen zerbrachen. So verbissen wurde der Kampf zwischen ihnen, dass die Pferde vor Anstrengung schäumten und alle Seelen vor Sorge gleichsam davonflogen. Da mit einem Mal ließ der Königssohn einen gewaltigen Kriegsruf erschallen, um den anderen Ritter zu erschrecken und ihm Angst einzujagen. Dann stürmte er auf ihn los und versetzte ihm einen Schlag, mit dem er ihn köpfte, wie man ein Schreibrohr kappt.
    Sogleich kamen die Mädchen wieder aus dem Zelt herausgelaufen. «W er bist du, edler Ritter, den uns Gott beschert hat?», jubelten sie ihm zu. «Endlich ist das Land von diesem gehässigen Tyrannen erlöst!»
    «W as hatte es mit ihm denn auf sich?», fragte der Königssohn zurück.
    Da sagte eine von ihnen: «Mit ihm hatte es folgende Bewandtnis: Immer wenn er von einem Mädchen hörte, das besondere Anmut und strahlende Schönheit besaß, entführte er sie. So hat er die ganze Gegend sein Unheil kosten lassen.»
    Der Königssohn saß nun ab, übergab einem der Mädchen sein Pferd und betrat das Zelt. Er fand es mit Brokat und Sandelholz ausgekleidet. Von der Anstrengung ermattet, überwältigte ihn die Müdigkeit, und er schlief auf dem Schoß eines der Mädchen ein. Das war am Abend des einen Tages. Er erwachte nicht eher, als bis ihm am anderen Tag die Sonne ins Gesicht schien. Da war von den Mädchen nichts mehr zu sehen. Sie waren spurlos verschwunden. Er sprang auf und sattelte sein Pferd. «Ach wüsste ich doch, wer das Zelt weggenommen und die Mädchen entführt hat», dachte er bei sich , saß auf und ritt das Wadi entlang, rechtsherum und linksherum. Doch er fand nichts. Drei Tage lang streifte er kreuz und quer durch die Gegend.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die neunzehnte Nacht

    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Am vierten Tag kam ein anderes Wadi in Sichtweite. Es war reich an Früchten und Bäumen, und am Ufer des Flusses stand ein wohlbefestigtes Schloss, neu gebaut und auf eisernen Fundamenten gegründet, das hatten die Amalekiter und die byzantinischen Heerführer errichtet. Neben der Festung konnte er sieben Rundzelte aus Brokat erkennen. Er durchquerte das Flusstal und gelangte auf die jenseitige Böschung. Wie er sich auf die Zelte zubewegte, sah er, dass neben jedem Zelt ein Pferd angebunden war.
    Er kam näher. «Friede sei mit euch, ihr da im Zelt!», rief er. «Ich bin ein Fremdling und komme von weit her!» Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da hoben sich schon die Zipfel eines der Rundzelte, und ein Jüngling gleich einem Bambusrohr trat zu ihm heraus. « W er bist du, der den Wogen der Meere und den Widrigkeiten der Geschicke trotzte?», sprach der Jüngling ihn an. «Hast du denn noch nicht von dem Herrn dieses Schlosses und des Wadis gehört? Kennst du nicht seinen Namen?»
    «W ie lautet denn sein Name und der Name seines Geschlechts?», fragte der Königssohn zurück.
    «Du kennst wirklich seinen Namen nicht?», wiederholte der Jüngling verwundert. «Er ist doch ein berühmter Recke und ein allbekannter Rittersmann! Sein Name ist as-Suweid Ibn Badr as-Samâ, der Herr des Bluttals. Er ist ein kühner Kämpfer!»
    «Gehörst du zu seinen Leuten?», wollte der Königssohn wissen.
    «Im Gegenteil!», verneinte der andere. «Ich habe gegen ihn Blutrache zu führen. Er hat nämlich unsere Schwester aus dem Palast ihres Vaters entführt. Wir sind sieben Brüder , unser Vater ist König Mudîr ad-Dimâ Ibn Mansûr as-Samâ. Jetzt sind wir in den Kampf gezogen. Vielleicht gelingt es uns ja, ihn zu überwältigen.»
    «Meine lieben Brüder», sagte nun der Königssohn, «ich bin ein

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