1021 - Der unsichtbare Gegner
gefilmt hast."
„Ist das verboten?" fragte sie erschrocken und stand unwillkürlich auf. Dann wurde sie sich dessen bewußt, daß sie ihm allzu viel Respekt erwies. Sie errötete und setzte sich wieder. Doch sie schaffte es nicht, ihm völlig unbefangen zu begegnen. Sie erhob sich erneut und seufzte verlegen. Sie wußte, wer Fellmer Lloyd war, und es irritierte sie, daß er ihre Gedanken lesen konnte und daß sie nicht wußte, ob er es tat oder nicht. Sie war noch nie einem Telepathen begegnet, und sie fühlte sich ihm gegenüber unsicher. Gerade das aber mißfiel ihr und machte sie aggressiv.
Fellmer Lloyds Lächeln vertiefte sich.
„Natürlich nicht", erwiderte er. „Du kannst filmen, wen du willst."
„Okay." Sie hob die Kamera und nahm ihn auf, doch sie ließ sie schon nach Sekunden wieder sinken. „Entschuldige. Ich benehme mich unmöglich."
Er ging darüber hinweg, als habe er nichts an ihrem Verhalten zu bemängeln.
„Ich würde gern wissen, ob du Icho nur eben aufgenommen hast oder auch schon vorher. Wir müssen herausfinden, was mit ihm los ist, und dabei könnten uns Videoaufnahmen helfen."
„Ach so." Die Spannung fiel von ihr ab, als sie begriff, daß sie nichts Verbotenes getan hatte und daß man ihr auch keinen Vorwurf machen würde. „Ja. Ich habe alles von Anfang an drauf. Wie es losging, wie er davonrannte und zu toben begann bis zum Schluß. Aber das weißt du doch. Oder nicht?"
„Wenn du meinst, daß ich deine Gedanken gelesen Habe, dann irrst du dich. Deine Gedanken gehen mich nichts an."
Sie fühlte sich erleichtert, obwohl es nichts gab, was sie zu verbergen hatte. Allein die Vorstellung, ein fremder Mann könne ihre geheimsten Gedanken erfassen, war ihr unangenehm.
Sie gab Fellmer die Kamera.
„Ich würde den Film aber gern behalten, wenn es geht."
„Natürlich. Er ist dein Eigentum. Du bekommst ihn zurück."
Er ließ sich ihre Personalien geben und speicherte sie in seinem Armcomputer.
Sie erinnerte sich daran, was Gernon Egk gesagt hatte.
„Wer hat euch alarmiert?" fragte sie.
„Niemand", antwortete er. „Wir Telepathen haben die Gedankenimpulse der Menschen erfaßt, als hier eine Panik ausbrach. Danach dauerte es keine drei Sekunden mehr, bis wir wußten, was passiert ist."
„Gernon Egk hat also nicht angerufen? Er hat behauptet, er habe mit dir gesprochen."
„Ich kenne keinen Gernon Egk. Tut mir leid."
„Danke, Fellmer", erwiderte sie. „Jetzt fühle ich mich frei."
Er blickte sie verwundert an, fragte jedoch nicht, wie sie diese Worte gemeint hatte.
Ein Gleiter landete, und der Mutant stieg ein.
„Wenn du willst, kannst du mitfliegen", sagte er. „Ich lasse das Videoband kopieren und kann dir das Original dann gleich wiedergeben."
Sie setzte sich neben ihn.
Addison Uptigrove kroch auf den Knien zwischen den Trümmern umher, unter denen die Reste seiner Werke begraben waren. Er wußte, daß sinnlos war, was er tat, aber er konnte nicht anders. Er suchte weiter nach irgend etwas, was noch zu retten war.
„Hör endlich auf damit", sagte Merlin, die zurückgekehrt war, ohne daß er es gemerkt hatte. „So schlimm ist es schließlich nicht. Wir fangen eben wieder von vorn an."
„Dazu habe ich nicht die Kraft."
Sie lachte laut, packte ihn an den Schultern und zog ihn hoch.
„Rede nicht so einen Quatsch", riet sie ihm. „Nach diesem Vorfall werden wir erst recht loslegen. Wir wissen schließlich, worauf es ankommt. Du wirst eine neue Haluterstatue schaffen, und die stellen wir dann in eine verbeulte Kiste. Die Kritiker werden sagen: Na ja, es ist nicht ganz so großartig wie sein Erstlingswerk, dennoch von verblüffender Dynamik, so daß wir die Anerkennung nicht verweigern können."
Er lachte ebenfalls, legte den Arm um sie und ging mit ihr hinaus.
Als sie ins Freie kamen, sahen sie Perry Rhodan, wie er aus einem gerade gelandeten Gleiter stieg. Robert Archibald, der Kunstagent, eilte auf ihn zu.
„Eine Katastrophe", sagte er. „Icho Tolot hat unersetzliche Werke vernichtet. Die Schäden gehen in die Milliarden."
Addison Uptigrove und Merlin Sanders blickten sich an.
Sie glaubten, sich verhört zu haben.
„Selbstverständlich ersetzen wir die Schäden", erwiderte Rhodan ernst. „Wir werden allerdings prüfen, wie hoch sie tatsächlich sind."
„Hier muß schnell und konsequent geholfen werden", betonte Archibald. „Dieser Vorfall wird in der ganzen Galaxis bekannt werden. Man wird uns kulturelles Barbarentum vorwerfen, und wenn wir
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