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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abgeholt werden, die in einem einsamen Landhaus lagen. Das würden die schottischen Kollegen besorgen.
    Schriftliche Erklärungen würden ihnen zugehen, das wollte ich ebenfalls in die Wege leiten, auch mit Hilfe meines Chefs Sir James.
    Vor uns lag eine ziemlich lange Fahrt zum Flughafen nach Glasgow und das auch durch eine schottische Nacht, die hier in der Einsamkeit sehr dunkel sein konnte.
    Ich lenkte den Range Rover und hatte Jane vorgeschlagen, ein wenig zu schlafen.
    Sie wollte nicht. Sie wollte schauen, sie wollte dabeisein, wie auch immer. Zudem war sich innerlich noch zu aufgewühlt, denn das letzte Erlebnis konnte sie nicht so einfach abhaken. Es steckte schon tief in ihr und wühlte sie immer wieder auf.
    Dabei stolperte sie immer über die Tatsache, daß Lilith sie gerettet hatte. Gut, sie lebte, nur gefiel ihr nicht, wem sie dieses Leben verdankte.
    »Finde dich damit ab«, sagte ich, als sie mich wieder darauf angesprochen hatte.
    »Das kann ich aber nicht.«
    »Ja, ich weiß, Jane, nur…«
    Sie unterbrach mich. »Du hast doch gehört, was sie sagte, bevor sie verschwand. Sie hat mich Doriel nicht überlassen wollen, weil ich ihr gehöre. Das war kein Bluff, keine Lüge, John, ich weiß es. Die hat es verflucht ernst gemeint.«
    »Kann sein.«
    »Wieso? Glaubst du mir nicht?«
    »Doch, Jane. Aber wir wissen schließlich, daß Lilith dich nie aufgegeben hat.«
    »Ja, das schon. Ich habe es in der letzten Zeit nicht so direkt gehört. Dann hat sie noch den untoten Engel beinahe vernichtet. Ich fürchte, daß sie einiges mit mir vorhat.«
    »Läßt du dich durch diese Theorie nervös machen?«
    »Sie ist nicht neu, stimmt. Aber denke auch an meinen Zustand, John, und was ich durchgemacht habe. Da ist das Nervenkostüm schon angegriffen. Allein die Tage in diesem verdammten Weinkeller waren der reinste Horror.«
    Da mußte ich ihr recht geben. Was sie ausgehalten hatte, überschritt wirklich die Grenzen des Erträglichen.
    Unsere Route führte in Richtung Südwesten. Es gab nur wenige breite Schnellstraßen in diesem nördlichen Teil Schottlands. Wer Zeit hatte, konnte auf Nebenstraßen fahren und die Landschaft genießen. Nur waren wir nicht als Urlauber unterwegs, wir wollten so schnell wie möglich den Flughafen erreichen und mußten deshalb die ganze Nacht durchfahren. Dabei war es noch fraglich, ob wir rechtzeitig ankamen.
    Wenn mich die Müdigkeit übermannte, wollte Jane fahren, aber noch fühlte ich mich fit. Ich versuchte, ihr einzureden, daß sie vorschlafen sollte, aber Jane war noch immer zu aufgewühlt. Sie würde keinen Schlaf finden.
    So saß sie neben mir. Hin und wieder schaute sie aus dem Fenster.
    Es gab nicht viel zu sehen. Die Landschaft, ein Gebilde aus Bergen, Tälern und mehr oder minder großen Seen wurde von der Dunkelheit verschluckt, und auch der Himmel zeigte sich nicht von seiner hellen Nachtseite, obwohl der Mond zunahm und sich allmählich seinem vollen Rund näherte. Noch aber schoben sich Wolken vor ihn wie seichte Gebilde und schluckten einen Teil des Lichts.
    Nach zwei Stunden legte ich die erste Pause ein. Es war kurz vor Mitternacht, und Jane, die tatsächlich etwas eingenickt war, schreckte hoch.
    »Wo sind wir denn jetzt?« fragte sie.
    »Das weiß ich auch nicht. Irgendwo im Nirgendwo.«
    »Tolle Antwort.«
    Ich hatte den Gurt gelöst, die Tür geöffnet und stieg aus. Die Luft war wunderbar rein und klar. Hoch über meinem Kopf segelten Wolken dahin. Den Range Rover hatte ich in eine Haltebucht gefahren, die für Touristen ideal war, denn tagsüber hatte der Rastende einen herrlichen Blick über die Täler- und Seenlandschaft und hinein in die tiefen Falten der Berge und Hügel, die auf mich den Eindruck eines erstarrten und mit hohen Wellen bedeckten Meeres machten.
    Ich machte meine Gymnastik, um die Steifheit aus meinen Knochen zu bekommen. Jane war ebenfalls ausgestiegen, gähnte und schaute mir dann zu. In einer Pause sprach sie mich an.
    »Ich frage mich, John, ob wir uns überhaupt so abhetzen müssen.«
    »Meinst du, wir sollten irgendwo Station machen?«
    »Ja.«
    »Mal sehen, wie weit wir kommen. Aber mit einem Bett kannst du dann nicht rechnen.«
    »Warum nicht?«
    »Der neue Tag bricht gleich an. Da läßt sich niemand mehr aus dem Bett schellen.«
    »Dann müssen wir eben durchhalten.«
    Ich legte ihr meinen Arm um die Schulter. »Das hört sich an, als hättest du keine große Lust.«
    »So ist es auch.«
    »Der Wagen ist groß genug. Wenn du

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