1012 - Schick sie in die Hölle, Marek!
Bruder Titus seine Hände flach auf den Tisch legte und dabei in die Runde schaute, als suchte er nach einer Person, die noch bestimmte Fragen stellen wollte.
Marek hob die rechte Hand.
»Ah, unser Gast möchte noch etwas sagen. Bitte sehr.«
»Danke.« Marek erklärte, daß er kein guter Redner wäre und sich kurz fassen wollte. Er bedankte sich für die Aufnahme, die Gastfreundschaft, und kam dann auf das Thema zu sprechen, das ihm besonders am Herzen lag.
»Ich habe ja Augen im Kopf, meine Freunde, und konnte sehen, daß große Stauden von Knoblauch nach draußen geschleppt wurden.« Er hob die Schultern. »Warum taten Sie das?«
Mit dieser Frage hatte er die Mönche in Verlegenheit gebracht.
Keiner traute sich, eine Antwort zu geben, aber die Blicke der Männer waren schon auf den stellvertretenden Abt gerichtet, denn er stand in der Hierarchie oben.
»Mußtest du das fragen?« flüsterte Basil.
»Ich bin eben so neugierig.«
»Laß es lieber.«
»Warum?«
»Weil es besser ist.«
»Sie haben eine Frage gestellt«, meldete sich Bruder Titus, »und Sie haben damit auch ein Recht auf eine Antwort. Wir mögen einfach Knoblauch. Wir sind damit in Verbindung gekommen, um – nun ja, wie soll ich sagen…?«
»Wollen Sie sich vor Vampiren schützen?« fragte Marek direkt.
Titus schwieg. Sein Mund war zuvor zugeklappt. Dann schluckte er und räusperte sich. »Wie kommen Sie darauf?«
»Knoblauch ist ein Hinweis. Auch ein Schutz gegen diese Brut. Ich kenne mich da aus.«
»Ah ja…?«
Marek nickte nur.
»Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Vampire – sollte es sie tatsächlich geben – hier im Kloster erscheinen werden. An einer heiligen Stätte? Nein, so etwas ist nicht möglich und…«
»Darf ich Sie unterbrechen, Bruder Titus?«
»Das haben Sie doch schon getan?«
»Gut, dann will ich auch ehrlich sein. Ich habe keine Autopanne. Ich bin bewußt zu Ihnen hier in das Kloster gekommen, weil mich ein Freund auf das Problem aufmerksam gemacht hat. Es war Goran, der hier gearbeitet hat und mir von eurer Unsicherheit erzählte. Ich habe mich danach sofort auf den Weg gemacht und auch meinen Freunden John Sinclair und Suko Bescheid gegeben, die wohl morgen hier erscheinen werden, um euch im Kampf gegen die untote Pest zu unterstützen.«
»Da kann es schon zu spät sein«, wisperte ihm Basil zu.
»Warum?«
»Nicht jetzt.« Er winkte ab.
Bruder Titus hatte den rechten Arm angehoben. »Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit, Frantisek.« Er nickte. »Ja, ich finde es gut, daß Sie sich uns offenbart haben, sehr gut sogar. Aber alles, was recht ist, und ich möchte auch nicht an Ihren Motiven zweifeln, denke allerdings, daß es besser ist, wenn Sie hier nicht bleiben. Das hat mit einer schlechten Gastfreundschaft nichts zu tun, Frantisek, aber ich weiß auch, wie gefährlich die Vampire sind. Alles dient nur zu Ihrer eigenen Sicherheit, wenn Sie verstehen.«
»Ja, das stimmt alles. Ich freue mich auch, daß Sie so besorgt wegen mir sind, aber ich mußte Ihnen auch noch sagen, daß Sie mich nicht kennen, Bruder Titus.«
Der Angesprochene war etwas verunsichert. »Wie haben Sie das denn gemeint?«
Marek gab die Antwort auf seine Art und Weise. Er griff in die Jacke hinein, die er über seine Stuhllehne gelegt hatte, und zog den Pfahl aus der Innentasche hervor. Alle schauten ihm zu, und mit einer sehr langsamen Bewegung legte er die Waffe auf den Tisch. Die Spitze nach vorn, sie wies auf Titus.
»Was ist das?«
»Ich möchte es Ihnen gern erklären. Ich heiße nicht nur Marek, man nennt mich auch den Pfähler, und dies nicht ohne Grund.« In den nächsten Minuten erklärte Marek den staunenden Mönchen praktisch sein Leben und die damit verbundene Aufgabe.
Sie waren wirklich sprachlos geworden, unterbrachen ihn mit keiner Zwischenfrage und konnten nur die Köpfe schütteln. Auch als er seinen Bericht beendet hatte, war es zunächst still. Keiner wußte so recht, wo er hinblicken sollte, denn irgendwie waren sie durch die Ausführungen geschockt worden.
Mareks Mund war trocken geworden. Er trank einen Schluck Wasser und blickte sich danach auffordernd in der Runde um. »Höre ich denn keinen Kommentar?« erkundigte er sich. »Wenn Sie mir nicht glauben, was ich auch verstehen kann, sollten Sie sich mit John Sinclair in Verbindung setzen. Der wird Ihnen meine Angaben bestätigen. Außerdem werden Sie ihm morgen hier die Hand schütteln können.«
Der letzte Satz hatte Bruder Titus die Brücke
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