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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Brücke und ging darüber, und der junge Mann mit ihm.
    Nun kamen sie ans Palasttor. Dort fanden sie folgende Inschrift:
    «Niemand kommt in dieses Schloss, riskiert er nicht sein Leben.
    Jeder, der hier eindringt, ist an diesem Tag verblendet.
    Darum gib dein Leben und gib alle deine Ängste
    In die Hände Dessen ab, Der die Geschicke wendet.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die siebenundzwanzigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, mein Gebieter, erwiderte sie . ~ Und so geht die Geschichte weiter:
    Der Scheich näherte sich dem Palasttor, stieß es auf und trat hinein, hinter ihm der junge Mann. Nun standen sie beide in einem wunderbaren, hoch gebauten und atemberaubenden Palast. Sein Fundament bestand aus hartem Gestein; er war mit Gewölben versehen in Gestalt von Arkaden und Lehmfügungen und mit Mosaiken aus behauenen Marmorfliesen besetzt. Türen und Trennwände waren in meisterhafter Handwerkskunst errichtet worden. In der Palastanlage gab es Bäder und Schwimmbecken mit Wellenmechanik. Königliche Vestibüle taten sich auf, Bögen aus buntem Marmor glänzten hier und dort, es gab Obst- und Blumengärten sowie Zisternen, randvoll mit Wasser gefüllt und von Talismanen und beweglichen Automaten umstanden. Der Palast hatte hohe Räume mit goldbeschlagenen Türen aus Sandelholz und Bodenbelägen aus getupftem Brokat. In den Gemächern standen Throne in der Größe von Betten aus Ebenholz. Über den Betten waren Himmel aus Sandelholz befestigt, von denen Vorhänge aus geflochtenen Perlen und Edelsteinen herabhingen. Das alles ließ deutlich die Spuren der Zeiten und der Schicksalsschläge erkennen, die schon daran vorbeigegangen waren.
    Der Scheich bewegte sich auf eines jener Gemächer zu und trat ein. Perlen und Rubine waren darin. Auf den Thronen aber saßen Tote, die jeder, der sie sah, für lebendig halten musste. Nun begaben sich der Scheich und der junge Mann in ein Gemach, das auf goldenen Pfeilern stand. Zur Rechten des Throns saß eine Löwenfigur, zu seiner Linken ein Lindwurm. Auf dem Thron aber saß ein alter Mann. Zu seinen Häupten war eine Tafel aus Smaragd angebracht, auf der in goldenen Lettern zu lesen war:
    «Ich bin Nafîl Ibn Âmir al-Hamdâni, der Sohn von Dschurhum Ibn Abdalfâdil Ibn Schams Ibn Wâ’il Ibn Himyar Ibn Ya’rub Ibn Kahtân, dem Sohn des Propheten Hûd. Ich habe fünfhundert Jahre gelebt, habe Früchte und Bäume gepflanzt. Dann wurde ich durch die Wohnstatt hienieden verblendet, und es ereilte mich das Urteil des Allmächtigen. Ihr, die ihr Augen habt, um zu sehen, lasst euch belehren! Wer mich gesehen hat, der lasse sich durch die Wohnstatt hienieden nicht mehr blenden!»
    Der Scheich betrat ein anderes Gemach, das von goldenen und silbernen Säulen getragen wurde. Mehrere Thronbetten standen darin. Auf einem der Throne kauerte vornübergebeugt ein alter Mann. Vor ihm stand ein Bücherständer mit einem Buch darauf, und es sah aus, als läse der Alte in jenem Buch. Auf dem Haupt des Alten saß eine Krone, bekränzt von Perlen, Rubinen und Smaragden. Auf seiner Stirn aber, zwischen den Augen, war ein einzelner Rubin angeheftet, von dem das ganze Gemach hell erstrahlte. «Bleib stehen, wo du bist, und warte», sagte der Scheich zu dem jungen Mann. «Ich will mir den Rubin von seiner Stirn pflücken!»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die achtundzwanzigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Als der Scheich auf den Thron zutrat, um den Rubin von

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