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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kehrte er mit seinen Mädchen in sein Schloss zurück.
    Anschließend schickte er Boten zu Suweids Schloss und ließ alle Schätze und alles Geld, das sich darin befand, herbeischaffen. Und dann lebte er mit dem Mädchen vergnügt, aß und trank sich satt an den köstlichsten Speisen und Getränken, bis das sichere Ende sie ereilte.

Die Geschichte vom Wesir und seinem Sohn
    ~ Die Leute behaupten, o König, fuhr sie fort zu erzählen, ~ dass, als Harun ar-Raschid die Barmakiden festnahm, ein alter Wesir mit seinem Sohn aus ihrer Mitte entfliehen konnte.
    Der Name des Wesirs war Abdallah, und sein Sohn hieß Muhammad Ibn Abdallah.
    Der Wesir begab sich nach Basra und stieg dort auf ein Schiff, um nach Indien zu fahren. Nachdem er zwanzig Tage auf hoher See unterwegs gewesen war, näherte er sich einem Berg, der mitten aus dem Meer emporragte. Die beiden waren verzweifelt, denn ihnen war das Trinkwasser ausgegangen. Sie stiegen also an jenem Berg aus und gingen den ganzen Tag lang darauf umher, bis die Nacht ihr Dunkel über sie breitete.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und das Mädchen verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die vierundzwanzigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Als auf jenem Berg die Nacht ihr Dunkel über sie breitete, kehrte er zum Schiff zurück. Der alte Wesir und sein Sohn gingen zusammen mit den anderen Passagieren wieder an Bord und segelten bei gutem Wind weiter. Während sie gerade in voller Fahrt waren, hörten sie plötzlich ein schreckliches Geheul übers Meer hallen. Sie hoben ihre Köpfe, und was sahen sie da? Ein Seeungeheuer hatte seinen Kopf aus dem Wasser gereckt und schnappte sich eine Reihe von Männern. Alle, die auf dem Schiff waren, begannen zu toben und zu schreien. Sie beteten und flehten zum Himmel, bis der Morgen schon nahe war. Da türmte sich das Meer furchterregend über ihnen auf, und ihr Schiff brach auseinander. Der Sohn des Wesirs konnte sich auf eine Planke retten. Einmal hoben ihn die Wellen in die Höhe, dann wieder ließen sie ihn in die Tiefe stürzen, und als der Morgen graute, hatte ihn das Wasser auf eine Insel gespült, die einsam und abgeschieden im weiten Meer lag. Der junge Mann stieg aus dem Wasser, ging über den Strand der Insel und machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Er fand auf der Insel viele Früchte und Bäume. Wie er sich den Früchten näherte, um sie von ihren Bäumen zu pflücken und zu verspeisen, fand er darunter mehrere Wasserquellen. Er trank, dann ging er weiter zwischen den Früchten umher und stieß auf einen großen, tiefen Brunnen. Nun kehrte er zurück an den Meeresstrand, um nachzusehen, ob vielleicht irgendetwas von dem Schiff angeschwemmt worden sei. Tatsächlich fand er ein Kleidungsstück, warf es sich über und verharrte so einen Tag und eine Nacht lang unter den Bäumen.
    Am nächsten Morgen , die Sonne war gerade aufgegangen, bemerkte er, wie vom Meer her ein Boot auftauchte. Etwa zehn Männer saßen darin und steuerten auf die Insel zu. Als der Sohn des Wesirs sie sah, verbarg er sich in einem Versteck, von dem aus er sie beobachten konnte. Er sah sie aus dem Boot steigen mit einem alten Scheich, dessen Hände mit einer Handfessel auf dem Rücken zusammengeschnürt waren. Sein Körper war mit eisernen Ketten gebunden. Sie zerrten den Scheich vom Boot, hoben ihn an, trugen ihn auf ihren Köpfen bis zu jenem Brunnen und warfen ihn hinein. Dann kehrten sie zu ihrem Boot zurück und fuhren wieder aufs Meer hinaus.
    Der Sohn des Wesirs aber kam aus seinem Versteck und begab sich zu dem Brunnen. Er hielt sein Ohr hinein und lauschte. Tief unten hörte er den Scheich jammern.
    «Lebst du noch, du da unten?», rief er hinein.
    «Ja!», war die Antwort. «Und wer bist du da oben, den mir Gott zu Hilfe geschickt hat?»
    «Ich bin ein Schiffbrüchiger», erwiderte der Sohn des Wesirs. «Ich bin hier auf dieser Insel gestrandet. Ich habe alles gesehen, was sie mit dir gemacht haben.»
    «Hol mich hier raus!», flehte der

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