102 - Borro, der Zombie
ausreiten.«
»Wie kommt denn das? Kennt er Sie so gut?«
»Wir haben uns unten am Strand kennengelernt.«
Sie blickten beide dem Reiter nach, der sich noch
einmal umwandte und ihnen zuwinkte. Es handelte sich um einen kräftig gebauten
Mann in weißen Reithosen und hellbraunen Stiefeln. Sein Hemd war zur Hälfte
aufgeknöpft und die behaarte Brust deutlich zu sehen. Larry registrierte ein
längliches, markantes Gesicht mit schmalen Lippen und einer kräftigen Nase. Das
Haar war leicht gewellt und schon etwas ergraut.
»Wie heißt er denn?« fragte Larry.
»Mann, Sie sind aber neugierig. Ist das bei Ihnen
immer so?« Sie war tatsächlich ein bißchen ungehalten.
»Manchmal bin ich sehr neugierig, ja«, sagte Larry
leise, und in seiner Stimme klang etwas mit, was die Frankfurterin aufhorchen
ließ.
»Immer dann, wenn ich das Gefühl habe, ich weiß über
eine Sache zuwenig. Sie kennen seinen Namen also nicht?«
»Doch, er nannte sich Garry…«
»Klingt beinahe wie Larry.«
●
Waibu Gambulu versuchte nun schon zum vierten Male,
mit Mister White zu telefonieren. Er wollte gerade auflegen, als es in der
Leitung knackte.
»Hallo?« fragte Waibu, um sich zu vergewissern, ob
endlich eine Verbindung zustande gekommen war.
»Ja, hier Stanley White«, antwortete die Stimme am
anderen Ende der Strippe sehr freundlich.
»Endlich, Mister White. Ich versuche schon seit drei
Stunden Sie zu erreichen. Hier spricht Waibu Gambulu.«
»Ich bin gerade nach Hause gekommen. Was gibt’s,
Gambulu?« Der Geschäftsführer des Beach Rock Hotels hielt es für angebracht,
dem Inhaber Bericht von den Vorfällen zu erstatten.
Stanley White hörte aufmerksam zu. »Die Behörden
werden in diesem Fall sehr dezent arbeiten«, meinte er. »Ich werde mich mit dem
Chef der Polizeistation in Verbindung setzen.
Der Vorfall ist bedauerlich, doch unsere Gäste dürfen
so wenig wie möglich damit konfrontiert werden. Ich hätte Sie übrigens auch
angerufen, Gambulu. Mein Geschäft erfordert es, daß ich für ein paar Tage,
vielleicht auch einige Wochen, nicht hier sein werde.
Mein Haus steht jedoch nicht leer. Wenn irgend etwas
Wichtiges sein sollte, können Sie alles meinem Freund mitteilen, der in der
Zeit meiner Abwesenheit hier wohnt. Er heißt Garry Herman.«
»Wann werden Sie abreisen, Mister White?«
»Heute, im Lauf des Tages. Das steht und fällt mit
einem Anruf, den ich noch erwarte. Falls wir uns nicht mehr sehen, Gambulu,
dann sage ich Ihnen schon jetzt auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen, Mister White und gute Reise!«
Waibu Gambulu legte auf. Auf seiner Stirn zeigte sich
eine tiefe Falte. Er fand, daß sich Stanley White merkwürdig verhalten hatte.
Seine Stimme hatte so gepreßt und angegriffen geklungen, und es war ihm so
vorgekommen, als habe Stanley White noch etwas sagen wollen, es aber nicht
konnte.
●
Am späten Nachmittag fuhren die Safarimitglieder mit
drei Fahrzeugen weg. Larry blieb als einziger zurück. Besonders Helga Körtner
bedauerte das. Larry blickte den Bussen nach, bis sie verschwunden waren und
wartete nur noch auf einen letzten Hinweis von X-RAY-1. An einem Tisch am Rande
des Swimmingpools trank er einen Gin-Fizz. Außer James bediente eine üppige
Farbige mit einem superkurzen Rock die Gäste.
James nahm seine Bestellung entgegen.
»Aber nur einen Gin-Fizz, mein Junge«, sagte der
Agent. »Nicht, daß es mir wieder so ergeht wie mit den beiden Eiern.«
»Yes, yes«, nickte James. »Eier… gack-gack-gack, schon
wissen Bescheid.« Und er strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
●
Kaum hatte Larry sein Glas halb geleert, kam die
Nachricht aus New York.
Alles war geregelt – Larry wurde in der Polizeistation
erwartet.
Jetzt konnte er endlich das Gespräch mit dem
Polizisten Bob suchen, der nach der Bewußtlosigkeit sein Gedächtnis verloren
hatte, durch die Ruinenstadt und das Dschungeldickicht irrte und auf einen
Zombie stieß. Vor diesem konnte er fliehen, verlor aber durch einen
unglückseligen Zufall erneut das Bewußtsein.
Unsicher und benommen erreichte Bob im Morgengrauen
das Dorf. Dort entdeckten ihn seine Kollegen, die den abgestellten Jeep unter
der Flamboyant-Gruppe gefunden hatten. Die Suche nach Bob hatte noch etwas ans
Tageslicht befördert: das Motorrad von Ambu Mangula.
Es lag unter einem Berg von Laub und Erde, und keiner
hatte eine Ahnung, wie es dort hingekommen sein konnte.
Der Gedanke, daß Ambu in der Nähe der Ruinenstadt
überfallen und
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