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1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

Titel: 1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spannte und ein Heer von Sternen präsentierte. Ein toller Himmel, und die hellen Lichter schienen tatsächlich zum Greifen nahe zu sein, aber das interessierte ihn nicht, denn seine Sorgen galten anderen Dingen. Er hatte den Tod Romano Malfis nicht vergessen, und auch das Gespräch mit Cesare hatte ihn nicht beruhigen können. Da kam noch einiges auf die Menschen zu, das wußte er.
    Flavio wollte nach Hause gehen. In sein leeres Haus. Er lebte allein dort, und das würde auch so bleiben, denn heiraten oder mit einer anderen Frau zusammenleben wollte er nicht mehr. Außerdem fing seine Arbeit erst in einem Monat wieder an. Flavio war ein gefragter Eishersteller, ein richtiger Künstler, und im April begann die Saison. Da wurde er sogar nach Deutschland geholt, um dort seine Kunst zu zeigen. Im Winter mußte er dann von dem leben, was er im Sommer angespart hatte, und das klappte ganz gut.
    Weniger gut klappte es mit dem Laufen. Er hatte große Schwierigkeiten, normal zu gehen. Immer wieder mußte er sich abstützen, und er war froh, daß die Gassen so schmal waren.
    Jetzt, in der Dunkelheit, glichen die Häuser ausschließlich starren Schatten, denn hinter den Fenstern leuchteten keine Lichter. Die Menschen schliefen. Sie hatten sich verkrochen, und jeder Bewohner wußte, daß die Angst als unsichtbarer Begleiter genau zwischen ihnen stand und auf sie lauerte.
    Es gab auch einige Straßenlaternen in Pochavio, aber die waren nicht eingeschaltet. Man wollte Strom sparen, und Touristen verliefen sich um diese Jahreszeit sowieso kaum hierher. Wenn überhaupt, dann kamen sie im Sommer und im Herbst. Die meisten jedoch schreckte das enge Tal, das durch den Wildbach praktisch geteilt wurde, ab.
    Flavio stolperte weiter. Die Gassen waren nie eben. Mal führten sie leicht bergan, dann wieder bergab, und sie waren auch nicht mit einer Teerdecke belegt, sondern gepflastert. Mal mit Kopfsteinen, dann wieder mit Platten. Viele Steine stellten wahre Stolperfallen dar. Besonders in der Dunkelheit.
    Di Mestre bewegte sich auf den Mittelpunkt des Ortes zu, wo der Brunnen stand. Im Sommer blühten hier die herrlichen Blumen. In den anderen Monaten sah er einfach nur grau aus, und in der Dunkelheit wirkte das steinerne Rund wie ein großes Hindernis, das jeder Mensch erst einmal umschreiten mußte.
    Das hatte auch der einsame, nächtliche Wanderer vor. Um sein Haus zu erreichen, mußte er an der rechten Seite vorbei. Das hatte er auch vor, aber er blieb plötzlich stehen, denn er hatte etwas gesehen, was so gar nicht herpaßte.
    Vor dem Brunnen stand eine Gestalt.
    Flavio schluckte, dann spie er aus. Er konnte nicht erkennen, wer sich dort aufhielt, aber die Haltung verriet ihm, daß dieses unbekannte Wesen auf ihn gewartet hatte.
    Er tat zunächst einmal nichts und blieb selbst stehen, da er sich so besser konzentrieren konnte. Der genossene Alkohol hatte auch seine Sehkraft beeinträchtigt, so daß er sich einige Male über die Augen wischte, damit ein klares Bild entstand.
    Wer wartete dort?
    Ein Mann, eine Frau?
    Normalerweise hätte di Mestre die Person angesprochen, in dieser Nacht aber hielt er sich zurück.
    Er überlegte sogar, ob er sich ihr überhaupt nähern sollte.
    Er blieb noch stehen und fragte: »He, wer bist du? Auf wen wartest du?«
    Eine Antwort bekam er nicht. Das wiederum ärgerte ihn, und er ging weiter. Aber vorsichtig. Der Brunnen interessierte ihn nicht, nur die Gestalt. Auf der einen Seite sah sie normal aus, auf der anderen schon etwas seltsam, und das wiederum lag einzig und allein an ihrer starren Haltung. Sie bewegte sich um keinen Millimeter und ließ den Mann herankommen.
    Flavio merkte schon, daß seine Knie anfingen zu zittern. Allmählich nämlich war ihm klargeworden, daß diese Gestalt einzig und allein auf ihn gewartet hatte. Sie hatte über ihn Bescheid gewußt und ihn auch unter Kontrolle gehalten.
    Er ärgerte sich, daß sein Gehirn auf eine gewisse Art und Weise benebelt war, so bekam er die Realität nur eingeschränkt mit. Aber es gab die Person.
    »Warum sagst du nichts? Verdammt!«
    »Komm näher, Flavio!«
    Nein, Flavio kam nicht näher. Er blieb stehen und wünschte sich in diesem Moment sehr weit weg.
    »Du - Jessica?«
    »Ja, ich bin es.« Sie lachte sogar und schien großen Spaß zu haben.
    Er holte tief Luft. Die Umgebung bewegte sich, aber das lag an seinem eigenen Schwindel. Durch seinen Kopf schossen unzählige Gedanken, und er wußte nicht, wie er es schaffen sollte, sie richtig

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