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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die sechsundsiebzigste Nacht

    ~ Einverstanden, sagte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Eines Tages kamen zwei Männer zum König. Sie grüßten umständlich, und er fragte sie: «W as führt euch zu mir?»
    «W ir bringen dir Nachricht von deinem Fohlen und deinen Schafen», sagten sie.
    «W o sind sie?», wollte der König wissen.
    «Auf dem Drachenberg», war die Antwort. «Es ist ein dicht bewaldeter Berg, reich an Früchten und Bäumen. Alle deine Weidetiere sind mit ihm dort, und das Fohlen führt sie herum und hütet sie. Doch zuvor hat es alles andere Leben auf dem Drachenberg vernichtet.»
    «W enn es wahr ist, was ihr da sagt», entgegnete der König, «so sollt ihr die Belohnung erhalten, die ich ausgesetzt habe.»
    «W ir gehen mit dir dorthin», boten sie an, «aber nur unter einer Bedingung.»
    «Und welche wäre das?», fragte der König.
    «W enn wir in die Nähe des Berges gekommen sind», sagten die beiden Männer, «zeigen wir dir dein Fohlen und kehren dann sofort um.»
    «Einverstanden», erwiderte der König.
    Daraufhin zahlte der König ihnen die versprochene Belohnung, nahm einen Speer in die Hand und machte sich in Begleitung der beiden Männer auf den Weg.
    Sie erreichten den Berg.
    «Hinter diesem Berg ist dein Fohlen», sagten sie. «Du musst nun allein damit fertigwerden. Viel Glück!» Mit diesen Worten nahmen sie von ihm Abschied und trollten sich.
    Der König ging weiter auf den Berg zu. Als er nahe herangekommen war, erblickte er sein Fohlen und mit ihm die ganze Herde. Der König schrie laut auf vor Freude, und seine Stute unter ihm wieherte.
    Als das Fohlen ihre Schreie vernahm , stürzte es mit weit aufgerissenem Maul auf sie zu. Sein Auge blitzte. Es kam immer näher, und als es herangekommen war, griff es den König an. Das Fohlen wollte ihn töten!
    Der König floh, das Fohlen folgte ihm auf den Fersen.
    Bis zum Mittag jagte ihm das Fohlen hinterher, und der König war schon sicher, dass er ums Leben kommen würde, als ihn sein Pferd auf einmal in eine Grube trug und dort im Kreise weiterrannte. Es war der Grund eines unterirdischen Kornspeichers. Er stürzte vom Pferd, fiel auf der anderen Seite nieder und verlor die Besinnung.
    Als er wieder zu sich kam, fand er sich in dem Kornspeicher wieder. Vor seiner Stute aber stand ein ungeheurer Lindwurm.
    Das Fohlen stand oben am Rand der Grube. Es brüllte laut, und Speichel troff aus seinem Maul.
    Da hob der Lindwurm seinen Kopf und blickte hinauf zu dem Fohlen. Danach blickte er den König an. Den Lindwurm ergriff Mitleid, er schoss hervor und traf das Fohlen mitten zwischen die Augen. Das Fohlen stürzte tot in die Grube.
    Der Lindwurm aber kehrte auf seinen Platz zurück und warf die Stute auf den Grubenrand. Dann streckte er seinen Schwanz zum König aus und schleuderte diesen in gleicher Weise nach oben, wobei der König wieder das Bewusstsein verlor.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die siebenundsiebzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Als der König aus seiner Ohnmacht erwachte, dankte und pries er Gott. Dann stieg er wieder auf seine Stute und führte seine Herde davon. Er ritt so schnell er konnte. Als sie drei Meilen zurückgelegt hatten, bemerkte er auf einmal eine Staubwolke, die sich in der Steppe erhob und immer höher anwuchs. Der Staub löste sich auf, und vier Reiter kamen darunter zum Vorschein, die hatten die Zügel ihrer Pferde gelöst und die Lanzenspitzen aufgestellt. Hinter ihnen liefen zehn edle Dromedare, mit eisernen Käfigteilen beladen.
    Die Reiter kamen auf den König zu und grüßten ihn. «Bruder Beduine», sprachen sie ihn an, «wo kommst du her, und wo willst du hin?»
    «Ich komme aus jener Wüste dort hinten», erwiderte der König. «Diese Herdehier war mir entlaufen, und ich bin ausgezogen, um sie wieder einzufangen.»
    «Du kennst die Gegend hier besser als wir», sagten sie. «Kannst du uns vielleicht zeigen, wo man hier jagen kann? Wir wollen nämlich listig zu Werke gehen!»
    «W as wollt ihr denn jagen?», fragte der König zurück .
    «Drachen und Riesenschlangen», antworteten sie.
    «W ie viel zahlt ihr mir», sagte der König zu

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