1021 - Ich jagte den untoten Engel
mit Prinzipien gewesen. Nach ihrer Abkehr vom Idol des Teufels war sie wieder in das normale Leben integriert worden, das Hexendasein hatte hinter ihr gelegen. Sie lebte bei Lady Sarah, ging ihrem Beruf als Detektivin nach und half mir hin und wieder im Kampf gegen die Mächte der Finsternis.
Sollte das jetzt alles vorbei sein?
Ich konnte und wollte es einfach nicht glauben. Durfte meine Augen dabei vor den Tatsachen allerdings nicht verschließen, denn die sahen nun eben anders aus. Außerdem steckten tief in Janes Innern verborgen noch letzte Hexenkräfte. Sie traten zwar nie so deutlich hervor, und Jane wehrte sich auch oft dagegen, aber es gab sie, und sie drängten sich in bestimmten Situationen wieder hervor.
Das hatte die Detektivin schon mehr als einmal erlebt.
Ob das hier auch der Fall war? Hatte Doriel es geschafft, die Kräfte zu mobilisieren? Möglich war alles. Doch ich war nicht bereit, Jane Collins so einfach aufzugeben. Das kam überhaupt nicht infrage. Ich würde um sie kämpfen. Ich wollte sie nicht nur zurückholen, sondern auch diesen untoten Engel jagen und schließlich zur Hölle schicken, aus der er sicherlich entstanden war.
Wer genau hinter ihm steckte, war mir unbekannt. Welcher Dämon leitete ihn? War er tatsächlich ein besessener Mensch gewesen, wie man mir berichtet hatte? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Ich fand keine Antwort. Ich würde mir selbst auch keine geben können, und Jane Collins würde bestimmt nichts sagen.
Sie lächelte. Genau sah ich es nicht. Ich nahm nur an, daß sie ihr Gesicht verzogen hatte. Auch das ihres Begleiters bewegte sich. Er drehte ihr für einen Moment den Kopf zu und öffnete sein Maul.
Es sah aus, als wolle er Jane küssen oder beißen. Beides stimmte nicht. Es passierte etwas anderes, und dieser Vorgang ließ mir die Haare zu Berge stehen, weil er einfach zu widerlich war und sich Jane auch nicht dagegen wehrte.
Aus dem Mund wischte eine lange Zunge. Sie sah aus wie ein Aal oder eine Schlange. Dünn, geschmeidig, feucht und glänzend. Das Ding peitschte aus dem offenen Mund hervor, züngelte für einen Moment um Jane Collins herum und schlug zu.
Die Zunge liebkoste Janes Gesicht, die sich diese Berührungen und das leichte Lecken nicht nur gefallen ließ, es schien ihr sogar gutzutun, denn sie schloß ihre Augen und drängte sich noch stärker in den Griff des untoten Engels hinein.
Mir stockte auch weiterhin der Atem.
Ich begriff es nicht. Ich ekelte mich, weil ich mir vorkam, als wäre ich selbst von dieser langen Schlangenzunge berührt worden, die mich auf ihre Art und Weise liebkoste.
Ich war machtlos: Vor Wut und Zorn ballte ich die Hände zu Fäusten und stand auf meinem kleineren Boot wie ein Zuschauer, der nicht die geringste Chance besaß einzugreifen.
Ich wurde Zeuge, wie Jane ihren Kopf noch weiter drehte, um ihren neuen Geliebten anschauen zu können. Sie hatte sich dabei hart gegen ihn gedrängt und rieb ihren Körper schon in obszönen Bewegungen an seinen. Dabei genoß sie die Liebkosungen dieser fettigen, langen Zunge.
Ich hätte explodieren können. Schreien, durchdrehen, wie auch immer. Alles, was sich zwischen mir und Jane in den letzten Jahren wieder aufgebaut hatte, stand plötzlich auf der Kippe.
Und Jane Collins genoß es auch weiterhin, von dieser nicht menschlichen Zunge liebkost zu werden. Nicht menschlich stimmte genau. Das war eine Zunge, die zu einem Reptil gehörte, wie auch immer. Nicht zu einem Engel, das stand fest.
Die Zunge zuckte wieder zurück. Sehr schnell. Wie ein straff gespanntes Gummiband, das plötzlich losgelassen worden war. Sie rollte sich dabei auf. Einen Moment später hatte Doriels Mund sie wieder verschluckt.
Jane richtete ihren Blick wieder auf mich. »Brauchst du noch einen weiteren Beweis?« schrie sie mir entgegen.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein!« antwortete ich. »Ich brauche keinen mehr. Wirklich nicht. Ich habe genug gesehen. Aber ich gebe dich trotzdem nicht auf. Ich habe dich gefunden, Jane, obwohl die Hoffnung verdammt gering gewesen ist. Und ich werde auch jetzt nicht aufgeben, so gut solltest du mich kennen. Ich habe Hindernisse aus dem Weg geräumt, um an dich heranzukommen.« Meine nächsten Worte galten mehr dem untoten Engel. »Ich weiß nicht, wer dieses Monstrum gewesen ist, das mich stoppen wollte, aber ich habe es vernichtet. Es existiert nicht mehr und…«
Das Lachen unterbrach mich. Doriel amüsierte sich. »Es war nur ein Helfer…«
»Ein
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