1012 - Der programmierte Mann
Arbeitszimmer gekommen.
Den Umweg hatte er jedoch absichtlich gemacht, weil er Wels Formier an der Tür seines Büros bemerkt hatte.
Jetzt ärgerte er sich, weil er sich die Vorwürfe des anderen hätte ersparen können.
Zugleich beunruhigte ihn, daß Formier so grob zu ihm gewesen war. So hatte er sich ihm gegenüber noch nie verhalten.
Überzeugt davon, Xingar alle weiteren illegalen Machenschaften für die Zukunft unmöglich zu machen, betrat er sein Arbeitszimmer. Primas lag noch immer unter der Bank und schlief.
Bruke Tosen ging zu seinem Arbeitstisch und ließ das Tonband zurücklaufen, auf dem er glaubte, das Gespräch mit dem Patriarchen aufgezeichnet zu haben. Er setzte sich und spielte das Band danach ab.
Nur ein gleichförmiges Rauschen ertönte.
Irgend jemand hatte die Funkverbindung so nachhaltig gestört, daß nichts von dem Gespräch aufgezeichnet worden war.
Als Tosen bereits abschalten wollte, ertönte die Stimme des Springerpatriarchen: „So dumm, wie du glaubst, Bruke Tosen, sind wir nun doch nicht!"
3.
Goron blieb länger auf dem Boden des Antigravtunnels liegen als notwendig gewesen wäre. Wie betäubt blickte er auf die Füße der Männer und Frauen, die an ihm vorbeigingen.
Noch nie in seinem Leben war er so gedemütigt worden. Und er wußte vor allem nicht, warum der dunkelhäutige Terraner ihn getreten hatte.
Goron war ein Mann, der von sich wußte, daß er nicht sonderlich intelligent war. Bei Gesprächen mit anderen kam immer wieder vor, daß er nicht begriff, was die anderen sagten. Das hatte ihn nie gestört, und die anderen offenbar auch nicht. Niemand hatte ihm je zu verstehen gegeben, daß er ihn nicht respektierte. Viele suchten die Begegnung mit ihm, weil sie ihn schätzten.
Jetzt hatte der Arkonide das Gefühl, daß eine Welt zusammengebrochen war.
Er lag auf dem Boden seines Antigravtunnels, und er wußte, daß er nie mehr mit dem gleichen Gefühl des Stolzes auf die Passagiere eines Raumschiffes zugehen würde.
Bisher hatte er sie als Freunde angesehen, die ihm die Ehre antaten, die Welt seiner Familie zu besuchen - obwohl er wußte, daß es längst nicht mehr seine Welt war. Doch er hing an der Tradition, ebenso wie viele Bewohner von Jarvith-Jarv, und so hatte er das Gefühl, daß der Tritt weniger ihm, als den Traditionen der Jarvith-Jarvianer gegolten hatte.
Ihm kam nicht in den Sinn, daß er die Geduld der Reisenden unnötig strapaziert hatte.
Für ihn gab es keine Zeitnot und keine Ungeduld, keine Hetze und keinen Stfeß. Er hatte sich niemals antreiben lassen, und er hatte stets in dem Bewußtsein gelebt, daß nichts wirklich eilig war.
Daher hatte er auch nicht mit Freunden zusammengesessen und Tee getrunken, um die Ankommenden absichtlich warten und sie seine Macht spüren zu lassen. Er war überzeugt, daß es ihnen völlig gleichgültig war, wann sie von Bord gehen konnten.
Daher war der demütigende Tritt wie ein Schlag aus heiterem Himmel gewesen.
Goron erhob sich und strich sich seine Uniformjacke glatt. Der Terraner war nun schon weit von ihm entfernt. Er hatte die Empfangshalle erreicht, in der alle Passagiere auf die Zollabfertigung warten mußten.
Amby Törn tauchte plötzlich neben dem Arkoniden auf. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und blickte zu ihm hoch.
„Es tut mir leid", sagte sie mitfühlend. „Ich glaube nicht, daß er dich beleidigen wollte."
„Laß nur Amby", erwiderte er. „Ich weiß, du meinst es gut."
Seine Stimme klang, als sei irgend etwas in ihm zerbrochen.
„Ich glaube, er hat dich gar nicht gemeint", bemerkte sie. „Seine Nerven haben ihm einen Streich gespielt. Er konnte nicht warten."
Goron wandte sich ihr zu. Er war maßlos erstaunt.
„Er konnte nicht warten? Warum nicht?"
Sie zuckte mit den Achseln.
„Ich kann es dir nicht erklären", erwiderte sie. „Es gibt eben Menschen, die sind ungeduldig. Ihnen kann es nie schnell genug gehen."
Sein Gesicht verdüsterte sich.
„Er wird lernen, Zeit zu haben", sagte er drohend. „Verlaß dich darauf, der alte Goron wird es ihm beibringen."
Sie lächelte ungläubig, als er an ihr vorbeiging. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß der Arkonide soviel Temperament entwickeln würde, daß er sich rächen würde.
Sie mochte Goron nicht nur wegen seiner liebenswürdigen Marotten, sondern weil er ein gutmütiger und stets hilfsbereiter Mann war, auf den sie sich immer verlassen konnte.
Sollte der Tritt in sein Hinterteil ihn so hart getroffen haben, daß
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