1024 - Zeitmüll
und einige Plastikbrocken lösten sich aus der Decke. Sie prallten direkt vor seinen Füßen auf. Der Hauptverantwortliche für das Handelskontor Arxisto-Park blieb jedoch so ruhig, als habe er nichts bemerkt.
„Wir werden Arxisto alle verlassen", erklärte er und übertönte mühelos die Stimmen einiger Männer, die den sofortigen Aufbruch forderten. „Solange aber noch Schuttmassen auf uns herabgehen, müssen wir warten."
„Woher kommt das Zeug eigentlich?" rief eine rothaarige Frau. Sie drängte sich nach vorn und baute sich empört vor Rhodan auf, so, als sei dieser schuld an dem ganzen Geschehen.
„Das will ich gern erklären", antwortete der Terraner. „Wenn ihr ruhig seid, werde ich euch eure Fragen beantworten."
Er wartete, bis auch das letzte Flüstern und Wispern erstarb. Dann eröffnete er den Siedlern, was er zuvor Arger Staball auch gesagt hatte. Dabei erwähnte er die Superintelligenz Seth-Apophis jedoch nicht, sondern bezeichnete sie als anonyme Macht, von deren Existenz man wisse, berichtete auch nichts von den Agenten der Superintelligenz oder den tatsächlichen Aufgaben der Kosmischen Hanse. Er stellte lediglich klar, daß man es mit einem Angriff einer aufs höchste bedrängten Macht zu tun hatte, und daß die Schuttmassen, die Roboter und die Lebewesen aus der Zukunft kamen.
„Wenn das so ist", erwiderte einer der Siedler, ein vierschrötiger Mann mit einem dunklen Gesicht, „wird es Zeit, daß wir zurückschlagen."
„Richtig", bekräftigte die rothaarige Frau. „Und zwar voll."
Mehrere Siedler klatschten zustimmend in die Hände, und einige forderten ebenfalls einen Angriff auf die fremde Macht.
„Was geht es uns an, daß es diesem Unbekannten dreckig geht?" fragte die Rothaarige.
„Wenn diese Macht Hilfe braucht, dann soll sie vor allem nicht mit solchen Gesteinsmassen um sich werfen", fügte der Mann mit dem dunklen Gesicht hinzu.
„Immerhin hat es Tote und viele Verletzte gegeben", schrie ein Arkonide aus dem Hintergrund.
Rhodan hob die Arme und wartete, bis es ruhig geworden war.
„Lasset uns tagfahrten", sagte er. „Gar leicht ist das Fähnlein aufgezogen, aber nur schwer in Ehren herabgeholet."
„Was soll das denn?" fragte die Rothaarige verblüfft.
„Das sind die Worte eines berühmten und mächtigen Mannes einer Hanse, die lange, lange vor unserer Zeit existiert hat. „Es war der Leitspruch dieses Mannes, und in ihm liegt so viel Wahrheit, daß wir darüber nachdenken sollten."
„Ich verstehe das nicht", gestand die Rothaarige.
„Dieses Wort will sagen, daß wir uns vor einem überstürzten Angriff hüten sollten.
Tagfahrten, das heißt soviel wie verhandeln, vorsichtig taktieren, Verständnis für den anderen haben und den friedlichen Weg suchen."
„Das hört sich ganz vernünftig an", bemerkte der Mann mit dem dunklen Gesicht.
„Und was soll das andere, das mit dem Fähnlein?" fragte die Frau.
Rhodan lächelte.
„Das soll bedeuten, daß es leicht ist, die Waffen gegen einen anderen zu erheben und loszuschlagen. Dazu gehört nicht viel Verstand. Wenn der Kampf aber erst einmal begonnen hat, dann ist es schwer, ihn zu beenden, denn keine der beiden Parteien mag zugeben, daß sie den Kampf verloren hat. Keine will sich demütigen. Jede will mit möglichst heiler Haut herauskommen und vor allem mit möglichst großer Selbstachtung.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß es viel schwieriger ist, einen Krieg zu beenden, als einen anzufangen."
„Hört sich vernünftig an", lobte die Rothaarige.
„Es ist vernünftig", beteuerte Rhodan. „Und wir haben uns dafür entschieden, zu tagfahrten - nach alter hansischer Tradition, was nicht heißen soll, daß hier und da auch mal ein Schuß fällt, wenn es nötig wird, die eigene Position zu verteidigen."
Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm. Darauf aber kam es Rhodan gar nicht an. Er wußte, welchen Weg die Menschheit zu gehen hatte. Ihm war in diesen Minuten und in dieser kritischen Situation vor allem wichtig, den Menschen um ihn herum die Angst zu nehmen und sie aus ihrer Panik zu lösen.
Das war ihm gelungen.
6.
Jetzt bist du bei ihr völlig unten durch, dachte Anny Vorscheyn belustigt, als Marlett Berga, der Jäger und sie die brennenden Trümmer des Roboters hinter sich ließen.
Marlett tat, als sei Anny nicht vorhanden. Um so mehr bemühte sie sich um Tom Barrett, der keinen Hehl daraus machte, daß ihm ihre Gunstbezeigungen gefielen.
Ein schriller Pfiff schreckte die beiden Frauen und den
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