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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie. Sie durchquerten das Land in seiner Weite und Breite, bis sie in das Gebiet eines anderen Stammes kamen, wo es von Menschen nur so wimmelte und wogte. Nichts als Geschrei und Gewieher von Pferden war dort zu hören. Alle Männer hatten scharfe Schwerter umgehängt und die Bogen erhoben. Sowie sie näher kamen,zogen die Stammesleute ihnen entgegen. «W er seid ihr?», fragten sie, und sie entgegneten: «W ir sind die Söhne von König Soundso.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die neunundsiebzigste Nacht

    ~ Einverstanden, mein Gebieter, sagte sie. ~ Und so geht die Geschichte weiter:
    Nachdem die beiden Königssöhne auf die Stammesleute zugegangen waren, nahmen diese sie mit und führten sie ihrem König vor.
    Sie nahmen sie freundlich auf und fragten sie, weshalb sie gekommen seien.
    «W ir haben diese und jene Aufgabe zu erfüllen», antworteten sie.
    «W ollt ihr nicht lieber bei mir bleiben?», schlug ihnen der König vor, doch der jüngere Königssohn entgegnete: «Ich werde, bei Gott, nicht zu meinem Vater zurückkehren, ohne ihm zu bringen, was er mir aufgetragen hat.»
    Mit diesen Worten ließ er seinen Bruder bei dem Stamm zurück, stieg auf sein Pferd und ritt weiter durch die Wüste, bis er eine liebliche Gegend erblickte, reich an Bäumen und Vögeln. Inmitten dieser Landschaft stand eine Mönchszelle, die mit Kupfer verkleidet war. Die Philosophen früherer Zeiten hatten sie erbaut. Oben darauf saß ein Pfau. Kaum war der Königssohn in die Nähe gekommen, stieß der Pfau einen Schrei aus, die Türen der Zelle öffneten sich, und ein alter Mann trat heraus. Sein Rücken war gebeugt von all den Zeiten und Schicksalsschlägen, die er schon durchlebt hatte.
    «W er bist du, mein Sohn, der du an einen Ort gekommen bist, den zuvor kein Mensch je betrat?», begrüßte er ihn.
    «Ich habe eine spannende Geschichte zu erzählen, mein Herr», gab der Königssohn zurück. «Ich bin nämlich ausgezogen auf der Suche nach einem Heilmittel, das meinem Vater helfen kann, wieder gesund zu werden.»
    «W as fehlt deinem Vater denn?», erkundigte sich der Alte, und er erzählte ihm seine Geschichte.
    «Mein Sohn», sagte der Alte, «das Heilmittel befindet sich in einem Schloss, das man den ‹Karfunkelpalast› nennt. In diesem Palast wohnt ein Mädchen. Sie ist halb Mensch und halb Dschinn. Ihr Vater ist ein Dschinn, ihre Mutter eine Menschenfrau. Auf der ganzen Welt gibt es kein schöneres Mädchen als sie. Ihr Name ist Schams ath-Tha’abîn, das bedeutet ‹Drachensonne›, und sie ist die Tochter von Sariân Ibn Schaascha’ân, dem Sohn von Iblîs, dem verfluchten Teufel! Sieben Tage im Monat schläft sie in einem Zelt aus Brokat. Das Zelt wird von Messingstangen gehalten. Zur Rechten und Linken des Zelts stehen zwei Bäume. Von dem ersten Baum nimmt man die Blätter, zerstößt sie in einem Mörser, löst sie in Milch auf und bestreicht damit die Flecken und kranken Hautpartien im Gesicht. Dadurch wird es schöner als zuvor. Die Blätter des anderen Baumes verwendet man gegen Elephantiasis und Aussatz. Aber, mein Sohn», setzte der Alte hinzu, «wie willst du dorthin gelangen? Denn nicht einmal die Philosophen kennen ihr Geheimnis. Mir scheint, der Himmel ist dir näher als sie.»
    «V erehrter Onkel, wer bist du?», erkundigte sich der Königssohn .
    «Ich bin ein Mönch und Eremit, mein Sohn», entgegnete der Alte und sprach ihm Mut zu: «W enn du entschlossen bist, so vertraue auf Gott!»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die achtzigste Nacht

    ~ Einverstanden, sagte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Der Alte gab dem jungen Mann Wegzehrung, so viel er konnte, und sagte ihm Lebewohl. Und der Königssohn durchquerte das Land in seiner Weite und Breite, sieben Tage lang. Auf einmal erblickte er eine Stadt, weiß und schön. Ein sanfter Wind strich kreuz und quer darüber hinweg. Die Landschaft war von einem Wadi durchschnitten, reich an Früchten und Bäumen. Dort blühten vielerlei Blumen wie Edelrosen, Veilchen, Narzissen und Mohn. Hoch ragten die Bäume dieses

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