1012 - Schick sie in die Hölle, Marek!
Es ging um die verfluchten Blutsauger, und die wollte Marek vernichtet wissen.
Die Luft roch etwas abgestanden, deshalb öffnete der Pfähler das Fenster. Er zog sich aber nicht zurück, sondern blieb stehen und schaute in den Innenhof.
Dort gingen zwei Mönche auf und ab. Sie unterhielten sich leise, blieben hin und wieder stehen, wobei sie auf verschiedene Stellen zeigten, als wollten sie sich von etwas Bestimmtem überzeugen.
Die Gesten weckten Mareks Neugierde. Er reckte den Hals und versuchte herauszufinden, wohin die beiden Mönche schauten.
Auch er konnte die bestimmten Stellen sehen und glaubte auch, die hellen Knoblauchstauden erkennen zu können.
Jetzt war ihm einiges klargeworden. Die Mönche hatten ihr Gebiet gegen die Ankunft der Blutsauger abgesichert. Also rechneten sie damit, daß die Vampire kommen würden. Die blieben nicht mehr im Sumpf, die wollten Blut, und zwar so schnell wie möglich. Die Mönche waren ihre nächsten Opfer.
»Die Nacht kann spannend werden«, murmelte Marek. Er dachte daran, daß John Sinclair und Suko erst am nächsten Tag hier im Kloster eintreffen würden. Wenn sie Pech hatten, war die Sache bereits gelaufen, denn Marek wollte sie zur Hölle schicken. Kein Untoter sollte noch einmal in den Sumpf zurückkehren, wenn er dem Kloster einen Besuch abgestattet hatte.
Frantisek Marek gehörte zu den Menschen, die gute Nerven besaßen. Das nutzte er auch für sich aus. Da er wußte, daß die Nacht lang werden konnte, legte er sich auf das Bett. Nur die Jacke und die Schuhe hatte er zuvor ausgezogen.
Er lag auf dem Rücken, schaute zur Decke und versuchte, sich zu entspannen, was ihm auch gelang, denn allmählich vergaß er die Sorgen, und er dachte auch nicht mehr daran, daß er es mit einer Übermacht zu tun hatte. Die Natur forderte ihr Recht, die Augen fielen ihm zu, und Marek schlief ein.
Sich entspannen können, überall schlafen, das schaffte der Pfähler mit Leichtigkeit. Er wurde zu der Zeit wieder wach, die er sich vorgestellt hatte. Da reagierte er wie ein Computer.
Plötzlich schreckte er hoch. Er benötigte keine lange Anlaufzeit, Marek wußte sofort, wo er sich befand, und er merkte auch, daß es kühler geworden war.
Durch das noch immer offenstehende Fenster drang der frühabendliche Wind, der noch die Kälte der oberen Bergregionen mitbrachte und den Pfähler erschaudern ließ.
Er richtete sich auf.
Der Blick auf die Uhr bewies ihm, daß er zur richtigen Zeit erwacht war. Noch zehn Minuten bis zum Beginn des Abendessens.
Marek hatte sich kaum hingesetzt, als es schon an die Tür klopfte und sich Bruder Basil meldete. Er wollte den Gast abholen.
»Moment noch«, sagte Marek. Hastig ließ er seinen Pfahl verschwinden, den er neben das Bett gelegt hatte. Er steckte ihn in die tiefe Innentasche seiner Jacke.
Dann öffnete er.
»Oh, schon fertig?«
»Klar. Ich hatte mich nur etwas hingelegt. Die Fahrt hat mich doch müde gemacht.«
»Das kann ich mir denken. Dann können wir?«
»Von mir aus.«
Sie waren nicht die ersten, die sich an die lange Tafel in dem schmucklosen Speiseraum setzten. An der Wand hing ein großes Holzkreuz. Der Abt hatte das Kloster für einige Tage verlassen. Er war zu einer Diskussionsrunde gerufen worden, und so hatten sein Stellvertreter das Kommando übernommen, ein kleiner Mensch mit dünnen, dunklen Haaren und einem sehr blassen Gesicht. Er hieß Bruder Titus, und er begrüßte den Gast noch vor dem gemeinsamen Gebet.
Dann durfte gegessen werden. Es gab tatsächlich den Eintopf aus Möhren und Kartoffeln. Das darin gekochte würzige Fleisch hatte ihm einen ausgezeichneten Geschmack gegeben. Schon nach dem ersten Bissen war Marek begeistert.
»Gut, nicht?« flüsterte der neben ihm sitzende Bruder Basil.
»Ja, prima.«
»Freut mich.«
Während des Essens wurde kaum gesprochen. Zwei Mönche nahmen Nachschlag, und Marek schloß sich ihnen an. Er aß wie ein Ausgehungerter.
»Du hast aber großen Hunger«, sagte Basil.
»Wer weiß, wann ich wieder so etwas Gutes bekomme?«
»Da hast du recht.«
Nach dem Essen saßen die Mönche noch zusammen und redeten über den zurückliegenden Tag; sie machten auch Pläne für den folgenden Tag. Marek hörte zunächst nur zu. Ihm kam es vor, als würden die Männer nur mit gebremstem Schaum sprechen, obwohl es ihnen auf dem Herzen brannte. Dafür hatte Marek ein Ohr. Er mischte sich zunächst nicht ein und wartete eine günstige Gelegenheit ab, die sich tatsächlich ergab, als
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