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1021 - Der unsichtbare Gegner

Titel: 1021 - Der unsichtbare Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meisten Besucher der Ausstellung blieben stehen. Nur wenige flüchteten die Gasse hinab. Überraschenderweise aber gab es vom Ausstellungsgelände her keine Anzeichen dafür, daß Icho Tolot weitertobte.
    Angela schob sich durch die Menge. Niemand versuchte, sie aufzuhalten. Kaum jemand sprach.
     
    5.
     
    „Du verrückter Kerl", prustete Merlin Sanders. „Wie konntest du nur so etwas tun?"
    Sie stand vor Garret Aglent in dem Innenhof, aus dem der Alte den zerbeulten Container geholt hatte. Aglent setzte zu einer Antwort an, brachte jedoch nur unverständliche Worte über die Lippen. Er hatte alle Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
    „Armer Addison", sagte das Mädchen. „Er muß da drinnen bleiben und platzt fast vor Lachen."
    Sie verstummte, denn sie spürte, wie der Boden erzitterte. Dröhnende Schritte näherten sich ihr in rasendem Tempo, und plötzlich schien die Wand neben ihr zu explodieren. Ein Trümmerstück traf sie an der Schulter und schleuderte sie zu Boden. Sie sah einen riesigen roten Körper über sich hinwegrasen und die Tür, durch die sie gekommen war, durchschlagen.
    Merlin verfolgte die mächtige Gestalt mit den Blicken, wie sie mitten in den Ausstellungsstand Uptigroves stürzte, und sie beobachtete, wie die Werke ihres Freundes in Bruchteilen von Sekunden zerfetzt wurden. Die kleine Statue des Haluters flog mit unfaßbarer Wucht in die Höhe, prallte gegen die Decke und wurde hier geradezu pulverisiert.
    Das Mädchen glaubte, daß der Haluter weiterrennen würde, aber er schien plötzlich zu einem massiven Block zu erstarren. Er rutschte mit ausgestreckten Beinen einige Meter weit über den Boden, warf dabei drei Besucher und den korpulenten Robert Archibald zu Boden und rammte mit dem Kopf gegen die Wand, ohne diese zu durchbrechen. Dabei zermalmte er das letzte noch heile Kunstwerk Uptigroves.
    Benommen erhob Merlin sich. Sie hielt sich die schmerzende Schulter.
    Es war still geworden in der Halle. Nur die Schreie Robert Archibalds waren zu hören, der sich an der Hand geringfügig verletzt hatte, aber so tat, als ging es ihm ans Leben.
    Einige Kunstkritiker lagen auf dem Boden und wagten nicht, sich zu erheben. Ängstlich wichen die Besucher der Ausstellung vor dem Haluter zurück.
    Addison Uptigrove kauerte auf dem Boden und lachte. Merlin erkannte, daß er überhaupt nicht begriff, was geschehen war. Seine Augen waren unnatürlich geweitet, und Schweiß lief ihm in Bächen über das Gesicht.
    Er hat einen Schock! erkannte sie, erhob sich und eilte zu ihm. Ihre Schulter schmerzte so heftig, daß ihr die Tränen in die Augen traten, obwohl sie mit aller Macht dagegen ankämpfte.
    Garret Aglent wankte durch Staub und Trümmer in die Halle.
    „Gehört das auch zur Kunstausstellung?" lallte er. „Aktionsprogramm?"
    Addison Uptigrove kroch zu Icho Tolot hin und berührte ihn.
    „Er ist hart wie Stein", flüsterte er.
    Merlin überwand ihre Furcht. Sie ging ebenfalls zu dem Haluter.
    „Icho, warum hast du das getan?" fragte sie, während die Tränen nun ungehemmt flössen. „Du hast alles zerstört. Nichts ist übriggeblieben."
    Der Teil des Ausstellungsraums, den die Werke Uptigroves eingenommen hatten, lag in Trümmern. Die Bilder, Skulpturen und Plastiken waren vernichtet.
    „Ich werde ihn verklagen", verkündete Robert Archibald mit schriller, überkippender Stimme. „Das kostet ihn Millionen."
    Er flüchtete durch die herausgebrochene Tür ins Freie. Die Kritiker rafften sich auf und folgten ihm. Das war das Signal für eine allgemeine Flucht. Jetzt stürmten plötzlich alle auf die Ausgänge zu, und nur wenige verhielten sich diszipliniert. Viele gingen in ihrer Angst rücksichtslos gegen andere vor, die nicht schnell genug zurückwichen. Eine Panik entstand, die innerhalb von wenigen Sekunden nahezu alle in der Halle erfaßte. Eine schreiende, stoßende, tobende Menschenmenge kämpfte sich durch die wenigen Ausgänge ins Freie.
    Icho Tolot richtete sich dumpf stöhnend auf.
    Merlin faßte Uptigrove am Arm und zog ihn von dem Haluter zurück.
    „Er ist krank", wisperte sie. „Komm. Wir müssen raus."
    Zu dieser Erkenntnis kam auch Garret Aglent. Er eilte schwankend in den Innenhof hinaus, stolperte jedoch über Trümmerstücke und stürzte. Er setzte seine Flucht auf allen vieren fort.
    Addison Uptigrove bewies überraschende Entschlußkraft. Er schüttelte die Hand Merlins ab.
    „Nein", sagte er. „Wir dürfen ihn nicht allein lassen. Er braucht Hilfe. Irgend etwas stimmt

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