102 - Borro, der Zombie
verschleppt worden war, lag nahe. Und noch etwas kristallisierte
sich heraus: Wenn man Bobs Worte ernst nahm, war aus Ambu Mangula ein Zombie
geworden. Eine lebende Leiche.
Wer hatte ihn dazu gemacht?
Wer besaß die Mittel und vor allem die Macht dazu?
Und was bezweckte dieser Jemand damit?
●
Larry Brent erhielt die Unterstützung, die er
brauchte.
Man stellte ihm den Captain zur Seite. Dieser war von
seinem obersten Dienstherrn beauftragt, X-RAY-3 jede Hilfe angedeihen zu
lassen.
Sie fuhren umgehend ins Krankenhaus, in dem Bob
Krunkrilom zur Beobachtung und Behandlung lag. Larry führte ein ausgiebiges
Gespräch mit ihm und ließ sich sein Erlebnis noch einmal in allen Einzelheiten
berichten und hielt es für wichtig, Mrundoko selbst einen Besuch abzustatten.
Es sah so aus, als wäre Bob nur durch einen Zufall mit
dem Leben davongekommen.
Larry und der Captain machten sich nach dem Besuch im
Hospital sofort auf den Weg in das Dorf. Dort war ein Mensch getötet worden.
Das hatte man zunächst verschweigen wollen, aber die Gerüchtemaschinerie war
ins Rollen geraten.
Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hatte das
Schicksal in Ambu Mangulas Familie zugeschlagen.
In der letzten Nacht war seine Schwester auf
rätselhafte Weise ums Leben gekommen!
Es hieß, ein böser Geist habe sie geholt. Dieser dürfe
nicht noch mal ins Haus eindringen, deshalb hatte man den Medizinmann
herzitiert.
Er befand sich noch dort. In der Mitte des Wohnraums
hatte er einen Kreis gezogen und verbrannte geheimnisvolle Kräuter, die einen
widerlichen Geruch verströmten.
Selbst der schlimmste Geist ergriff bei diesem Gestank
die Flucht.
Die Angehörigen hielten tapfer durch.
Kumu, der Medizinmann, hatte es ihnen untersagt,
während der wichtigen Zeremonie das Haus zu verlassen. Sie mußten alle mit
eingeräuchert werden und sich seine schrecklichen Beschwörungsformeln anhören.
In der dunklen Ecke saßen zwei Begleiter und
untermalten das dumpfe Gemurmel mit ihrem Tam-tam. Die Frauen hockten mit
entblößtem Oberkörper da und wiegten sich im Rhythmus der Klänge.
Schlagartig brachen die Trommler ab, als die beiden
Fremden auftauchten.
Der Medizinmann war dem Captain kein Unbekannter. Kumu
Lombgo trug eine furchteinflößende Maske hinter deren Augenschlitzen es dunkel
aufblitzte.
»Was wollt Ihr hier?« Die mächtige Stimme des
Medizinmannes hallte durch die Hütte, in der in einer Ecke ein Matratzenlager
errichtet war und in der anderen eine Feuerstelle. In einem solchen Loch hatte
Ambu Mangula gelebt.
»Wir wollten mit dir über die Tote sprechen«, sagte
der Captain leise. Larry spürte die Unruhe, die von ihm ausging, auch wenn
dieser mehr Gelassenheit und Mut zur Schau stellte, als wirklich in ihm
steckte.
»Laßt sie in Ruhe!« dröhnte Kumus Stimme auf. »Ich
habe heute mittag schon gesagt, daß es nicht gut ist, über sie zu sprechen.
Willst du Unheil über die ganze Familie bringen?« Er deutete mit seinem
Federfetisch auf Larry Brent. »Wer ist dieser Weiße?«
»Er hat von dem Zombie gehört«, antwortete der Captain
wahrheitsgemäß, »und kennt einen Weg, ihn zu vernichten.«
Kumu schnellte herum. »Wie kann er den Zombie
vernichten, wenn er ein Weißer ist, wenn er ihn noch nie gesehen hat? Das Böse,
das der Zombie verbreitet, wird durch mich gebannt. Die dunklen Geister, die
Eintritt in dieses Haus gefunden haben, werden zurückkehren, wenn ihr die
heilige Handlung weiter unterbrecht.«
»Du kannst die heilige Handlung fortsetzen, sobald du
unsere Fragen beantwortet hast. Auch wir wollen der Familie helfen, aber dazu
müssen wir mehr wissen. Der Zombie kann in dieser Nacht wieder zuschlagen.«
Larry Brent hielt es für angebracht sich in das Gespräch einzuschalten. Kumus
Art gefiel ihm nicht, und er stellte fest, daß der Captain dem Medizinmann
gegenüber eine gewisse Scheu an den Tag legte.
X-RAY-3 bekam zu spüren, daß er ein Außenseiter war,
daß man ihn hier nicht ernst nahm. Er war ein Weißer, er wußte nichts vom
Zeremoniell und nichts von diesen Menschen. Was hatte er hier zu suchen?
Feindseligkeit schlug ihm entgegen. Wie konnte er das
Vertrauen gewinnen?
»Ihr habt die Tote gesehen«, fuhr Larry fort und
blickte sich um. Er hatte diese Information von dem Captain. Man vermutete, daß
sie heimlich irgendwo verscharrt worden war, weil der Medizinmann das für
wichtig hielt. »Nun möchten auch wir sie sehen.«
»Wir haben einen zweiten Mordfall in der Stadt«, fügte
der
Weitere Kostenlose Bücher