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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Range Rover. Jane folgte mir etwas langsamer.
    »Hast du was?« fragte ich.
    »Nein, wieso?«
    »Du siehst so aus.«
    Sie schloß die Tür. »Etwas verwundert bin ich schon, daß eine Frau mitten in der Nacht zwei Fremde bei sich aufnimmt.«
    »Sie ist doch eine Kollegin und wird schon eine entsprechende Menschenkenntnis besitzen.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Dann ist es ja gut…«
    ***
    Wir hatten wirklich nicht weit zu fahren brauchen, um die große Einsamkeit zu verlassen. Es war eine Ansiedlung, kein Ort oder Dorf. Nicht einmal einen Namen gab es für diese Häuser. Weder eine Kirche noch eine Kneipe, nicht einmal einen Friedhof. Dafür standen die Häuser ziemlich weit voneinander entfernt. Es war noch viel Platz vorhanden, freies Gelände, auf dem gebaut werden konnte.
    Möglicherweise sah es bei Tageslicht anders aus, in der Dunkelheit jedoch wirkte diese Ansiedlung verlassen.
    Jane schaute auf die Uhr, als wir die letzten Meter fuhren. Dabei seufzte sie.
    »Was hast du?«
    »Es ist schon ziemlich spät.« Sie gähnte. »Mitternacht ist vorbei. Ich glaube nicht, daß wir es geschafft hätten. Außerdem bin ich ziemlich müde. Als Fahrerin hätte ich nicht viel getaugt. Und du hättest die Strecke auch nicht allein durchgezogen, schätze ich mal.«
    »Stimmt«, erklärte ich und behielt dabei die Fahrerin im Auge.
    Das Rücklicht war nicht zu übersehen, auch wenn es manchmal flackerte und so aussah, als wollte es für immer verschwinden. »Und was hältst du von Kathrin?«
    »Sie ist nett.«
    Ich schmunzelte. »Reicht dir das als Antwort?«
    »Ich weiß noch nicht. Jedenfalls würde nicht jede Frau zwei Fremde über Nacht bei sich aufnehmen. Das fällt schon aus dem Rahmen. Aber wir sind hier nicht in London. In diesem Land gehen die Uhren wohl anders, und man ist auch einen anderen Tourismus gewöhnt, schätze ich mal. Außerdem ist sie so etwas wie eine Kollegin. Ich denke, daß sie genau weiß, was sie tut, und auch die entsprechende Menschenkenntnis besitzt. Von uns jedenfalls braucht sie nichts zu befürchten.«
    Da konnte ich nur nicken.
    Über eine Straße fuhren wir nicht. Auch innerhalb der Ansiedlung mit den klobig wirkenden Steinhäusern gab es keine asphaltierten Wege, und manche Bauten sahen aus wie Höfe.
    Vor einem schmaleren Haus stieg Kathrin Dill vom Rad und winkte uns, bevor sie ihr Gefährt gegen die Hauswand lehnte.
    Ich bremste ab. »Da wohnen Sie ganz allein?« wunderte ich mich.
    »Warum nicht? Hier ist eben vieles anders.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Wir stiegen aus. Die Reisetaschen nahmen wir mit. Jane hatte sich am Loch Fannoch eine gekauft und sich auch mit etwas neuer Kleidung eingedeckt.
    »Moment noch!« rief uns Kathrin zu. »Ich schließe eben auf und mache Ihnen Licht.«
    Sie öffnete die Haustür. Dahinter wurde es hell. Eine Außenleuchte gab es nicht.
    »Bitte sehr!« Kathrin hatte ihre Mütze abgenommen und hielt uns die Tür auf, damit wir eintreten konnten.
    Wir sahen sie jetzt besser. Ein schmales Gesicht. Helle Augen, eine gerade Nase, helle Brauen und sehr dünne Lippen. Ihr Lächeln wirkte sympathisch und einladend.
    Das Haus war nicht so eingerichtet, wie man es sich bei einer jungen Frau vorstellte. Sehr alte und noch stabile Möbel, dazu dunkle Teppiche auf dem Boden, und auch die Tapeten an den Wänden zeigten ein für meinen Geschmack zu dunkles Muster.
    An zwei Spiegeln mit dunklen Rahmen gingen wir vorbei und blieben an der Treppe stehen, weil wir auf Kathrin warteten. Sie kam, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. »Sie werden gleich hoch müssen«, erklärte sie uns, »dort befindet sich das Gästezimmer.«
    »Dann können wir ja unser Gepäck…«
    »Nein, Mr. Sinclair, später.« Sie räusperte sich und sah dabei etwas verlegen aus. »Verstehen Sie mich um Himmels willen nicht falsch, aber ich bekomme so wenig Besuch, da dachte ich mir, daß uns ein kleiner Drink zum Abschluß guttut. Natürlich nur, wenn Sie beide nicht zu müde sind.«
    Ich schaute Jane an. »Du bist vorhin müde gewesen.«
    »Das ist vorbei.«
    »Fein!« freute sich Kathrin. »Dann muß ich nur noch wissen, was Sie trinken möchten.«
    »Egal.«
    »Wein?«
    »Ja, auch den.«
    »Gut, ich hole ihn.«
    Sie führte uns zuvor in ihr Wohnzimmer, in dem ebenfalls dunkle Möbel standen. Grüne Vorhänge verdeckten die beiden Fensterscheiben, und das Licht der Deckenlampe war auch nicht gerade das hellste.
    Jane blickte sich ziemlich skeptisch um. »Ich denke nicht, daß ich es hier

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