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1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

Titel: 1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einzuordnen. Es gab keine schnelle Lösung für ihn, aber zumindest war ein Teil des Alptraums Wirklichkeit geworden.
    Jessica Malfi war nicht verschwunden. Sie mußte sich nach ihrer Bestrafung in der Umgebung versteckt gehalten haben, um auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Vielleicht war sie auch wie eine Katze durch das Dorf gestreift, aber das alles waren nur Vermutungen. Für ihn zählte einzig und allein, daß sie hier stand und auf ihn gewartet hatte. Also wollte sie etwas von ihm.
    Flavio wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Er wäre am liebsten geflüchtet, aber das klappte nicht. Von dieser Person ging etwas aus, das ihn auf der Stelle bannte. Er kam sich vor wie unter ihrem Befehl stehend.
    »Komm näher, Flavio, du bist so weit weg. Keine Sorge, ich tue dir schon nichts. Oder hast du Angst vor mir? Nein, du hast doch vor einigen Tagen auch keine Angst gehabt, als du mich zusammen mit Cesare Caprio zum Mund der Wahrheit geschleift hast, wo einer untreuen Frau die Hände abgehackt wurden. Du hast mitgeholfen, und ich möchte, daß du die Früchte deiner Arbeit siehst.«
    »Nein, nein!« Er schüttelte den Kopf. »Ich - habe doch nichts getan.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Ich habe dir die Hände nicht abgehackt!« Er glaubte zu schreien, aber es war nicht mehr ein Flüstern gewesen.
    Dann ging er los.
    Er wollte es eigentlich nicht, aber da war ein Band, das er nicht lösen konnte. So stolperte er über das unebene Pflaster und auf die Person zu.
    Jessica wartete und machte dabei den Eindruck einer sehr gelassenen Frau, die alles auf sich zukommen lassen wollte. Sie hatte den Überblick, nicht die anderen. In ihrer Haltung erinnerte sie einfach an eine Siegerin, das gab auch Flavio zu. Er wußte, daß Caprio und er mit der letzten Tat einen gewaltigen Fehler begangen hatten, den er allerdings nicht zugeben wollte.
    Der Brunnen war abgestellt worden. Aus dem gebogenen Rohr floß kein Wasser mehr, und die Stille lastete wie ein gewaltiger Druck über dem kleinen Marktplatz.
    Sie sah so aus wie immer. Sie trug sogar noch die Kleidung, die sie während der Bestrafung angehabt hatte. Da hatte sich wirklich nichts an ihr verändert.
    Bis auf eine Sache.
    Als Jessica jetzt die Arme von ihrem Körper löste und sie nach vorn streckte, da sah Flavio die Mestre deutlich die beiden handlosen Stümpfe. Dunkle Enden, an denen das Blut längst verkrustet worden war. Nichts floß oder tropfte mehr. Jessica hob die Arme so an, daß Flavio sie sehen mußte.
    Er schüttelte den Kopf. Er wollte auch etwas sagen, nur versagte seine Stimme.
    »Na, siehst du es?«
    Nicken!
    »Siehst du genau, was du bei mir angerichtet hast?«
    »Nein, ich nicht.«
    »Du bist dabeigewesen. Du bist ebenso schlimm. Es geht nicht darum, wer mehr oder wer weniger Schuld hat. Du und dieser Cesare werden dafür büßen müssen. Alle werden büßen, denn niemand hier im Pochavio hat mich unterstützt.«
    Flavio wußte nicht, was er sagen sollte. Jedes Wort war zuviel oder zuwenig. Er konnte sich auch nicht entschuldigen, es wäre lächerlich gewesen, aber es wollte ihm nicht in den Kopf, daß sich diese Person so bewegte, als hätte sie noch Hände. Sie hatte überlebt, und er fragte sich, wie das möglich gewesen war.
    »Schau sie dir genau an!«
    »Ja, habe ich.«
    »Ich habe keine Hände.«
    »Das weiß ich.«
    »Und ich merke sehr deutlich, daß du Angst vor mir hast, Flavio. Nicht wahr?«
    »Kann sein.«
    »Du hast Angst, du mußt einfach Angst haben. Aber du kannst die Angst auch überwinden.«
    »Wie denn?« stotterte er.
    »Durch mich.« Sie kicherte plötzlich. »Schau dich um, Flavio. Du wirst keinen anderen sehen. Wir sind allein. Niemand ist Zeuge. Du kommst noch näher und bringst mich um. Ja, töte mich, denn nur so kannst du die Angst überwinden. Es reicht nicht, wenn du mir die Hände abhackst, nein, es muß schon mehr sein. Töten ist die einzige Möglichkeit, um den Druck loszuwerden. Diese Chance gebe ich dir. Ist das nicht fair von mir, Flavio die Mestre?«
    Er hatte alles gehört, aber er kam damit nicht zurecht. Er glaubte an einen Irrtum. Wie konnte jemand seinen eigenen Tod fordern? Das war der reine Wahnsinn. Damit kam er nicht zurecht. Aber was war schon normal in dieser Welt?
    »Na?« fragte die schöne Jessica und lächelte ihn an. »Hast du es dir überlegt?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    Flavio wollte sprechen, mußte aber zunächst würgen. »Ich kann nicht, verstehst du? Ich kann

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