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1010 - Der Computermensch

Titel: 1010 - Der Computermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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submikroskopische Labyrinth betrug tatsächlich nur knapp einen Millimeter.
    Im Verhältnis zur Größe des winzigen Dinges war diese Strecke aus der Sicht eines Menschen jedoch etwa zwei Kilometer lang.
    Noch während sich Boulmeester fragte, ob diese eine echte Prüfung der Intelligenz des Winzlings war, beschleunigte die Computerbrutzelle. Ihre Beinchen wirbelten durch die Luft und trieben sie voran.
    Die Positronik meldete ununterbrochen, daß das Objekt ohne jeden Fehler genau den richtigen Weg nahm.
    Boulmeester atmete tief durch. Es dauerte keine halbe Minute, da war die Zelle am Ziel.
    Der Wissenschaftler öffnete blitzschnell eine kleine Klappe an dem hermetisch abgeschlossenen Mikroskop und entfernte den Kleinstcomputer. Er legte keinen Wert darauf, daß sich die Zelle dort vermehren konnte.
    Genauso schnell schloß er die Klappe wieder.
    „Das Objekt muß wieder in den Behälter", befahl er der Positronik.
    Diese meldete ungerührt: „Das Objekt ist verschwunden.
    Vermutlich hat es das Mikroskop durch die entstandene Öffnung verlassen."
    Boulmeester wurde nervös. Sein erster Gedanke war die am Vortag verschwundene Polizeicomputerzelle. Dann wurde er sich schlagartig der Gefahr bewußt, die von einer freien Brutzelle mit dem Charakter dieses Objekts ausging.
    Hier im Institut konnte nichts passieren. Alle Positroniken waren vor dem Eintreffen der Computerbrutzellen von Mardi-Gras völlig versiegelt worden. Ein Eindringen der Zellen war unmöglich.
    Das besagte aber nicht, daß es ihr gelingen könnte, den Bereich des Instituts zu verlassen und an einem anderen Ort Schaden anzurichten, der nicht so gut abgesichert war.
    Boulmeester setzte alle vorhandenen Roboter in Verbindung mit den drei Rastermikroskopen ein, um die verschwundene Zelle wiederzufinden. Er wußte von vornherein, daß dies ein hoffnungsloser Versuch war. Nur ein ungewöhnlicher Zufall konnte ihm helfen.
    Nach einer Stunde brach er die Suche ab. Er löschte alle gespeicherten Daten über den Versuch und stellte den leeren Container an seinen Platz zurück.
    Auf dem Weg zu seiner Wohnung tröstete er sich mit dem Gedanken, daß die Zelle wahrscheinlich abgestorben war. Das große Unbehagen aber blieb. Er wußte, daß er sich nicht richtig verhalten hatte, aber sein Stolz und die Furcht vor berechtigter Kritik ließen ihn schweigen.
     
    *
     
    Eine knappe Stunde, nachdem er das DELTACOM-Institut verlassen hatte, traf dort die Polizeicomputerzelle ein, die Quiupu entflohen war. Sie torkelte, unsichtbar für jedermann, durch den Entlüftungsschacht in das Erdinnere. Der Aufzeichnungsmechanismus hatte alle Daten über den Rückweg sorgfältig gespeichert.
    Trotzdem hatte es fast 24 Stunden gedauert, bis der submikroskopisch kleine Apparat unter Ausnutzung der Windströmungen sein Ziel gefunden hatte. Der Sturz durch den Entlüftungsschacht hinab in das 153. Untergeschoß war dagegen ein Kinderspiel.
    Der Mechanismus und Organismus der Polizeicomputerzelle arbeitete nur unvollständig. Aber sie wußte, was sie zu tun hatte, und wo sie es zu tun hatte. Das winzige Scheinleben in ihrem Innern hatte sich noch nicht voll entfaltet.
    Genaugenommen handelte es sich um eine Fehlkonstruktion. Die Zelle gehörte zu der ersten Generation, die in Franzlins Labor entstanden war. Ihre Programmierung war fehlerhaft. Der größte Fehler lag in der Abhängigkeit zwischen der Entfaltung zu eigenem Leben und der Nähe der Artgenossen. Durch Quiupus Eingriff war diese eine Zelle von den anderen isoliert worden. Erst dadurch konnte sie erwachen.
    Nun brach in der Programmierung der vorgesehene Drang durch. Doch auch dieser Faktor war noch mit Fehlern behaftet. Der Winzling hatte eine Weile gezögert. Er stand vor einem Dilemma. Er wollte alles, was im entferntesten nach Positronik aussah, sofort zerstören. Diesem Trieb wurde jedoch ein anderer überlagert, und der hatte schließlich die Oberhand gewonnen. Die Zerstörung mußte wirksam und nachhaltig sein. Das ließ sich aber von einer einzelnen Zelle nicht erreichen. Alle anderen Wünsche wurden zugunsten eines einzigen unterdrückt.
    Die eingesperrten Artgenossen mußten befreit und aktiviert werden, damit das Zerstörungswerk Erfolg haben würde.
    Dieser Trieb lenkte die Polizeicomputerzelle auf dem Weg zurück, auf dem sie entführt worden war.
    Als der Morgen graute, hatte sie ihr erstes Ziel erreicht. Sie befand sich in Franzlins Labor. Die Zerstörung der positronischen Schlösser war eine Kleinigkeit.

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