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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beinahe zärtliches Streicheln, wie unter Freunden.
    Dabei hielt sie die Augen fast geschlossen. Ihr Mund hatte sich zu einem Lächeln verzogen, so daß sie beinahe glücklich aussah.
    Ja, es war Haut.
    Nichts anderes kam mehr in frage.
    Aber es war auch eine besondere Haut. Nicht von einem Tier, sondern von einem Menschen, und genau dieser Mensch mußte in seinem damaligen Leben etwas Besonderes gewesen sein. Nicht, weil er eine Frau gewesen war, das hatte Jane Collins ebenfalls herausgefunden, nein, diese Frau hatte sich tatsächlich einer bestimmten Sache gewidmet, bevor man ihr die Haut vom Körper gezogen hatte.
    Der Hexerei!
    Plötzlich wußte Jane es mit hundertprozentiger Gewißheit. Die Haut hatte einmal einer Hexe gehört, bevor sie mit dem Motiv bemalt worden war…
    ***
    Das also war die Verbindung zwischen ihnen gewesen. Jane war ebenfalls für eine gewisse Zeit eine Hexe gewesen, und einige dieser alten Kräfte waren nach wie vor in ihr vorhanden. Für gewisse Dinge hatte sie ein besseres Gespür als andere Menschen, deshalb war ihr die Haut auch so ungewöhnlich vorgekommen.
    Jane ließ wieder ihre Fingerkuppen über das Material gleiten. Jetzt konnte sie das leichte Vibrieren verstehen. Gewisse Ströme, die durch die Kuppen ihrer Finger bis hinein in die Handgelenke rannen und sich erst dort verliefen.
    Die Leinwand hatte etwas an sich. Jane wollte nicht davon sprechen, daß sie lebte, daß durch sie noch die alte Kraft strömte, aber sie mußte ideal für den Maler gewesen sein, damit er sein Motiv auf dieses Material bringen konnte.
    Eine böse, vielleicht auch mächtige Hexe. Hinzu kam der Henker, der zwar in seinem makabren Beruf ein Mensch gewesen war, sich aber dem Bösen zugewandt haben mußte. So waren die Haut der Hexe und er eine ideale Kombination eingegangen.
    Jane Collins tastete jetzt die gesamte Fläche ab. Sie mußte sich dabei recken, um auch die oberen Ecken erfassen zu können. Es gab keine Stelle, an der sie diesen anderen Einfluß nicht spürte. Es war überall gleich stark vorhanden, bis auf ein Gebiet ungefähr in der Mitte des Bildes und ein wenig ins obere Drittel versetzt.
    Dort spürte sie etwas anderes. Da war die Nachricht intensiver. Da war eine besondere Kraft vorhanden, die sich genau auf zwei Stellen verteilte.
    Jane spürte sie in den Fingern der linken Hand und auch in denen der rechten.
    Zwei Punkte. Fast Kreise, wenn sie die beiden Gebiete genauer abtastete.
    Warum?
    Sie hörte in ihrer Nähe die schleichenden Schritte und drehten den Kopf nach rechts, ohne die Hexenhaut dabei loszulassen. Eugen Chesterton hatte die Treppe hinter sich gelassen und kam auf sie zu.
    Er starrte sie aus großen Augen an. Hatte er sich schon immer wie ein steifer Diener bewegt, so hatte sich sein steifer Gang noch verstärkt. Er kam Jane wie eine Marionette vor, die an irgendwelchen Fäden hing und von einer anderen Kraft geleitet wurde.
    Er blieb dicht neben ihr stehen. »Was machen Sie denn da, Miß Collins?«
    »Ich prüfe etwas nach.«
    »Das dürfen Sie nicht.«
    »Ach, warum denn nicht?«
    »Rodney will es nicht haben. Man darf ihn nicht anfassen. Nur ich, und das weiß ich.«
    »Er ist nicht da. Oder siehst du ihn hier auf der Leinwand?« Beinahe hätte Jane Haut gesagt. Im letzten Moment hatte sie das Wort noch verschlucken können.
    Der Junge nickte. »Er ist da. Er sieht alles. Ich weiß und ich spüre es. Lassen Sie das lieber.«
    »Nein!« Obwohl Jane dagegen sprach, wußte sie sehr gut, daß Eugen recht hatte. Es gab hier etwas, mit dem sie noch nicht zurechtkam. Genau dort, wo ihre Hände die Hexenhaut berührten, hatte sich die Kraft verstärkt, und sie schwächte sich auch nicht ab. Sie blieb, wobei sich das Prickeln in Jane noch verstärkte.
    Ob sie sich den leichten Gegendruck an ihren Händen einbildete oder ob er tatsächlich vorhanden war, das konnte sie nicht sagen. Sicherheitshalber nahm Jane ihre Hände zurück, und sie hörte augenblicklich den Kommentar des Jungen.
    »Da sind sie.«
    Jane schaute hin.
    Sie schluckte. Plötzlich wurde ihre Stirn kalt und gleichzeitig schweißfeucht.
    Mit vielem hätte sie gerechnet, nur nicht mit dem, was sie tatsächlich zu Gesicht bekam.
    In der oberen Hälfte der Leinwand, genau an den beiden Stellen, die sie berührt hatte, malten sich zwei Augen ab.
    Keine normalen.
    Es waren die Augen des Henkers!
    ***
    Größer, kleiner oder einfach wirklich nur normal und nichts anderes. Jane Collins wußte es noch nicht. Sie stand zu

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