1013 - Die Spoodie-Seuche
führen, weil sein Bauch auf dem Boden schleift!"
Der Tart blickte an sich herab.
„Wo habe ich einen Bauch?" fragte er gekränkt. „Ich bin trotz meines Alters immer noch schlank und ansehnlich."
Verwundert lauschte er dem schallenden Gelächter der Betschiden, denn wie alle Tarts kannte er keine Gefühlsausbrüche, dann setzte er seinen Becher an und trank die kräftige Suppe...
*
Gonos streckte den Kopf durch die Schleusenöffnung, blinzelte in die Sonne und stieß auf.
„Ich bitte um Entschuldigung!" rief er nach hinten. „Denkt bitte nicht, daß ich unzivilisiert wäre, nur weil ich..."
„Schon gut!" rief Surfo aus dem Innern des Bootes. „Wenn es geschmeckt hat, darf man es auch hören lassen."
„Das sagt man auf Quonzor, meiner Heimatwelt, auch", erklärte der Tart und sprang ins Freie. „Aber bei der Herzoglichen Flotte habe ich gute Umgangsformen gelernt." Er seufzte. „Ich gäbe mein Martha-Martha darum, wieder auf einem guten Raumschiff dienen zu dürfen! Aber hier kommen ja nur Wracks an, und wenn ein Schiff noch halbwegs raumtüchtig ist, wird es von seiner Besatzung startunfähig gemacht."
Surfo Mallagan stieg aus, einen Raumsack voller Verpflegung, Energiemagazine und Medikamente hinter sich her schleifend.
„Wenn das Schiff, das wir suchen, die SOL ist, werden wir diese Welt wieder verlassen.
Du kannst mitkommen, Gonos."
Scoutie warf seinen Raumsack ins Freie und sprang hinterher.
„Ich glaube nicht, daß es auf diesem Planeten ein intaktes Schiff gibt", meinte Gonos.
Als letzter verließ Brether das Kurierboot. Auch er schleppte einen vollen Raumsack mit.
Nachdem Surfo die Schleuse wieder kodiert verriegelt hatte, warf er sich seinen Raumsack über die Schulter.
„Das wird nichts, Scoutie", sagte Gonos, als er sah, wie sie unter ihrem schweren Raumsack fast zusammenbrach. „Du bist anscheinend noch sehr jung und nicht kräftig genug. Gib mir deinen Sack! Ich werde ihn gar nicht spüren."
„Nein, ich trage ihn selber!" protestierte Scoutie.
Surfo lächelte.
„Sei nicht albern, Scoutie! Du hast deinen Sack viel zu schwer beladen. So kommst du keine hundert Meter weit." Er wandte sich an den Tart. „Scoutie ist eine Frau, ein weibliches Wesen."
„Aha!" erwiderte Gonos. „Bei euch Betschiden sind wohl die Frauen körperlich schwächer als die Männer?"
„Ich bin nicht zu schwach!" begehrte Scoutie auf.
„Ich bitte dich, tue mir den Gefallen und laß mich dein Gepäck tragen!" rief Gonos. „Ich würde es als besondere Gunst betrachten."
Plötzlich kicherte Scoutie, ließ den Raumsack fallen und sagte: „Jetzt gibt es drei Männer, die um meine Gunst werben."
Gonos warf sich den Sack über die Schulter.
„Du irrst dich, Scoutie. Ich bin eine Frau. Und nun laßt uns gehen, sonst schaffen wir es nicht bis zum Abend!"
Begleitet vom Zirpen, Pfeifen und Zwitschern der Königsblüten, verließen sie das Tal.
Die drei Betschiden spürten die Beeinflussungsversuche der Blüten als dumpfen Druck hinter ihren Stirnen, doch sie behielten ihren freien Willen.
Als die Geräusche verstummten, atmete Scoutie auf.
„Ich bin froh, wenn ich das eine Zeitlang nicht mehr hören muß. Es geht mir auf die Nerven."
„Was geht dir auf die Nerven?" erkundigte sich Gonos.
„Na, das Zirpen, Pfeifen und Zwitschern", antwortete Scoutie.
„Ich habe nichts gehört", erklärte Gonos.
„Wie gut ist das Gehör eines Tarts?" fragte Surfo Mallagan.
„Ich höre die kleinsten Käfer im Gras laufen", antwortete Gonos.
„Oh!" rief Scoutie. „Dann haben wir die Geräusche wahrscheinlich gar nicht mit den Ohren gehört, sondern direkt im Gehirn."
„So muß es sein", sagte Surfo.
Anschließend setzten sie ihren Marsch schweigend fort. Nach anderthalb Stunden mußten sie eine Ruhepause einlegen. Surfo und Brether hätten ihre Raumsäcke nicht länger tragen können. Sie ließen sie einfach fallen und bewegten stöhnend die schmerzenden steifen Schultern.
Gonos musterte die Umgebung. Sie befanden sich auf der Oberfläche eines alten, erkalteten Lavastroms, der eine Schneise durch den Dschungel gebrannt hatte. Das mußte aber schon länger zurückliegen, denn die Oberfläche der Lava war zerbröckelt, Humus hatte sich auf ihr festgesetzt und es Gräsern und niedrigen Sträuchern ermöglicht, sich anzusiedeln.
„Hier gibt es weder fleischfressende Uurts noch Kopfjäger", meinte der Tart (sie hatte erklärt, daß es die Bezeichnung „Tartin" bei ihrem Volke nicht gab).
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