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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und sie verstummte. Der König aber erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte. Er versiegelte die Tür mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die sechzehnte Nacht

    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Der Scheich befahl einem von ihnen vorzutreten, damit er sehen könnte, wo der Mechanismus angebracht war. Der Mann machte einige Schritte nach vorne auf den Talisman zu. Doch dann geriet er in Todesangst, drehte sich um und wollte zurücklaufen . In diesem Augenblick ließ der Talisman einen Wind fahren, der heftete sich an die Füße des Flüchtenden und spaltete ihn in zwei Hälften. Bei diesem Anblick erstarrten alle Anwesenden vor Schreck. Der Scheich aber hatte nun den Mechanismus durchschaut und schaltete ihn aus. Jetzt konnten sie das Schloss betreten. Dort sahen sie haufenweise Gold und Edelsteine. Das Schloss selbst besaß ein Tor aus grünem Adlerholz mit Beschlägen aus funkelndem Gold und Intarsien aus Ebenholz und Elfenbein. Herrliche, seltsame und außergewöhnliche Schätze erblickten sie. Sie sahen auch einen Raum, in dem ein Bett mit Bettpfosten aus weißem Silber stand, und auf dem Bett saß ein alter Mann und schien zu schlafen. Er trug ein aus goldenem Garn gewebtes Gewand. Neben seinem Kopf aber hing eine Tafel aus grünem Smaragd, auf der in goldenen Lettern geschrieben stand :
    « Ich bin ein König, habe Städte gebaut, Flüssen ihr Bett gebahnt und Jungfrauen gefreit, bis das Schicksal mich ereilte und der Allmächtige , Allgewaltige sein Urteil fällte. Da wurde ich dergestalt verwandelt, wie du mich vorfindest. O du, mein Betrachter! Lasse dich belehren von dem, was mir widerfuhr, und lasse dich von dieser Welt nicht täuschen, denn sie ist trügerisch und verlogen.»
    Darunter standen noch zwei Verse auf der Tafel, ebenfalls in Gold geschrieben. Sie lauteten:
    [ Basît ]
    «Der Reichtum baut nur Häuser, die keine Säule stützt.
    Die Armut aber zerstört das Haus der Ehre und Macht.
    Willst du die Wahrheit wissen über die Dinge, dann sieh:
    Alles ist eitel; nur Gott hat es zum Leben gebracht.»
    Er berichtet weiter:
    Als der Scheich die Tafel gelesen hatte, wollte er sie abnehmen. Er streckte seine Hand danach aus – da ertönte plötzlich ein entsetzlicher Schrei, von dem das ganze Schloss widerhallte. Der Scheich sank auf die Knie, seine Leute aber rannten davon. Nach einer Weile erhob er sich wieder, immer noch zu Tode erschrocken. Er nahm von den Schätzen, so viel er konnte, rief seine Gefährten zu sich, und gemeinsam trugen sie eine große Menge Edelsteine fort. Doch nicht einer von ihnen wagte die Tafel abzunehmen.
    Nachdem sie auf dem Schiff Platz für die Schätze geschaffen hatten, verließen sie das Schloss und rückten den Stein in seine ursprüngliche Position zurück. Wie sie gerade zugange waren, hörten sie auf einmal einen gewaltigen Lärm. Und was sahen sie da? Wesen mit krallenbewehrten Klauen kamen auf sie zu! Bei deren Anblick flüchteten sie sich auf das Schiff. Kaum hatten sie abgelegt, da sahen sie, dass sich die ganze Insel mit den Geschöpfen bevölkert hatte. Jetzt warfen diese sich ins Wasser! Der Scheich befahl den Seefahrern, Trompeten und Posaunen zu blasen. Als die Wesen das hörten , wandten sie sich zur Flucht und schwammen zurück auf die Insel. Nun setzten die Seeleute die Segel und suchten das Weite.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die siebzehnte Nacht

    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Am elften Tag sichteten sie hohe Berge. Sie hielten darauf zu und segelten weiter, bis sie bei Kisra, dem Perserkönig, anlangten. Sowie der König von der Ankunft des Scheichs erfuhr, schickte er ihm ein edles

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