Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
102 - Borro, der Zombie

102 - Borro, der Zombie

Titel: 102 - Borro, der Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
eine Armlänge von ihm entfernt stand ein grob
zusammengezimmertes Gestell. Darauf befand sich eine bewegungslose Gestalt – ein
Toter?
    Das Murmeln des Medizinmannes wurde lauter und
drängender. Mit dem Federfetisch strich er auch über den Leib des anderen. Dann
gab er einem der Fackelträger ein Zeichen. Der zog ein Messer aus seinem Gürtel
und näherte sich Ambu Mangula.
    Mit einem Schnitt trennte er dessen Fessel durch.
    Ambu konnte es nicht fassen. Er war frei? Um so
weniger verstand er, weshalb man erst einen so großen Aufwand mit ihm trieb und
ihn gefesselt hierher schaffte.
    Die Sache hatte doch einen Haken!
    Zögernd erhob er sich und blickte ängstlich auf die
kleine Gruppe der Verschworenen. Es waren Fremde. Er kannte sie nicht, sie
gehörten nicht in das Dorf. Aber zwei von ihnen waren Giriamas. Nur der
Medizinmann war groß und überragte die anderen um drei Köpfe. Er war ein Massai.
    Beide Giriamas bewachten den Eingang, als warteten sie
auf etwas.
    Da sagte der Massai nur ein Wort. »Borro!« Die Gestalt
auf dem Gestell erhob sich. Trockene Hände schabten wie Horn über den Rand der
Liege. Ambu starrte in ein ausgedörrtes, eingeschrumpftes Gesicht, in dem die
dunklen Augen wie Kohlen glühten. Die Haut spannte sich wie abgeschabtes Leder
über die durchscheinenden Backenknochen.
    Der Fremde namens Borro trug eine lange, khakifarbene
Hose, die zerknittert und zerrissen war. Sein Oberkörper sah wie eine
mumifizierte Leiche aus. Spärlich wuchsen einige Haare auf der Brust. Sie waren
bleich und farblos wie seine Haut.
    Die spitze Nase ragte wie ein Geierschnabel aus Borros
ovalem Gesicht, um die verkniffenen, wie zusammengenäht wirkenden Lippen zuckte
es.
    Es raschelte, als die Gestalt auf die Beine kam und
sich dem auserwählten Opfer näherte.
    Wie gebannt starrte Ambu auf Borro. Er war nicht
imstande, sich von der Stelle zu bewegen. Zudem übte der Blick aus den
tiefliegenden Augen einen hypnotischen Zwang auf ihn aus. Die ausgedörrten
Hände griffen nach ihm, und Ambu spürte die Berührung. Wie ein Stromstoß
peitschte es durch seinen Körper. Er wollte schreien, aber kein Laut drang über
seine Lippen.
    Das Leben wurde aus seinem Körper gesogen!
    In Bruchteilen von Sekunden veränderte sich sein
Aussehen.
    Seine Haut wurde trocken und brüchig, alle
Feuchtigkeit schien zu verschwinden Das Fleisch schrumpfte, der Kopf wurde
kleiner, das Gesicht runzelig wie ein alter Erdapfel.
    Borros dunkle Augen glühten bernsteingelb und es war,
als würde sein Körper das Leben seines
Opfers in sich aufnehmen. Seine Haut straffte sich in gleichem Maße wie Ambu
Mangula verdorrte. Eingeschrumpft wie eine Mumie stürzte Ambu tot zu Boden.
     
    ●
     
    »Ich verstehe das nicht«, sagte der Geschäftsführer
des Touristenhotels Beach Rock zu seinem Oberkellner. »Auf Ambu ist doch
Verlaß. Und nun fehlt er schon den zweiten Tag.«
    Der schlanke Waibu Gambulu warf einen Blick durch das
Fenster seines Büros, als könne er den vermißten Mann herbeiholen. James,
fünfundzwanzig Jahre alt, bekleidet mit einer khakifarbenen, langen Hose und
einem sandfarbenen Hemd, das für das Personal dieses Hauses typisch war, leckte
sich über die wulstigen Lippen.
    »Vielleicht ist er krank?« meinte er. Waibu Gambulu
glaubte das nicht. »Dann hätte er uns informiert.«
    Waibu wußte, daß Ambu nicht einfach seine Stelle aufs
Spiel setzte. Bewerber gab es genug. Mehr als zehn Kellner an jeder Hand konnte
man bekommen, wenn man wollte.
    Draußen auf der Terrasse saßen die ersten Gäste und
nahmen das Frühstück ein. In einer halben Stunde sollte ein Bus kommen und
einige von ihnen abholen. Eine Reisegruppe beabsichtigte, eine dreitägige
Safari durch den Tsavo-Nationalpark zu unternehmen. Für die meisten war dies
das letzte größere Unternehmen. In fünf Tagen hieß es Abschied nehmen.
    Der Bus kam kurz nach neun Uhr. Die Reisenden nahmen
ihre Plätze ein, und kurz danach fuhr der grau-weiß gestreifte Wagen, der wie
ein Zebra aussah, davon.
    Zeitgleich näherte sich ein etwa zehn Jahre alter,
farbiger Junge dem Hotel. Er fuhr mit einem Rad und wollte unbedingt zu Mister
Waibu. Der Knabe war hier nicht unbekannt – es war Ambu Mangulas Sohn.
    »Du willst mir bestimmt etwas von deinem Vater
ausrichten, hm?« fragte Waibu.
    »Ich möchte ihn sprechen, Mister Gambulu.«
    »Aber dein Vater ist nicht hier.«
    »Zu Hause ist er auch nicht. Mutter macht sich Sorgen.«
    Waibu erfuhr, daß Ambu Mangula, der nur knapp

Weitere Kostenlose Bücher