1014 - Alles für die SOL
entzündeten sie mit einem auf Minimalleistung geschalteten Impulsstrahler. Ein Gestell war schnell aufgebaut und bald drehte sich das Wildbret über der heißen Glut dicker Äste.
„Jetzt kümmere ich mich um den Braten", erklärte Scoutie energisch und nahm den mit Salz gefüllten Plastikbeutel aus der Transportmulde Mayers. „Paßt ihr solange auf Mayer auf!"
Die beiden Männer waren erleichtert darüber, sich ein wenig ausruhen zu können. Sie setzten sich ins Gras und behielten den Transportroboter im Auge. Mayer stand reglos da.
Er schien sich die Extratouren abgewöhnt zu haben.
Scoutie streute etwas von dem gelblichen, groben Salz über den Rücken der Gazelle, dann drehte sie das Tier mitsamt dem langen Stab um, auf den es gespießt war, und bestreute die Bauchseite und die Innenseiten der Schenkel.
Das Wasser lief ihr im Munde zusammen, als sie daran dachte, daß sie in wenigen Stunden ihre Zähne in knuspriges, durchgebratenes Fleisch schlagen würde. Zum erstenmal seit langer Zeit war sie zufrieden mit sich und der Welt.
Sie nahm als selbstverständlich an, daß es ihren Gefährten ebenso ging, deshalb fuhr sie erschrocken zusammen, als sie Surfo Mallagan sagen hörte: „Ich brauche deinen Spoodie, Brether."
Scoutie drehte sich um und blickte Surfo verwirrt an. Sie wollte an einen Scherz glauben, aber Surfos Gesicht verriet, daß es ihm ernst war.
„Was willst du?" fragte Brether Faddon gedehnt.
„Ich brauche deinen Spoodie", wiederholte Surfo, dann fügte er hinzu: „Ich werde meinen und deinen Spoodie zusammensetzen."
Brethers Augen weiteten sich.
„Du bist irre, Surfo!" stieß er hervor. „Ich soll meinen Symbionten hergeben, damit du gleich zwei hast?"
Surfo wischte sein Messer am Hosenbein ab, stand auf und ging auf Brether zu.
„Es wird nur ein flacher, kleiner Schnitt sein, Brether. Na, komm schon!"
Brether Faddon sprang entsetzt auf und trat dem Gefährten das Messer aus der Hand.
Surfo Mallagan schnaufte überrascht und zornig, dann sprang er Brether an. Im nächsten Moment rollten beide Männer keuchend über den Boden.
„Ja, seid ihr denn übergeschnappt?" schrie Scoutie. „Hört sofort auf mit dem Unsinn!"
Aber Surfo und Brether hörten sie gar nicht. Sie rangen miteinander und nutzten jede Gelegenheit, um mit den Fäusten aufeinander einzuschlagen.
Erschrocken und ratlos zog Scoutie ihren Schocker und zielte auf die Freunde. Sie hatte Angst, daß sie sich gegenseitig umbringen würden, denn sie kämpften so erbittert wie Todfeinde. Doch dann besann sie sich. Wenn sie beide Gefährten paralysierte und sie von Raubtieren angegriffen würden, solange beide noch gelähmt waren, konnte sie sie vielleicht nicht schützen.
Schließlich steckte sie die Waffe wieder zurück, nahm einen der neben dem Feuer liegenden Äste und wollte auf Brether und Surfo einschlagen.
Aber bevor sie dazu kam, ließen die beiden Männer plötzlich voneinander ab und standen auf. Verwirrt starrten sie sich an. Aus Surfos Nase und Unterlippe quoll Blut; Brethers linkes Auge war fast zugeschwollen, und auf der linken Gesichtshälfte zeigte sich ebenfalls eine starke Schwellung.
„Beim Alten vom Berge!" sagte Scoutie erschüttert. „Warum habt ihr das getan?"
„Er hat angefangen", sagte Brether und zeigte auf Surfo Mallagan. „Er wollte mir meinen Spoodie wegnehmen."
„Aber warum nur, Surfo?" fragte Scoutie.
Surfo machte ein ausgesprochen dummes Gesicht.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, daß ich Brethers Spoodie haben wollte. Wozu auch?"
„Du wolltest sie beide zusammensetzen", erklärte Brether Faddon. „Jedenfalls hast du das behauptet."
„Beim Alten vom Berge!" flüsterte Scoutie. Ihr Gesicht war noch blasser als gewöhnlich.
„Die Spoodie-Seuche! Jetzt hat sie euch auch erwischt!" Sie schluchzte einmal kurz. „Wir sind doch alle infiziert."
Auch Surfo Mallagan war leichenblaß geworden.
„Hoffentlich war das nicht erst der Anfang. Erinnert ihr euch an den Pulk von Leibern in der Meeting-Halle des Nestes der siebzehnten Flotte! Er muß die Folge eines inneren Dranges gewesen sein, Spoodies zusammenzusetzen. Und nun hat es bei mir auch angefangen." Er lauschte in sich hinein. „Aber eigentlich fühle ich mich wieder vollkommen normal.
„Beim Alten vom Berge!" entfuhr es Scoutie.
„Ja, ja, ich fürchte mich auch!" fuhr Brether Faddon sie an. „Aber das ist doch kein Grund, dauernd ,beim Alten vom Berge’ zu sagen. Das geht einem ja auf die
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