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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ging auf den älteren Königssohn los, spaltete ihm mit einem Hieb den Schädel und schmetterte ihn tot auf die Erde nieder. Nun rief der Ritter seine Männer zu sich, zog seinen Schleier vom Kopf – und siehe da! Es war Schams ath-Tha’abîn, die Herrin des Karfunkelpalasts. Sie befreite den Königssohn von seinen Fesseln, gab ihm Kleider und ein Pferd und nahm seinen Vater gefangen. Die Stammesleute rannten alle davon. Wer aber stehen blieb, wurde getötet.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die dreiundachtzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Das Mädchen nahm die Stammesleute fest, führte sie vor den Königssohn und sprach zu ihm: «T u mit ihnen, was du willst.»
    Er aber befahl, sie freizulassen. Seinem Vater löste er selbst die Fesseln und erzählte ihm seine Geschichte.
    Das Mädchen blieb nun so lange bei ihnen, bis sich die Menschen wieder getrollt hatten, nachdem sie ihnen ihre Sicherheit verbürgt hatte. Den König ließ sie bei seinem Stamm zurück, den Königssohn aber nahm sie mit auf ihr Schloss, und er lebte mit ihr fortan vergnügt, aß und trank sich satt an den köstlichsten Speisen und Getränken, bis das sichere Ende sie ereilte.

Die Geschichte vom Ebenholzpferd
    ~ Die Leute behaupten, o König, fuhr sie fort zu erzählen, ~ dass es in alter Zeit einmal einen König gab. Er führte ein vorbildliches Leben in seinem Königreich, übte Gerechtigkeit gegen seine Untertanen, und so fürchteten und achteten ihn die Araber, und alle Länder waren ihm ergeben. Auch liebte der König Bildung und Literatur, war in der Kunst der Rhetorik bewandert und den Gelehrten zugetan. Er suchte die Gesellschaft von Wissenschaftlern und Weisen, und unter diesen sprach sich sein Ruf herum, sodass die Gelehrten und Wissenschaftler in solch großer Zahl bei ihm zusammenkamen, wie es bei keinem anderen König der Fall war.
    Der König hielt jedes Jahr zwei Feiertage ab, an denen er dem ganzen Volk Audienz gewährte. An diesen Tagen öffnete er die Pforten seines Palasts, und die Anliegen der Menschen wurden ihm vorgebracht. Edelleute wie auch einfaches Volk hatten dann Zutritt zu ihm.
    AneinemsolchenFeiertaghieltderKöniggeradeseineAudienz,alsdreiWeisevorihnhintraten.DereinewarByzantiner,derzweiteInderundderdrittePerser. Jeder der drei hatte ein Geschenk mitgebracht, das er selbst gefertigt hatte. Nun hatte der König die Angewohnheit, wenn er ein Geschenk empfing, das ihm gefiel, den Geber sich etwas wünschen zu lassen und ihm seinen Wunsch zu erfüllen, was auch immer er sich ausbat.
    Was also schenkten ihm die drei Weisen? Der Inder schenkte ihm eine Figur aus Bronze in Menschengestalt mit einem großen Horn in der Hand, in das die Figur blies. Den Automaten hatte er eigenhändig konstruiert und zusammengebaut.
    Als der König ihn sah, fand er Gefallen daran. «Ehrenwerter weiser Mann», sprach er den Inder an, «was tut dieser Talisman?»
    «W enn du ihn am Stadttor aufstellst, o König», antwortete er, «so wird kein Feind und kein Spion in die Stadt eindringen können, ohne dass dieser Bläser mit seinem Horn ein Signal gibt und ihn anzeigt.»
    Als der König das hörte, freute er sich sehr. Er ließ den Talisman in sein Schatzhaus schaffen, staffierte den Weisen, der ihn ihm geschenkt hatte, mit einem Ehrengewand aus und erwies ihm allerhand Freundlichkeiten. Dann ließ er ihn hereinkommen – also den zweiten Weisen. Es war der Byzantiner. Der trat ein und stellte eine Schale aus rötlichem Gold vor den König hin, in deren Mitte sich ein schön gestalteter Pfau mit zwölf Küken befand.
    Der König betrachtete das Geschenk, und es gefiel ihm. «W as hat es mit diesem Pfau für eine Bewandtnis?», fragte er den Weisen, und jener erwiderte: «W enn du ihn vor dich hinstellst, sei es bei Tag oder bei Nacht, so kannst du jede Stunde, die vorübergeht, an seinen Küken ablesen. So wirst du immer wissen, wie viele Stunden vom Tag bereits vergangen sind. Ist der Tag zu Ende und die Nacht herbeigekommen, so schreit der Pfau, doch sein Ruf klingt angenehm. Desgleichen zum Ende der Nacht.»
    «W enn es wahr ist, was du da sagst», entgegnete der König, «so werde ich dir alle deine Wünsche erfüllen.» Und er befahl, das Geschenk in sein Schatzhaus zu tragen und

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