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1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

Titel: 1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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könnte ich im Zirkus als Hellseher mein Geld verdienen. Im Moment stehe ich ebenso wie du auf dem Schlauch.«
    »Das ist bitter.«
    »Was ist bitter?« fragte Sheila, die zurückkam und Bills letzten Satz gehört hatte.
    »Ich meine damit das Wasser.«
    »Laß dir was Besseres einfallen.« Sie setzte sich und schaute sich um. »Oh, die Getränke sind schon da. Das ist gut. Ich habe nämlich Durst.« Sie trank, wir prosteten uns zu, aber die Stimmung blieb doch gedrückt, und das änderte sich auch während des Essens nicht. Die Soßen zu den Nudeln wurden getrennt serviert. Beschweren konnten wir uns nicht, das Essen war gut und reichlich.
    Ich ließ noch etwas auf dem Teller zurück. Im Gegensatz zu den beiden Conollys, die alles aufaßen.
    Sogar Sheila, die diesmal nicht auf ihre Figur achtete.
    Wir tranken auch noch das Wasser und leerten die Weinflasche. Danach bat Bill um die Rechnung.
    Ich fühlte mich nach dem Essen etwas müde. Vielleicht auch übersatt, aber meine Gedanken gingen bereits wieder auf Wanderschaft. Dabei gelang es mir kaum, an die Zukunft zu denken, sondern mehr an die Vergangenheit, die doch sehr präsent war.
    »Hast du was, John?«
    »Nein, Bill, nichts, wirklich.«
    »Du lügst schlecht.«
    »Möglich.«
    Der Kellner kam zurück. Er brachte das Wechselgeld, das Bill ihm allerdings ließ. Dafür erkundigte er sich nach dem Ort Pochavio, der unser Ziel war.
    Der junge Mann wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Schließlich fragte er: »Dort wollen Sie hin?«
    »Ja.« Bill schüttelte den Kopf. »Oder haben Sie etwas dagegen?«
    »Nein, das nicht…«
    »Aber?«
    Er hob die Schultern. »Pochavio liegt wirklich am Ende der Welt. Da fährt freiwillig kaum jemand hin. Wollen Sie dort Urlaub machen?«
    »Was wäre wenn?«
    »Die Idee ist nicht gut, und auch die Menschen sollen es nicht sein«, erklärte er.
    »Menschen?«
    »Ja, es sind Hinterwäldler. Sie leben wirklich in einer Welt für sich, verstehen Sie. Es gibt solche Täler. Da hat sich seit Jahrhunderten nichts verändert. Aber wenn Sie hinmüssen, ist das Ihre Sache.«
    »Klar, das denken wir auch. Wie lange müssen wir denn von hier noch fahren?«
    »Eine Stunde vielleicht. Oder auch etwas mehr.«
    »Danke.«
    Der Kellner wollte verschwinden, doch ich hatte noch eine Frage. »Was erzählt man sich denn so über die Bewohner von Pochavio? Gibt es da konkrete Geschichten?«
    »Nein, das nicht. Sie sind eben komisch. So anders. Sie schotten sich auch ab und kommen nicht aus ihrem Tal heraus. Von wenigen Ausnahmen abgesehen. Außerdem sind es Leute, die im Sommer als Eishersteller arbeiten. Darin sind sie gut.«
    »Danke.«
    Der Keller verzog sich, und Bill fragte: »Sind wir denn jetzt schlauer geworden?«
    »Nicht sehr viel«, gab ich zu.
    »Das meine ich auch.« Er schaute auf die Uhr. »Ich würde vorschlagen, daß wir jetzt fahren.«
    Keiner hatte etwas dagegen. Ich ließ die beiden Conollys vorgehen und grübelte selbst über das Gehörte nach. Wie es den Anschein hatte, fuhren wir praktisch in eine andere Welt und auch in eine andere Zeit hinein, in der wir, wollten wir mit den Menschen reden, sicherlich auf eine Mauer des Schweigens stießen. Fremden gegenüber waren diese Bewohner sicherlich nicht locker.
    Der Himmel hatte sich bewölkt, und der von den Bergen herabwehende Wind war kälter geworden.
    Sheila fröstelte etwas, bevor sie in den Audi stieg. »Soll ich den Wetterumschwung jetzt als ungutes Zeichen ansehen?« fragte sie.
    »Das ist normal in den Bergen«, erwiderte Bill und schloß die Tür. Er wollte auch jetzt fahren, und ich hatte nichts dagegen. Die kleine Flasche Wein hatte ich mir mit Sheila geteilt.
    Verschwunden war meine Müdigkeit nicht. Auch Sheila war nicht eben die Frischeste. Als sie es sich im Fond bequem gemacht hatte, schloß auch ich die Augen. Wir wußten uns bei Bill schließlich in guten Händen. Ich war froh, daß ich traumlos schlief, und eine Frauenstimme weckte mich aus diesem Zustand. Es war Sheila, die vor mir wach geworden war und davon sprach, daß es richtig unheimlich war.
    »Das bildest du dir ein«, sagte Bill.
    Jetzt öffnete auch ich die Augen, schaute aus den Autofenstern und mußte Sheila schon beim ersten Hinsehen recht geben. Die Gegend hatte sich verändert. Sie war längst nicht mehr so weit und kam mir so vor, als wären die Berge zusammengewachsen.
    Wir mußten das Tal, in dem Pochavio lag, erreicht haben. Die schmale Straße führte in zahlreichen Kehren dicht an

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