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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gut zu verwahren.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die vierundachtzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Als der Weise seine Ausführungen beendet hatte, befahl der König, den dritten vorzulassen. Es war der Perser. Er war ein alter Mann und bot einen abstoßenden Anblick. Der weise Perser trat vor den König, grüßte höflich und stellte ein Pferd aus Ebenholz mit einem Sattel ganz aus Gold und Edelsteinen vor ihn hin. Kein Mensch hatte jemals so etwas gesehen. Alle, die im Thronsaal anwesend waren, gerieten in Verzückung.
    « W elches Wunder kann nun dieses Pferd vollbringen?», wollte der König wissen.
    «Gott schenke dem König ein langes Leben und dauerhaftes Glück», erwiderte der alte Perser. «Mit diesem Pferd hat es etwas ganz Besonderes auf sich. Wer auf ihm reitet, den trägt es an einem einzigen Tag so weit, wie es ein schnelles Pferd in einem ganzen Jahr vermag.»
    Der König war entzückt über seine Worte. «W enn es wirklich wahr ist, was du da schilderst, dann gebe ich dir von meinem Königreich, was immer du dir wünschst.» Und er befahl, es in sein Schatzhaus zu bringen.
    Die drei Weisen zogen sich zurück , nachdem der König ihnen alles Gute und Wohltaten in Hülle und Fülle versprochen hatte.
    Am Tag der Prüfung nahm der König Platz auf seinem Thron, setzte sich die Krone aufs Haupt, und, nachdem sich die Wesire und sein Hofstaat eingefunden hatten, ließ er den Talisman aus Bronze mit dem Signalhorn vor sich hinstellen. Er prüfte ihn und fand, dass alles wie versprochen funktionierte.
    «Du darfst dir von mir wünschen, was du willst», sagte der König .
    Nun hatte der König drei Töchter und einen Sohn. «Majestät», sagte der erste Weise, «ich wünsche mir, dass du mir deine Tochter zur Frau gibst und ich dein Schwiegersohn werden darf.»
    Es waren aber alle seine Töchter hinter einem Vorhang verborgen, der an einer Seite des Gemachs herabgelassen war, sodass sie dahinter hervorgucken konnten. Die älteste Königstochter freute sich darüber, denn sie sah, wie elegant und anmutig er war und noch dazu höflich und gebildet.
    Als Nächstes ließ der König sich die Schale mit dem Pfauen bringen. Er prüfte sie und fand, dass alles bestens funktionierte.
    «Gott möge des Königs Macht befestigen und mehren», sagte der zweite Weise. «Ich wünsche mir, dass du mir dasselbe Gut gewährst wie meinem Weggefährten. Auch ich möchte dein Schwiegersohn werden.»
    Der König war’s zufrieden und sagte es ihm zu, und die mittlere Tochter freute sich, da sie seine Schönheit und Anmut schon bemerkt hatte.
    Dann rief der König nach dem Pferd, und es wurde ihm gebracht. Der Weise, dem das Pferd zuvor gehört hatte, erhob sich und küsste den Erdboden.
    «Ich möchte mir dieses Pferd einmal genau anschauen», sagte der König zu ihm. «Ich will sehen, ob es wirklich seinen Reiter fortträgt, so wie du behauptest.»
    «Sehrwohl»,sagtederWeise,liefbehändeaufdasPferdzuundsprangmiteinemSatzaufdessenRücken.ErstreckteseineHandausunddrehteaneinergeheimenSchraubefürdenAbflug.DasPferdbesaßzweisolcherSchrauben,dieerkunstfertigeingebautundanverborgenenStellenangebrachthatte.DieeineSchraubewarfürdenSteigflug,dieanderefürden Sinkflug.SolangeerdieersteSchraubedrehte,bewegtesichdasPferdunderhobsichindieLüfte.DrehteerdiezweiteSchraubeherum,sosetzteeszurLandungan.AllesdastatnunderWeise.
    Als der König das sah, war er begeistert. «So wünsch dir etwas», forderte er den Weisen auf.
    «Ich wünsche mir», entgegnete der Weise, «dass du mich meinen Weggefährten gleichstellst und auch ich dein Schwiegersohn werden darf wie sie.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die fünfundachtzigste Nacht

    ~ Einverstanden, sagte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Die Königstochter blickte zu dem persischen Weisen hinüber. Er war wahrhaftig ganz abscheulich anzuschauen. Dabei war sie die schönste der drei Schwestern. Sie wurde betrübt und grämte sich. Da trat ihr Bruder, der sie lieb hatte, zu ihr herein. «W as ist dir

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