Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
102 - Borro, der Zombie

102 - Borro, der Zombie

Titel: 102 - Borro, der Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Augenblick fiel es George wie Schuppen
von den Augen.
    Jetzt wußte er, was sich für eine Gruppe, was für eine
besondere Sekte sich hier versammelt hatte.
    Kannibalen! Menschenfresser!
    George Horman warf sich herum.
    Er mußte fliehen!
    In Panik brach er durch die Büsche.
    Doch wie eine Mauer bauten sich die dunklen Körper vor
ihm auf. Er sah glitzernde Augen, große Münder und kräftige, weiße Zähne. Die
Gebisse von Menschenfressern! Die Kannibalen umringten ihn und schlugen ihn
nieder. Gellend schrie George, als sie ihn durch das Gestrüpp zerrten und über den Boden in den Kreis
zwischen die tanzenden, schmatzenden und wie in Trance lebenden Menschen
stießen.
    Georges langgezogenes Gebrüll hallte durch die Nacht,
als sich die drei Medizinmänner über ihn beugten.
     
    ●
     
    Tam-tam… tam-tam-tam… tam-tam… tam-tam-tam… Die
Urwaldtrommeln dröhnten. Das Geräusch erfüllte seinen ganzen Körper. George
schlug mit den Händen wie wild auf dem Tisch herum. Die Bilder vor seinem
geistigen Auge brachen zusammen, und die wirkliche Umgebung schälte sich aus
dem Dunkel. Die Vergangenheit hatte wieder nach ihm gegriffen. Er sah seine
zuckenden Hände, wie sie auf die Tischplatte trommelten, im Rhythmus der
Klänge, die in seinem Innern langsam verebbten. Er war nicht mehr auf der
Insel. Haiti lag weit zurück. Das Abenteuer gehörte einer anderen Zeit an…
    Seine Augen bewegten sich schnell hin und her.
    Ein Zucken durchlief seinen Körper. Die Verwandlung
schritt weiter vorwärts. Erst kamen die Bilder, darin die Geräusche und
Gerüche, und zuletzt brach das andere – das Tier – in ihm durch. George war unfähig, den Blick von seinen Händen zu
nehmen. Er ahnte mehr was geschah, als daß er es in der Dunkelheit sah. Die
gebräunte Haut veränderte sich, sie wurde trocken und spröde, und deutlich zeigten sich die Knochen unter dem
pergamentenen Hautgespinst.
    In seinem Körper knisterte es, als würde Sand und Kalk
durch die Adern rieseln. Sein Gesicht schrumpfte, die Augen wurden kleiner,
seine Haare verloren die Farbe.
    Ein gequältes Stöhnen kam aus dem Mund des Mannes, der
sich in eine furchteinflößende Schauergestalt verwandelte.
    Während des Verwandlungsprozesses hörte er vor dem
Haus einen Wagen vorfahren.
    Die Tür wurde zugeschlagen.
    Gleich darauf ertönte die Klingel.
    Der Mann am Tisch erhob sich. Mit schleppenden, müden
Schritten tauchte er im Schatten des Zimmers unter.
    »Mister Stanley?« fragte eine Stimme. »Hallo? Mister
Stanley?«
     
    ●
     
    Der Mann, der über die Terrasse kam, blieb stehen.
    Waibu Gambulu blickte sich um.
    Merkwürdig!
    War niemand zu Hause? Aber die Tür zur Terrasse war
nicht verschlossen. Die eine Seite stand weit offen – so wie die Garage neben
der weißen Villa. Dort stand der silbergraue Chrysler des Hotelbesitzers.
    Den ganzen Tag mußte Waibu Gambulu an das Telefongespräch
mit Stanley White denken. Er war zu dem Schluß gekommen, daß es sicher nicht
verkehrt wäre, auf dem Nachhauseweg an der Millionärsvilla vorbeizufahren.
    »Mister Stanley?« rief er zum dritten Mal von der
Terrasse aus und überschritt die Schwelle zur Wohnung.
    Hier stimmt etwas nicht!
    Das ungute Gefühl, das Waibu seit dem Anruf hatte,
verstärkte sich.
    Aber er mußte auch daran denken, daß Mister Stanley
ihm gesagt hatte, ein Freund würde im Haus untergebracht sein – ein gewisser
Garry Herman…
    Warum meldete sich dieser nicht? War er draußen im
Garten? Oder im Swimmingpool?
    Waibu Gambulu durchquerte das Kaminzimmer. Ein
torbogenähnlicher Durchlaß führte in das Speisezimmer, dann in die Küche.
    Waibu schaltete kein Licht ein, passierte den Korridor
und kam an einem großen Fenster vorbei. Kurz blieb er stehen und warf einen
Blick in den großzügig angelegten Garten. Direkt hinter dem Panoramafenster
dehnte sich eine gepflegte Rasenfläche aus. Von hier aus konnte man auch die
Umrisse der Pferdeställe sehen.
    Das ganze Haus kam ihm auf einmal merkwürdig vor. So
verlassen hatte er es nie erlebt und legte seine glatte Stirn in nachdenkliche
Falten. Er ahnte nicht, daß der Zombie nur einen halben Meter weiter links in
einer Nische stand.
    Und dieser hatte den Eindringling längst bemerkt!
     
    ●
     
    Waibu Gambulu ging bis zur Kellertür und warf einen
Blick nach unten.
    »Mister Stanley?« Er hatte die Angewohnheit, den
Engländer immer mit dem Vornamen zu rufen.
    »M… gulu… mmmguluuu…«, drang es dumpf aus der dunklen
Tiefe zurück. Es

Weitere Kostenlose Bücher