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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sprach er zu ihm, «so wie du bis jetzt geduldig warst, wird Der, der keiner Geschenke bedarf, dir viel Gutes schenken.»
    Sie setzten die Segel und fuhren auf die hohe See hinaus.
    Als sie sich von der Stadt entfernt hatten, wandte sich der Scheich erneut an den Sohn des Wesirs. «Mein Sohn», sagte er,«kennst du meine Geschichte?»
    «Nein, lieber Onkel», entgegnete der.
    «Ich war einmal König dieser Stadt», erzählte der Scheich. «Doch dann ist mir das widerfahren, was du mit angesehen hast, und ich wurde derart gequält. Dieser andere Jüngling war einst mein engster Freund. Ich aber bin ein alter Mann. Nun möchte ich dich belohnen für all das, was du mir an Gutem getan hast.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und das Mädchen verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannendenGeschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die sechsundzwanzigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, mein Gebieter!, erwiderte sie und fuhr fort zu erzählen:
    ~ Sie fuhren nun zwanzig Tage lang auf hoher See. Am einundzwanzigsten Tag näherten sie sich dem hoch in die Luft aufragenden Standbild eines Götzen. «Das ist der erste der sieben Götzen, die Alexander der Große hier errichtet hat, als er ins Meer der Finsternisse eindrang», erklärte der Scheich dem jungen Mann. Sie passierten einen Götzen nach dem anderen, und als sie bei dem letzten Götzen angelangt waren, sahen sie plötzlich eine Insel vor sich , weit abgeschieden vom Festland. Sie legten an und gingen von Bord, nachdem sie den Anker ausgeworfen hatten. Der Scheich ging auf eines der Standbilder zu. Ganz zuoberst entdeckte er einen Talisman mit einem Speer in der Hand, der sich wie ein Mühlstein drehte.
    Sobald sie näher kamen, blieb der Talisman stehen und holte aus, um den Speer gegen sie zu schleudern. Dabei bebte die Erde unter ihren Füßen, und sie hörten einen lauten Schrei.
    Der Scheich und der junge Mann wichen zurück. Dann ging der Scheich um den Götzen herum und näherte sich ihm von der anderen Seite. Dort entdeckte er ein massives Tor. Er öffnete es, trat ein und kam mit drei Schlüsseln wieder heraus.
    Er nahm den jungen Mann an der Hand, ging mit ihm zum Schiff und gab den Matrosen die Anweisung, zu warten und nicht abzusegeln, ehe nicht einer von ihnen beiden zurückgekehrt wäre. Erneut begaben sich der Scheich und der junge Mann auf die Insel. Sie wanderten bis gegen Mittag. Endlich erblickten sie einen riesigen Palast, schöner als alles, was jemals ein Auge gesehen hatte. Er war neu erbaut und auf eisernen Fundamenten gegründet. Die Amalekiter und byzantinischen Heerführer hatten ihn errichtet.
    Indem sie näher kamen , bemerkten sie, dass der Palast rundherum von einem Fluss umschlossen wurde, in dem das Wasser sich wie ein Mühlrad im Kreise drehte. Am inneren Flussufer waren sechs Speere aufgepflanzt. Der Scheich wandte sich zu dem jungen Mann um. «W ie kommen wir wohl in diesen Palast hinein?», wollte der wissen, und der Scheich entgegnete: «Das wird uns nur mit trickreicher Technik gelingen.»
    Der junge Mann machte einige Schritte in Richtung des Palasts, da vernahm er auf einmal einen entsetzlichen Schrei. «W as war das für ein Schrei?», wollte er wissen.
    «Das Geschrei kommt von den Adlern, die das Palasttor bewachen», erklärte ihm der Scheich. «Der Palast ist nämlich als das ‹Adlerschloss› bekannt.» Nun trat der Scheich seitlich an das Palasttor heran und grub dort eine Elle tief in den Boden hinein. Am Grund der Grube kam eine Marmorplatte mit einer großen Schraube darauf zum Vorschein. Er drehte an der Schraube. Sie gab ein markerschütterndes Quietschen von sich. «Schau dich gut um, mein Söhnchen», wies der Scheich ihn an, «und wenn du irgendetwas bemerkst, sage es mir sofort!» Damit fuhr er fort, die Schraube zu drehen, so lange, bis das Wasser ruhiger strömte und am Ende ganz stillstand. Doch was war das? Unter der Wasseroberfläche tauchte eine Brücke aus Messing auf, hob sich und lag schließlich fest montiert vollständig über dem Wasser. Er meldete es dem Scheich, und der ließ von der Schraube ab, begab sich zu der

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