1024 - Zeitmüll
Mit unglaublicher Geschicklichkeit kletterte er am Rumpf der riesigen Apparatur in die Höhe bis hin zu dem diskusförmigen Gebilde. Hier befanden sich die meisten Antennen und Ortungsanlagen. Kyrr stürzte sich auf sie, packte sie und riß eine nach der anderen heraus.
Der gigantische Roboter schwankte.
Aus mehreren Energiekanonen zuckten Blitze ziellos in die Landschaft und in die tief hängenden Wolken hinaus.
Unmittelbar darauf begann es zu regnen. Da der Roboter weiter sinnlos um sich feuerte, und das herabfallende Wasser in der Gluthitze verdampfte, senkte sich heißer Nebel herab, der so dicht wurde, daß Tom Barrett, die beiden Frauen und Kique den ruhmessüchtigen Kyrr nicht mehr sehen konnten. Sie hörten aber seine Triumphschreie und das Brechen der Antennen.
Immer wieder blitzte es auf, und die Hitze wurde unerträglich.
„Weg hier", rief Anny schließlich. „Wenn wir noch länger bleiben, werden wir gekocht."
Sie kletterte aus der Felsspalte, und Marlett und der Jäger folgten ihr. Sie hasteten stolpernd durch das unwegsame Gelände voran.
Tom Barrett übernahm die Spitze. Er war es gewohnt, sich in der Wildnis zu bewegen, und er konnte sich am besten orientieren. Er richtete sich nach den Kampfgeräuschen.
„Wohin gehen wir eigentlich?" fragte Anny nach einigen Minuten verwirrt, als die Geräusche nicht leiser wurden. „Bewegen wir uns im Kreis?"
„Natürlich nicht", antwortete er gelassen. „Ich führe euch um den Roboter herum, und dann geht es weiter in Richtung Arxisto-Park."
Eine krachende Explosion ließ sie zusammenschrecken. Sie blieben stehen und versuchten, etwas zu erkennen. Doch von dem gigantischen Roboter war nichts zu sehen.
Sie konnten nur ahnen, wo er war. Hin und wieder blitzte es über ihnen auf.
„Wir sind keine hundert Meter von ihm entfernt", bemerkte Anny. „Wenn er umkippt und explodiert, sind wir geliefert."
Tom Barrett verzog die Lippen.
„Du spinnst wohl?" fragte er verächtlich. „Wie sollte Kyrr es wohl schaffen, diesen Giganten zu besiegen? Dazu gehört mehr, als ein paar Antennen zu zerbrechen."
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als eine Reihe knatternder Explosionen die Stille zerriß. Dann zerbrach Stahl mit donnerndem Krachen. Angstvoll blickten die beiden Frauen und der Jäger sich an.
„Er kann ihn nicht besiegen, wie?" spöttelte Anny.
„Weg hier", schrie Marlett. „Schnell."
Abermals explodierte etwas über ihnen, und dann zerriß der Nebel plötzlich. Sie sahen den riesigen Roboter, der sich ihnen langsam zuneigte.
„Er kippt um", stöhnte Tom Barrett.
Er drehte sich um und wollte fliehen, doch sein Fuß geriet in einen Felsspalt und verhakte sich. Er stürzte zu Boden, während die beiden Frauen wegliefen. Er wälzte sich herum und zerrte an seinem Bein. Endlos lange Sekunden schienen zu vergehen, bis sich der Fuß aus dem Spalt löste. Dabei blickte Barrett auf den Roboter. Seine Augen weiteten sich. Die Maschine kippte um, und er glaubte, daß sie auf ihn fallen würde, obwohl sie nur etwa fünfzig Meter hoch, und er schon über hundert Meter von ihr entfernt war.
Er sprang auf und rannte hinter den beiden Frauen her.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen prallte der Roboter auf die Felsen. Er zerbrach in mehrere Teile, und aus seinem Rumpf schossen Stichflammen hervor. Metall- und Plastikteile aller Größen wirbelten wie Geschosse durch die Luft. Ein faustgroßes Stück traf Tom Barrett an der Schulter und warf ihn zu Boden.
Der diskusförmige Kopfteil des Roboters schwebte so langsam aus dem Nebel herab, als werde er von Antigravfeldern getragen. Dann aber beschleunigte er plötzlich, als werde er von einer unsichtbaren Hand auf die Felsen geschleudert. Keine zehn Meter von dem Jäger entfernt zerbarst er auf dem Boden. Eine Energiekanone fiel polternd daneben herab, und ein schwacher Blitz löste sich daraus, ohne Schaden anzurichten.
Tom Barrett versuchte, aufzustehen, doch aus dem Rumpfkörper des Roboters schoß eine ölige Flüssigkeit und überschwemmte den Boden. Darauf rutschte der Jäger immer wieder aus, während er sich verzweifelt vorankämpfte.
Als er endlich trockenen Boden erreichte, war er so erschöpft, daß er kaum noch laufen konnte. Der Geruch der öligen Flüssigkeit aber trieb ihn unerbittlich voran. Er fürchtete eine Explosion und ein sich spontan über das Plateau ausbreitendes Feuer. Tatsächlich war er noch keine zwanzig Schritte weit gekommen, als eine Feuerwand hinter ihm aufwuchs, und eine
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