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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihnen, «wenn ich euch zu einem Lindwurm führe, wie ich noch keinen zuvor gesehen habe?»
    «T ausend Dinar würden wir zahlen», sagten sie zuerst, doch dann boten sie mehr und mehr, bis sie bei fünftausend Dinar angelangt waren.
    Er nahm das Geld von ihnen entgegen, machte kehrt und führte sie zu dem unterirdischen Kornspeicher, wo der Drache saß, der ihm das Leben gerettet hatte. «Hier sind wir», sagte er. «Ihr müsst jetzt allein mit ihm fertigwerden. Viel Glück!»
    «Bleib doch bei uns und leiste uns bei unserer Jagd Gesellschaft», forderten sie ihn auf. Nun trat einer von ihnen nach vorne und spähte zu dem Lindwurm in die Grube. «Das ist genau das, was wir uns gewünscht hatten!», frohlockte er . Daraufhin banden sie ihre Kamele fest, stellten die Käfigteile auf und befestigten Haken und Krampen. Dann holten sie Schläuche voller Fett hervor und verteilten das Fett auf ihren Leibern, vom ersten bis zum letzten Mann. Jetzt stieg der erste von ihnen zu dem Drachen in die Grube. Der Drache sah ihn und stach zu. Zufällig traf er eine Stelle, die nicht vom Fett bedeckt war, und der Mann starb noch im selben Augenblick. Nun ließ ein anderer sich hinuntergleiten. Auch diesem versetzte der Drache einen Stich. Jetzt waren nur noch drei Männer übrig. Einer von ihnen stieg in die Grube hinab und fesselte den Lindwurm mit Ketten. Der Lindwurm stach wild um sich, fand aber keine Stelle ohne das schützende Fett. Nachdem der Mann ihn gefesselt hatte, stieg er zu seinen Kameraden hinauf. Sie bauten den Käfig fertig zusammen und zogen alle gemeinsam den Lindwurm in den Käfig. Dann verriegelten sie diesen. Als der Drache den König sah, blickte er ihn lange an. Da bereute der König, was er getan hatte.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die achtundsiebzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Während der König darüber nachsann, was er dem Drachen angetan hatte, und der Drache ihn ansah, war es heiß geworden, und es verlangte sie nach einem Mittagsschlaf. Sie ritten auf einen Baum zu und ließen sich in seinem Schatten nieder. Auch den Käfig luden sie ab, aus dem der Lindwurm noch immer dem König ins Gesicht starrte. Nun legten sich alle zur Ruhe. Nur der König konnte nicht schlafen, weil das Schicksal des Lindwurms ihm auf dem Herzen lastete. Er stand auf, trat an den Käfig heran und löste den Riegel.
    Als der Lindwurm dies sah , kam er aus dem Käfig hervorgeschossen, als wäre er ein Pfeil, der aus der Mitte des Bogens hervorschnellt. Er machte kehrt, stürzte sich auf die Männer und tötete sie alle. Noch einmal wandte er sich um und schnaubte dem König ins Gesicht, ehe er schließlich in der Wüste verschwand.
    Mühsam erhob sich der König. Sein Gesicht war ganz schwarz geworden vom Atem des Lindwurms. Er sammelte die Habseligkeiten der Männer ein und lud sie auf die Tiere. Dann stieg er selbst wieder auf seine Stute und kehrte zurück ins Gebiet seines Stammes.
    Bei seiner Ankunft zogen seine Stammesangehörigen ihm entgegen. «He du, schwarzer Reiter!», riefen sie ihn an, nachdem sie in seine Nähe gekommen waren. «W o hast du diese Herde her? Und wo ist der Besitzer der Stute, die du reitest? Du hast ihn wohl getötet? Nichts anderes vermuten wir!» Weil sie sein schwarzes Gesicht sahen, erkannten sie ihn ja nicht.
    «Ich bin es doch, Soundso, euer König!», rief er zurück. «W o sind meine beiden Söhne?» Und er nannte ihre Namen.
    Als sie das aus seinem Munde hörten, schenkten sie ihm Glauben. Und es erhob sich ein Tumult unter den Beduinen. Von allen Seiten kamen sie auf ihn zugestürzt. Auch seine Söhne traten zu ihm hin und bestürmten ihn mit Fragen, und er erzählte ihnen seine Geschichte und was er mit dem Lindwurm erlebt hatte, vom Anfang bis zum Ende. Sie staunten und wunderten sich darüber. «W as denkt ihr über diese Begebenheit?», wollte der König schließlich wissen.
    Da trat ein alter Mann nach vorne. Er war der Scheich seines Stammes. «Hast du nicht zwei Söhne?», sprach er zum König. «Der eine soll dir Medizin besorgen, der andere soll dich rächen und den Drachen töten.»
    Da rief der König seine beiden Kinder zu sich und erklärte ihnen die Angelegenheit. Er gab ihnen passende Reittiere und verabschiedete

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