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1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft

Titel: 1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tobte hauptsächlich im nach Westen gelegenen Teil des Gebäudes. Hier auf der Südseite lag die Fassade noch im Dunkeln.
    „Am besten machen wir uns auf den Weg", begann Neriduur von neuem. „Es tut mir leid um den Wirt. Glücklicherweise verliert er nur ein paar Utensilien. Der größte Teil der Einrichtung und das Gebäude gehören mir. Die Versicherung wird sich ins Fäustchen lachen. Wenn sie sich daranmacht, für den Schaden zu zahlen, wird der Geschädigte nirgendwo mehr zu finden sein."
    Surfo wußte nicht, was ihn mehr bedrückte: die Sorge um die Gefährten oder die langatmige Geschwätzigkeit des alten Prodheimer-Fenken. Er riß sich das Paket unter den Arm und stieg durchs Fenster hinaus auf die Veranda. Wenn jemand diese Seite des Hauses vom Kanal aus beobachtete, dann mußten die Flammen ihn blenden. Surfo ließ das Paket in die Tiefe fallen und turnte hinter ihm her. Dort, wo die Boote lagen, herrschte quirlender, schreiender Tumult. Die Gäste versuchten, sich so rasch wie möglich in Sicherheit zu bringen. Einigen saß die Panik derart im Nacken, daß sie ins Wasser sprangen, anstatt sich auf ihrem Boot in Sicherheit zu bringen. Surfo glitt auf das Gebüsch zu, in dem Scoutie und Brether versteckt lagen. Neriduur war unmittelbar hinter ihm.
    „Dem Himmel sei Dank ...", fuhr Scoutie auf, als sie Surfo erblickte, und verstummte sofort wieder, als der Prodheimer-Fenke sich hinter ihm aus dem Schatten schälte.
    „Wartet hier!" zischte Neriduur. „Ich habe mein eigenes Boot dort vorne liegen. Im Durcheinander bemerkt mich niemand."
    Inzwischen griff das Feuer auf die weiter östlich liegenden Teile des Gebäudes über. Die Vorhänge, die an den Fenstern des Obergeschosses hingen, gerieten in Bewegung.
    Rauch quoll aus den Fensterhöhlen. Die Luft erhitzte sich rasch. Den drei Betschiden wurde es in ihrem Versteck allmählich unbehaglich.
    Da schob sich ein langgestrecktes Boot behutsam am Ufer der Insel entlang. Ein schmaler Landesteg erschien von irgendwoher und fand im Sand Halt. Scoutie eilte in geduckter Haltung hinüber: Ihr folgte Brether, und den Abschluß machte Surfo, der das Paket schleppte.
    Der Steg wurde sofort eingezogen. In der geräumigen Kajüte unter dem gewölbten Deck des Boots fanden sie Neriduur, der an den Kontrollen saß und das Fahrzeug nach Westen steuerte, mitten in das Gewühl der Fliehenden hinein. Das Feuer warf seinen Schein weithin über das Wasser. Von fern her drang das Geräusch von Sirenen. Es waren Löschboote unterwegs. Sie würden zu spät kommen. Die hölzerne Struktur brannte lichterloh. Im Wasser tauchten hin und wieder die Köpfe von Fliehenden auf. Neriduur wich ihnen aus. Es drohte ihnen keine Gefahr. Das Ufer des Kanals war nahe.
    Auf das Ufer hielt auch Neriduurs Boot zu. Der Alte ließ es ein paar hundert Meter nach Westen streichen, dann steuerte er es in die Mündung eines Seitenkanals, beschrieb eine Wendung um 180 Grad und hielt das Fahrzeug mit schwach laufendem Triebwerk gegen die Strömung an Ort und Stelle.
    Es war dunkel im Innern der Kajüte; nur in der Nähe der Kontrollen brannte eine kleine Hilfslampe. Neriduur trat ans Fenster. Stumm blickte er hinaus übers Wasser. Ein paar Löschboote waren inzwischen am Brandort eingetroffen. Es gab für sie kaum mehr etwas zu tun. Das große, hölzerne Haus war in sich zusammengesunken. Funkenströme stoben in die Höhe. Wuchtige Gebläse heulten auf, daß man es weithin hörte, und tränkten die Glut mit unterkühltem, halbflüssigem Stickstoff.
    Dann tauchten zwei weitere Boote auf: groß, schlank, schnittig. Sie näherten sich der Szene, als wären sie von Neugierigen bemannt, die zufällig in der Nähe vorbeikamen. Der Schein trog. Hätte es sich nur um Schaulustige gehandelt, dann wären sie von der Löschbrigade verjagt worden. Surfo bemerkte, daß eines der großen, schlanken Boote an der Insel anlegte, während das zweite auf dem Kanal kreuzte.
    „Da sind sie, die Schnüffler", sagte Neriduur ohne Bitterkeit. „Ich wette, Barkhaden war der erste, der an Land ging."
    Er kehrte zum Schaltpult zurück. Niemand schenkte dem Fahrzeug Beachtung, als es der Insel gegenüber am südlichen Kanalufer langsam in Richtung Stadtmitte glitt. Die Glut war fast erloschen. Nur noch ein winziger orangeroter Hauch hing in der Luft.
    „Das Ende einer Ära", sagte Neriduur traurig.
     
    9.
     
    Träge schob sich der Torstyl durch das hohe Tor der Berge, die zu beiden Seiten aufragten. Der Morgen näherte sich.

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