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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Licht«, sagte sie. »Und es wandert.«
    Die Bemerkung hatte mich aus dem Konzept gebracht und auch meine Gedanken von den Problemen der Vergangenheit weggerissen.
    Es war keine Einbildung gewesen. Vor uns und auch tiefer liegend bewegte sich tatsächlich ein blasses, nicht sehr helles Licht. Und es blieb auch nicht in einer Linie, sondern schwankte auf und ab, bewegte sich auch gleichzeitig in die Höhe und gab jede Unebenheit des Weges optisch genau zurück.
    Da ging niemand her, der eine Taschenlampe eingeschaltet hatte.
    Es war ein Radfahrer, der sich durch die Dunkelheit bewegte und wahrscheinlich die Straße erreichen wollte, an der wir hockten und Rast machten.
    »Ein Radfahrer«, sagte Jane und schüttelte den Kopf. »Na, der hat Nerven.«
    »Wieso?«
    »Um diese Zeit.«
    »Wenn jemand noch nach Hause will.«
    »Wo soll er denn in dieser Einöde wohnen? Ein Dorf habe ich lange nicht mehr gesehen.«
    »Wir können ihn ja fragen«, sagte ich. »Es dauert nicht lange, dann ist er hier.«
    Es war wirklich nicht mehr weit bis zur Straße. Zwei, drei Kurven noch, dann mußte der Radler da sein. Ob er uns schon entdeckt hatte, weil wir von unten her gesehen doch abhoben, war nicht zu erkennen gewesen. Aber die Gestalt auf dem Rad verschwand für einen Moment hinter einer vorwachsenden Felsnase, dann war sie wieder zu sehen, diesmal auf der Straße, und das Glotzauge des Scheinwerfers bewegte sich in unsere Richtung.
    Der blasse Schein stach in die Dunkelheit. Er berührte tanzend die Straße, machte sie begrenzt hell, wanderte weiter – und kam plötzlich zur Ruhe, weil der Fahrer gestoppt hatte. Dann war er verschwunden. Nur die dunkle Gestalt blieb zurück, die sich wie ausgeschnitten in der Dunkelheit hervorhob.
    Wir saßen längst nicht mehr auf unserem Stein. Ich ging mit dem Abfall zu einer extra dafür aufgestellten Tonne, dann hörte ich hinter mir Janes Stimme.
    »Um diese Zeit noch unterwegs?«
    »Ja, Miß…«
    Eine Frau hatte geantwortet. Damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Es war also eine nächtliche Radlerin, und die wollte ich mir näher anschauen.
    Die zweite Überraschung erwischte mich, als ich sah, daß die Frau keine normale Kleidung trug, sondern die einer Polizistin. Sie war also eine Kollegin.
    »Hallo«, grüßte ich.
    Sie nickte zurück und nahm ihre Mütze ab. Sie schwitzte. Das blonde Haar hatte sie hochgesteckt, auf ihren Lippen lag ein Lächeln. »Sie scheinen ebenso verwundert zu sein wie ich«, sagte sie.
    »Da haben Sie recht«, gab ich zu. »Man rechnet nicht damit, um diese Zeit eine einsame Radlerin zu sehen. Dazu noch in Uniform.«
    »Als Polizist ist man immer im Dienst.«
    »Heute auch dienstlich?« fragte Jane.
    »Nein, nicht direkt. Ich wollte nur nach Hause.«
    »Aber hier wohnt doch niemand.«
    »Auf der anderen Seite der Straße schon. Dort stehen einige Häuser. Nicht eben viele, aber es reicht.«
    »Und Sie leben dort?« fragte ich.
    »Ja. Ich habe das Haus geerbt. Meine Eltern sind nach Dundee gezogen, aber ich wollte hier bleiben. Außerdem bin ich als Landpolizistin angestellt, wenn Sie so wollen.«
    »Das nehmen Sie aber wörtlich«, sagte Jane lächelnd.
    »Ich bin nicht immer unterwegs. Ich hatte nur jemand besucht. Jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause.« Sie schaute uns an, danach den Wagen. »Und Sie beide wollen noch durchfahren.«
    »Wir denken darüber nach«, sagte ich. »Sonst können wir auch hier im Wagen schlafen, wenn wir zu müde sind.«
    »Wo soll es denn hingehen?«
    »Glasgow«, antwortete Jane.
    »Oh, das ist weit.«
    »Stimmt, deshalb überlegen wir ja.«
    Sie lächelte uns an. »Mein Name ist übrigens Kathrin Dill.« Die rechte Hand löste sie vom Lenker und streckte sie uns entgegen.
    »Ich will mich nicht aufdrängen, aber so etwas wie Bed & Breakfast habe ich auch zu bieten, und sogar ziemlich viel Platz. Wenn Sie also wollen, können Sie gern bei mir übernachten. Ich fahre dann nur vor.«
    Jane und ich schauten uns an.
    »Sollen wir, John?«
    »Wenn du willst.«
    »Ich schon.«
    »Gut«, sagte ich und nickte Kathrin zu. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, kommen wir gern mit. Ein Bett ist immer noch angenehmer als ein Autositz.«
    »Da haben Sie recht.«
    Auch wir stellten uns vor, ohne allerdings unsere Berufe bekannt zu geben.
    »Wir brauchen nicht weit zu fahren. Nur die Straße hinunter. Hinter der nächsten Kurve führt eine schmale Straße nach rechts ab. Mehr ein Weg, aber befahrbar.«
    »Okay, dann los.«
    Ich stieg in

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