1012 - Schick sie in die Hölle, Marek!
solltest du?«
Pater Titus hatte sich wieder gefangen. Durch ein Räuspern gab er bekannt, daß er reden wollte. »Ich freue mich sehr, daß Sie zu uns gekommen sind, Marek. Und ich freue mich noch mehr über Ihre Offenheit. Ich gebe dabei zu, daß ich den Problemen überfordert gegenüberstehe. Ich komme damit nicht zurecht. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, obwohl wir bereits gemeinsam Pläne für diese Nacht entworfen haben.«
»Wie sehen die aus?« fragte Marek.
»Nicht gut für einen Fachmann, wie Sie es sind. Wir haben schon die Wachen eingeteilt.«
»Für draußen?«
»Auch.«
»Das ist nicht schlecht, ich gebe es zu. Aber haben Sie sich auch Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn sie die Mauer überwunden haben und das Kloster stürmen?«
»Wir haben sie bannen wollen.«
»Durch Kreuze?«
»Natürlich.«
»Das ist alles gut«, gab Marek zu. »Aber ich weiß nicht, ob es effektiv ist. Man muß sie nicht nur bannen oder vertreiben, sondern vernichten. Zur Hölle schicken, um es einfach auszudrücken.«
»Wie denn?«
»Feuer ist eine gute Idee«, sagte Marek. »Allerdings wird es schwer sein, diese Idee in die Tat umzusetzen. Man müßte nahe an die Blutsauger herankommen. Das ist nicht einfach. Und sie werden sich auch nicht hinstellen und sich wehrlos anzünden lassen. Da muß man schon etwas raffinierter vorgehen.«
»Bitte, Marek, wir hören.«
»Ich werde Fallen aufstellen.«
»Kreuze?«
»Auch, aber nicht nur. Mal abgesehen davon, wie sieht es eigentlich mit Benzin aus? Haben Sie so etwas?«
Bruder Titus schaute sich um und war froh, als ihm einer seiner Brüder zunickte. »Ja, das haben wir.«
Marek hatte zugehört. »Stellen Sie die Kisten oder Flaschen mit Benzin an exponierten Stellen ab. Legen Sie auch alte Lappen oder Lumpen bereit, die sich schnell tränken und ebenso schnell anzünden lassen. Alles weitere überlassen Sie mir.«
Die Mönche staunten ihn an. »Wieso Ihnen! Sie allein wollen sich der Brut stellen?«
»Deshalb bin ich hier.«
Titus schüttelte den Kopf. »Ohne unsere Unterstützung?«
»Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich möchte schon auf Ihre Unterstützung zählen. Aber Sie sollen sich nicht in die vorderste Front begeben. Darum möchte ich bitten. Warten Sie ab, und lassen Sie bitte die Einteilung der Wachen so, wie es geplant war. Alles andere wird sich regeln lassen, hoffe ich.«
»Wenn Sie das sagen, werden wir das so einrichten!« stimmte der stellvertretende Abt zu.
Marek schaute auf seine Uhr. »Für mich wird es Zeit. Ich möchte vor Anbruch der Dunkelheit noch einmal zurück zum See, um dort nachzuforschen, ob sie noch da sind.«
Die Männer um ihn herum erschraken. Man wollet ihn auch davon abhalten, aber Marek stand auf und streifte seine Jacke über.
»Kein Sorge, ich bin früh genug zurück.«
»Und wenn nicht?«
Er lächelte. »Bruder Titus«, sagte er mit schon leicht vorwurfsvoller Stimme. »An so etwas denke ich erst gar nicht. Das habe ich mir alles abgewöhnt.«
»Ich sehe schon, Ihnen kann man nicht raten. Aber der Herrgott möge mit Ihnen sein.«
»Das ist er schon mein Leben lang«, erwiderte Marek und verließ den Raum.
***
Der Pfähler wußte selbst, daß die Zeit knapp war, aber er konnte sie auch nicht anhalten. Das Essen und die nachfolgende Diskussion hatten sich schon hingezogen, aber sie hatten ihn nicht von seinem Plan abbringen können.
Wenn eben möglich, wollte er so viele Vampire wie möglich vernichten. Er hoffte auch, daß er sie beim Verlassen des Sumpfs entdecken würde, falls sich die Brut überhaupt noch dort aufhielt. Marek fuhr so schnell wie möglich. Er mußte darauf achten, auf der Straße zu bleiben, denn die Kurven waren doch ziemlich eng.
Über ihm bekam der Himmel ein anderes Bild. Die Helligkeit verschwand immer mehr. Riesige graue Tücher glitten heran und legten sich als Schatten über die Berge.
Es war bestimmt kein schlechter Zeitpunkt, den sich Marek ausgesucht hatte. Sobald sich das Licht des Tages davongestohlen hatte, waren die Blutsauger bereit, aus ihren Verstecken zu kommen, denn dann lockte sie die Gier nach Blut.
Marek hielt die Augen offen. Er fühlte sich fit. Die kurze Schlafpause hatte ihm gutgetan. Es dunkelte immer mehr ein. Besonders in den Tälern nahmen die Schatten schneller zu als in der Höhe, wo die Bergspitzen noch vom Licht gebadet wurden.
Auch aus der anderen Richtung sah der Sumpf noch immer aus wie ein großer, dunkler See. Ein tiefes
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