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1021 - Ich jagte den untoten Engel

1021 - Ich jagte den untoten Engel

Titel: 1021 - Ich jagte den untoten Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Bootsrand zu erreichen. Jane wollte über die Reling hinweg ins Wasser hechten, aber diesmal war ich schneller.
    Blitzartig hatte ich die Decke gepackt und sie zwischen Janes Beine geworfen.
    Damit hatte sie wiederum nicht gerechnet. Sie war irritiert, abgelenkt, geriet ins Stolpern und schaffte es deshalb nicht, über die Reling zu hechten. Statt dessen prallte sie gegen das Geländer und klammerte sich daran fest.
    Ich stand längst auf den Füßen. Als Jane einen zweiten Versuch unternahm, war ich bei ihr. Mit einer Hand packte ich sie an der Schulter und riß sie herum.
    Katzen schreien so, wie Jane es tat. Sie wollte mir auch ihre Nägel durch das Gesicht ziehen, aber es gelang mir, die Hände abzuwehren. Ich schlug sie zur Seite, dann trat ich der Detektivin die Beine weg, so daß sie wieder hinfiel und dabei hart auf ihrem Allerwertesten landete.
    Vor ihr blieb ich stehen und schüttelte den Kopf. »So nicht, Jane, nein, nicht so.«
    »Fahr zur Hölle!«
    Ich kümmerte mich nicht um ihr Schreien, sondern holte jetzt mein Kreuz hervor.
    Jane wimmerte auf. Sie drehte den Kopf weg. Sie kroch aus meinem Bereich wie eine dicke rote Schlange über das Deck, denn ihr Kleid konnte schon als zweite Haut angesehen werden.
    Ich griff mit der linken Hand zu und zerrte sie auf die Beine. Jane sträubte sich nicht. Sie jammerte und bettelte. Sie durchlitt bereits die Nähe des Kreuzes, aber ich kannte kein Pardon. Ich mußte einfach alles auf eine Karte setzen.
    Ich wuchtete Jane herum, so daß ich ihr ins Gesicht schauen konnte. Die Gefühle zeichneten sich dort überdeutlich ab. Angst, Widerwillen und auch Ekel. Das war kein Gesicht mehr, sondern eine Grimasse, wie ein Puzzle aus der Hölle.
    »Nimm es!«
    »Neiiinnn!« Sie streckte mir die Arme entgegen. Ihr Schrei hallte über das Wasser. Mit den ausgestreckten Armen wollte sie mich abwehren, aber sie tat genau das falsche. Sie kam mir durch die Bewegung entgegen, und plötzlich berührte sie das Kreuz mit beiden Händen, denn so hatte ich es ihr hineingedrückt.
    Jane warf es nicht weg. Sie hielt es fest, als wäre es an ihrer Haut angeleimt.
    Es waren sicherlich nur wenige Sekunden, die verstrichen, aber in dieser Zeit geschah etwas, das mich durcheinanderbrachte. Ich bereute es sogar, ihr das Kreuz gewaltsam zwischen die Hände gedrückt zu haben…
    ***
    Weiter als Jane konnte der Mensch seinen Mund nicht mehr öffnen. Sie war zum Schrei bereit, aber es drang kein Laut aus der Kehle. Mir kam der Vergleich mit einem stummen Schrei in den Sinn, denn so wirkte sie auf mich.
    Gleichzeitig verfärbte sich ihre Haut!
    Bisher hatte sie normal ausgesehen. Zwar etwas bleich, aber nicht grundlegend verändert. Das änderte sich von einem Moment zum anderen, denn die Haut fing an, genau den Farbton anzunehmen, den ich von Doriel her kannte.
    Sie graute ein. Zugleich erbleichte sie auch, und ein ebenfalls blasses Blau schob sich darüber hinweg. Es war die Haut des untoten Engels, und die Veränderung machte mir klar, wie stark Jane Collins unter seiner Kontrolle stand. Er hatte sie gezeichnet, er hielt sie in seinem Bann fest, er war es, der ihr Dasein diktierte, auch als sie das Kreuz festhielt oder erst deshalb.
    Mein Talisman blitzte nicht einmal auf. Er war möglicherweise dunkler geworden, aber die vier Buchstaben an den Enden, die Insignien der Erzengel, gaben einen matten Glanz ab, als wollten sie eine Botschaft weitergeben.
    Jane zitterte. Ihre Zähne schlugen zusammen. Die Haut wirkte beinahe so wie die einer älteren Leiche. Ich konnte nicht länger zuschauen und nahm ihr das Kreuz wieder ab.
    Jane blieb noch an ihrem Platz stehen.
    Ich wollte sie anfassen, auch auf sie einreden, aber es kam nicht dazu. Aus ihrem Mund löste sich ein Seufzer. Ihre Knie fingen an zu zittern, dann fiel sie in sich zusammen und hatte Glück, daß ich sie auffangen konnte.
    Sie lag wie tot in meinen Armen. Ich schaute in das verfärbte Gesicht und war ratlos. Ich wußte nicht, was ich noch tun sollte und befürchtete, genau falsch reagiert zu haben.
    Angst bekam ich nicht. Aber mir ging es auch nicht gut. Ich bettete Jane wieder auf die Decke und ging von ihr weg. Im Moment fühlte ich mich so verdammt allein. Allein auf dem Boot, das auf dem großen Loch Fannich schwamm.
    Über mein Handy hätte ich den Kontakt zur Außenwelt aufnehmen können, aber das Bad im Wasser würde es nicht überstanden haben. Ich versuchte es trotzdem und hatte Pech.
    So konnte mir niemand einen Rat geben,

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